Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase-Mangel E78.6; N08.4

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 11.06.2019

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Synonym(e)

Alpha-LCAT-Mangel; Cholesterol acyltransferase deficiency; Dyslipoproteinämische korneale Dystrophie; Familial lecithin cholesterol acyltransferase; Fischaugenkrankheit; Fish-eye-disease; LCAT-deficiency; LCAT-Mangel; Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase-Mangel; Lecithin cholesterol acyltransferase deficiency; Lezithin-Cholesterin-Azyltransferase-Mangel; Norum-Krankheit; OMIM 136120; OMIM 245900

Definition

Der autosomal-rezessiv vererbte Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase-(LCAT-)Mangel ist eine angeborene Störung des Fettstoffwechsels verursacht durch Mutationen im LCAT-Gen (16q22.1). Bisher wurden im LCAT-Gen (16q22.1) > 85 Mutationen identifiziert.

Einteilung

Der erbliche LCAT (Lecithin-Cholesterin-Acyltransferase)-Mangel führt zu 2 phänotypisch unterschiedlichen Erkrankungen:

  • Familiärer LCAT-Mangel: Hornhauttrübungen, Anämie und Niereninsuffizienz (nephrotisches Syndrom), reduzierte Konzentration des HDL-Cholesterins.
  • Fischaugen-Krankheit (LCAT-Defizienz ist ein Teilmangel): Hornhauttrübungen und Arteriosklerose, reduzierte Konzentration des HDL-Cholesterins (Ustaoglu M et al. 2019).

Vorkommen/Epidemiologie

Beide bekannten Phänotypen bei familiärem LCAT-Mangel sind sehr selten: 70 gemeldete Fällen von familiärem LCAT-Mangel; 30 Fälle von Fischaugenkrankheit; die meisten Erkrankungen wurden in Europa, Japan und Kanada beschrieben.

Ätiopathogenese

Mutationen im LCAT-Gen (16q22.1) können zu einem LCAT-Mangel und zu einer fehlenden Aktivität des LCAT-Enzyms. Die Cholesterin-Acetyltransferase katalysiert die Bildung von Cholesterin-Estern in Lipoproteinen. Der LCAT-Mangel führt zu einer Erhöhung der Konzentration an Cholesterin und Triacylglycerinen im Plasma sowie zu einer Hypoalphalipoproteinämie (Tobar HE et al. 2019). Das Plasma ist erkennbar trüb bzw. milchig. Es kommt zu Anhäufungen von nicht-verestertem Cholesterin und zu Einlagerungen z.B. in Cornea, Erythrozyten und Niere.

Bemerkung: Das im menschlichen Blut in Lipoproteinen transportierte Cholesterin liegt zu 70% als Cholesterinester vor. In dieser Form kann es in der Leber leicht abgebaut werden. LCAT ist daher unentbehrlich im Fettstoffwechsel. 

Manifestation

Die meisten Patienten werden im Erwachsenenalter diagnostiziert.

Klinisches Bild

Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch die Symptomentrias: Anämie, Glomerulopathie (nephrotisches Syndrom) und Hornhauttrübungen.

An den Augen finden sich beidseits diffus-nebelige Trübungen (umschriebene Lipidablagerung) des Hornhautstromas. Diese sind aus winzigen punktförmigen Einzeltrübungen zusammengesetzt und weisen in der Hornhautperipherie eine ringförmige Verdichtung mit unscharfer Begrenzung auf.

Die Hornhauttrübung stellt, v.a. bei dem inkompletten LCAT-Mangel, u.U. das einzige obligate klinische Symptom dar, das zudem uniform auftritt und pathognomonischen Charakter hat. Diese Art der Hornhauttrübung ist ein echtes Leitsymptom des LCAT-Mangels.

Weniger häufige Symptome sind Atherosklerose, Hepatomegalie, Splenomegalie und Lymphadenopathien.

Diagnose

Klinik, Labor; die definitive Diagnose erfordert die DNA-Diagnostik im LCAT -Gen und die funktionelle Analyse des Genproduktes.

Pränataldiagnostik:  Eine vorgeburtliche Diagnostik ist möglich. Den betroffenen Familien soll eine genetische Beratung angeboten werden.

Therapie

Ernährungstherapeutische Ansätze bestehen in einer Reduktion der Cholesterinzufuhr.

Bei der Fischaugenkrankheit kann eine Hornhauttransplantation oder eine „penetrating Keratoplastik“ in Erwägung gezogen werden.

Verlauf/Prognose

Mögliches Nierenversagen bei völligem LCAT-Mangel.

Bei dem partiellen LCAT-Mangel (Fischaugenkrankheit) Auftreten einer Sehbehinderung aufgrund der Hornhauttrübung.

Hinweis(e)

Vereinzelt wurde auch eine erworbene LCAT-Defizienz beschrieben. Ursächlich sind Autoantikörper gegen LCAT. Diese Patienten werden durch ein nephrotisches Syndrom infolge einer membranösen Glomerulopathie auffällig (Ishibashi R et al. 2018).

Literatur
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  1. Delteil C et al. (2019)  Glomerulopathy associated with lecithin-cholesterol-acyltransferase deficiency: A case report and literature review. Ann Pathol 39:172-176.
  2. Ishibashi R et al. (2018) Immune-mediated acquired lecithin-cholesterol acyltransferase deficiency: A case report and literature review. J Clin Lipidol 12:888-897.
  3. Tobar HE et al. (2019) Identification and functional analysis of missense mutations in the lecithin cholesterol acyltransferase gene in a Chilean patient with hypoalphalipoproteinemia. Lipids Health 18:132.
  4. Ustaoglu M et al. (2019) Ocular and Genetic Characteristics Observed in Two Cases of Fish-Eye Disease. Cornea 38:379-383.
  5. Viestenz E et al. (2003)  Okuläre Manifestation bei LCAT-Mangel - eine klinisch-histopathologische Korrelation. Klin Monatsbl Augenheilkd 220: 499-502
  6. Zemsky CJ et al. (2019) Case Report: Management of Corneal Clouding from Lecithin: Cholesterol Acyltransferase Deficiency. Optom Vis Sci 96:137-141.

Weiterführende Artikel (1)

Nephrotisches Syndrom;

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