Crataegi folium cum flore

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 23.04.2025

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Synonym(e)

Folia Crataegi cum floribus; Hagedornblätter mit Blüten; Hawthorn herb; Heckendornblätter mit Blüten; Herba Crataegi; Mehlbeerbaumblätter mit Blüten; Mehldornblätter mit Blüten; Sommite fleurie d'aubépine; Weissdornblätter mit Blüten; Weißdornblätter mit Blüten; Weißheckdornblätter mit Blüten; Zaundornblätter mit Blüten

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Definition

Unter Crataegifolium cum flore, den Weissdornblättern mit Blüten, sind die getrockneten, bis zu 7 cm langen, blühenden Zweigspitzen der verschiedenen Crataegus-Arten (s.u. Weißdorn) zu verstehen.

Weißdornblätter und -Blüten:

Qualität ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) und im Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) festgelegt.

 

HMPC -Monographie: Traditional-use: zeitweilig auftretende nervöse Herzbeschwerden (z.B. Herzklopfen, durch Ängste aus­gelöste Extrasystolen) nach Ausschluß ernsthafter Er­krankung, bei leichten Stress­symptomen, als Schlaf­hilfe.

ESCOP-Monographie: nur für Fertigarzneimittel mit alkoholischen Extrakten als Wirkstoff an; für Teezubereitungen lautet das Anwendungsgebiet „nervöse Herz­beschwer­den und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion
Kommission E-Monographie: nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens (Herzinsuffizienz) entsprechend Stadium II nach NYHA (New York Heart Association).

Erfahrungsheilkunde: funktionelle Herzbeschwerden, koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen, Artheroskleroseprophylaxe

 

 

Inhaltsstoffe

Etwa 1% bis 2 % Flavonoide v.a. Flavonglykoside,  Flavonglykoside wie Vitexin, Rutin, Hyperosid und Derivate. Oligomere Procyanide, Catechine, Epicatechin, Epicatechingerbstoffe (s.u. Gerbstoffe), Crategussäure, Phenolcarbonsäuren, biogene Amine. Die Drogen enthalten keine Glykoside. 
 

Wirkungen

Crataegifolium cum flore verbessert die Koronardurchblutung, wirkt positiv inotrop und dromotrop, reguliert den Blutdruck und wirkt krampflösend.

 

Anwendungsgebiet/Verwendung

Die Droge wird unter anderem in der Behandlung einer beginnenden Herzinsuffizienz eingesetzt,
wenn andere Maßnahmen noch nicht erforderlich sind.
 

Dosierung

Weißdornextrakte sind besonders gut zur Behandlung der nachlassenden Leistungsfähigkeit des Herzens geeignet. Für eine Herzinsuffiienz NYHA II liegt die optimale Dosierung bei 900-1200mg Trockenextrakt. 

Erwachsene:

In Abhängigkeit von der Applikationsform- s.a. EMA und Beipackzettel

Kontraindikation

Allergie gegen Inhaltsstoffe.

Für Kinder unter 12 Jahren nicht empfohlen. Auch die Anwendung bei Jugendlichen unter 18 Jahren wird aufgrund von Bedenken, die ärztlichen Rat erfordern, nicht empfohlen.

In Ermangelung ausreichender Daten wird die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen.Keine Daten zur Fertilität verfügbar

Wechselwirkungen

Herzglykoide, z.B. Digoxin.

Handelsnamen

Cor-Select® Salbe, Dr. Klinger´s Herz- und Kreislauftee®, Guttacor-Balsam® N, Orbis® Nerven- und Beruhigungstee,  Pectapas®Salbe, Species-Sklero-Diabeticum®,

Crataegutt® 600mg Filtabletten (1-2x 1 Filmtabl./Tag)

Crataegutt® Tropfen (3x 20-40Tr/Tag)

Naturcor® 450mg Filtabletten (2x 1 Filmtabl./Tag)

 

Kombinationspräparate (+ Digitaloiddrogen wie Maiglöckchenkraut und Adoniskraut - wird kontrovers diskutiert)

Angioton H ® (Crategus+Convallaria majalis+Adonis vernalis+Cactus+Lobelia inflata): 1-3x je 5 Tr/Tag

Convallocor ®

 

Hinweis(e)

Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen die Sicherheit und positive Wirkung von Crataegi folium cum flore bei Patienten mit Herzinsuffizienz der New York Heart Association-Klassen II oder III. Die Nutzen-Risiko-Bewertung ist positiv (Holubarsch CJF et al. 2018; Wang J et al 2013).

Zu beachten ist, dass die neue HMPC-Monographie für Crataegus ssp. folium cum flore nur noch zwei Indikationen zur tradi­tionellen Anwendung (Traditional Use) vorsieht: die symptomatische Behandlung bei zeitweiligen nervösen Herzbeschwerden wie Herzpochen, wenn schwerwiegende Erkrankungen durch einen Arzt ausgeschlossen wurden, sowie die Linderung milder Stresssymptome und als Schlafhilfe.

Literatur

  1. EMA/HMPC: European Union herbal monograph on Crataegi folium cum flori-Final,5. Apr. 2016; htpp//www.a-turl.de/?k=urba 
  2. Hellenbrand N et al. (2015) Isolation and quantification of oligomeric and polymeric procyanidins in leaves and flowers of Hawthorn (Crataegus spp.). Fitoterapia 104:14-22. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25917901/
  3. Rayyan S et al. (2005) Isolation and identification of flavonoids, including flavone rotamers, from the herbal drug 'Crataegi folium cum flore' (hawthorn). Phytochem Anal 16:334-341.  https://analyticalsciencejournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/pca.853
  4. Wiesenhauer M (2008) Phytopraxis. Springer Medizin Verlag, Heidelberg S.152-154
  5. Zumdick S et al.,(2009) Preparative isolation of oligomeric procyanidins from Hawthorn (Crataegus spp.). Pharmazie 64:286-268.
  6. https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-crataegus-spp-folium-cum-flore_en.pdf
  7. https://arzneipflanzenlexikon.info/weissdorn.php
  8. Wenigmann M.(2017)  Phytotherapie Arzneidrogen Phytopharmaka Anwendung. Urban & Fischer:  5.115 Tormentillwurzelstock (Tormentillae rhizoma) S 214-215   http://Phytochem Anal 16:334-341
  9. Miller LG (1998) Herbal medicinals: selected clinical considerations focusing on known or potential drug-herb interactions. Arch Intern Med.  9;158(20):2200-2211. doi: 10.1001/archinte.158.20.2200. PMID: 9818800
  10. https://www.awl.ch/heilpflanzen/crataegus_arten/weissdorn.htm
  11. Holubarsch CJF et al. (2018) Benefit-Risk Assessment of Crataegus Extract WS 1442: An Evidence-Based Review. Am J Cardiovasc Drugs. 18(1):25-36. doi: 10.1007/s40256-017-0249-9. PMID: 29080984; PMCID: PMC5772138.
  12. Wang J et al. (2013) Effect of crataegus usage in cardiovascular disease prevention: an evidence-based approach. Evid Based Complement Alternat Med : 149363. doi: 10.1155/2013/149363. Epub 2013 Dec 29. PMID: 24459528; PMCID: PMC3891531.
  13. Blaschek W (2015) Wichtl-Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft München. S 196-200

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