Inhalte der HMPC-Monographien: In den HMPC-Monographien sind zum Well-established use und zum Traditional use in zwei Kolonnen nebeneinander folgende Abschnitte enthalten:
- Bezeichnung der Monographie
- Qualitative und quantitative Angaben, Übersicht der Zubereitungen
- Darreichungsform
- Klinische Eigenschaften: Anwendungsgebiete, Dosierung und Art der Anwendung, Dauer der Anwendung, Gegenanzeigen, Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise, Wechselwirkungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Fruchtbarkeit, Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Überdosierung
- Pharmakologische Eigenschaften: pharmakodynamische Eigenschaften, pharmakokinetische Eigenschaften, präklinische Daten zur Unbedenklichkeit
- Pharmazeutische Eigenschaften (sofern relevant) : Beim Traditional use können die Angaben zu den pharmakologischen Eigenschaften komplett entfallen.
Der HMPC hat bis Anfang 2014 etwa 120 Monographien verabschiedet (www.ema.europa.eu; Auswahlfeld »find medicine«; Auswahlfeld »herbal medicine«). Nur bei etwa einem Fünftel wurden die Kriterien des Well-established use als erfüllt angesehen. Ist die Datenlage für unterschiedliche Zubereitungen einer Droge uneinheitlich, können verschiedene Zubereitungsformen einmal als Well-established use und einmal als Traditional use eingestuft sein. Nur zwei Monographien befassen sich mit Kombinationen zweier pflanzlicher Arzneidrogen. Bislang wurden der Europäischen Kommission erst zwölf Listenpositionen vorgelegt, die alle angenommen wurden. Kann die Bewertung nicht positiv abgeschlossen werden, wird dies in einem »Public Statement« kommuniziert. Dies kann der Fall sein, wenn Risiken bestehen, genaue Angaben zur Dosierung fehlen oder die Grundlagen für eine 30-jährige Tradition nicht bestehen.
Die Erstellung der HMPC-Monographien ist ein transparenter Prozess: Durchschnittlich verabschiedet der HMPC jedes Jahr etwa 20 neue Monographien. Die Erstellung der HMPC-Monographien basiert auf öffentlich verfügbaren wissenschaftlichen Daten. Die Monographieerstellung beginnt mit einem öffentlichen Aufruf zur Einbringung fachlicher Daten für die jeweilige pflanzliche Arzneidroge. Die Mitgliedsstaaten erstellen eine Übersicht über die in ihrem Markt vorhandenen Arzneimittel. Der nominierte Berichterstatter (Rapporteur) führt eine Literaturrecherche durch und erarbeitet auf der Grundlage aller Daten einen Entwurf, der in der MLWP (Working Party on Monographs and List Entries), einer Arbeitsgruppe des HMPC, diskutiert wird. Dabei wird die verfügbare fachliche Literatur nicht nur zusammengestellt, sondern kritisch bewertet – auch unter Berücksichtigung des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstands und regulatorischer Anforderungen. Diese wissenschaftliche Beurteilung wird in einem Bewertungsbericht festgehalten.
Nach der Annahme des Entwurfs durch den HMPC wird dieser auf der Website der EMA zur öffentlichen Kommentierung publiziert. Die eingesendeten Kommentare werden in einem Übersichtsdokument zusammengefasst, in der MLWP diskutiert und können auch zu einer Änderung des Entwurfs führen. Schließlich werden die Monographie, der Bewertungsbericht, der Überblick über die Kommentare und eine Liste der Referenzen abschließend vom HMPC angenommen und auf der Website der EMA publiziert.
Der HMPC hat ein Verfahren etabliert, mit dem die Monographien regelmäßig im Abstand von fünf Jahren überarbeitet und wieder an den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand angepasst werden. Dabei werden neue Studien und Erkenntnisse eingebracht. Die HMPC-Monographien repräsentieren für alle EU-Mitgliedsstaaten einen offiziellen regulatorischen Standard. Die Harmonisierung der Bewertung ausgehend von ganz unterschiedlichen Traditionen in den einzelnen Mitgliedsstaaten führt durchaus zu Restriktionen. In vielen Fällen sehen die HMPC-Monographien keine oder nur eine begrenzte Anwendung bei Kindern oder Heranwachsenden vor. Die HMPC-Monographien sind zusammen mit den Begleitdokumenten öffentlich und kostenlos verfügbar. Sie stehen somit nicht nur regulatorischen Behörden, sondern auch Wissenschaftlern, Ärzten und Apothekern sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung.