Yersinia pseudotuberculosis

Zuletzt aktualisiert am: 26.03.2021

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Definition

Im Gegensatz zu Yersinia enterocolitica eher seltene Yersiniose. Yersinia pseudotuberculosis verursacht eine in Mitteleuropa meist blande verlaufende Lymphadenitis mesenterialis. Da ein derartiger Befund auch bei der Darmtuberkulose auftrat, erfolgte die Bezeichnung pseudotuberculosis. Von besonderer Bedeutung ist diese Infektion, da Wochen nach einer akuten Infektion, bevorzugt bei Frauen, immunpathologische Komplikationen auftreten können, wie reaktive Arthritiden und Erythema nodosum.

Allgemeine Information

Übertragung oral durch verunreinigtes, ungenügend erhitztes Fleisch, über kontaminiertes Wasser und Tierkontakte. Zoonose (indirekt von Tieren über Lebensmittel, Milchprodukte, rohes Schweinefleisch) (Tauxe RV 2004). Die Erreger können sich auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen (Kühlschranktemperatur) und unter mikroaerophilen Bedingungen vermehren.

Für die humanpathogenen Y.-enterocolitica-Stämme sind Schweine (Hausschwein und Wildschwein) das bedeutendste Tierreservoir. Die Infektion verläuft hier asymptomatisch. Während des Schlachtprozesses kann es deshalb zu einer Kontamination der Schlachtkörper kommen (Drummond N et al. 2012).

Y. pseudotuberculosis kommen in der Umwelt weit verbreitet vor und werden überwiegend aus verschiedenen Vögeln und Wildtieren, z.B. Nagern und anderen Kleinsäugern, isoliert.

Infektiosität besteht solange die Symptome andauern, in der Regel 2-3 Wochen. Eine längere Ausscheidungsdauer ist sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen möglich.

Vorkommen

Der Durchseuchungsgrad in der Bevölkerung ist sehr gering. Ebenso die nachgewiesene Fallzahl.

Klinisches Bild

Pseudoappendizitische Verlaufsform ist bei 75-90% der Fälle zu beobachten. (ältere Kinder, Jugendliche): Appendizitis-ähnliche Symptomatik mit mesenteriale Lymphadenitis (Morbus Maßhoff, Maßhoff-Lymphadenitis, Pseudoappendizitis). Seltener ist eine Ileussymptomatik

Diagnostik

Erregernachweis: Kulturell aus mesenterialen Lymphknoten (nach Op.); evtl. auch Nachweis von Yersinia-DNA. Yersinien können sich noch bei + 4°C im Kühlschrank auf Fleisch und Wurst vermehren.

Serologie: Zweifache Titerbestimmung auf Antikörper gegen Y. pseudotuberculosis.

Beim Auftreten reaktiver Arthritiden wird der serologische Nachweis von Yop- (yersinia outer proteins-) Antikörpern zur Diagnostik herangezogen. Hierbei sind Yop-positive Diagnosen nur dann aussagekräftig, sofern ein Titeranstieg zwischen zwei im Abstand mehrerer Tage genommenen Proben nachweisbar ist.

Komplikation(en)

Das Far East scarlet fever (FESLF), das Fernöstliches scharlachartiges Fieber ist eine schwere entzündliche Erkrankung, die sporadisch und in Ausbrüchen in Russland und Japan auftritt. Die Erkrankung wird Yersinia pseudotubuclosis verursacht. Es besteht offenbar eine geografische Heterogenität zwischen Virulenzfaktoren, die von europäischen und fernöstlichen Y pseudotuberculosis-Stämmen produziert werden. Es wird angenommen, dass durch das Virulenzplasmid pYV getriggerte Superantigen Y pseudotuberculosis-derived mitogen A (YPMa) in der Pathogenese von FESLF eine wesentliche Rolle spielt (Amphlett A 2015; Timchenko NF et al. 2016).

Therapie

Während der Dauer der Erkrankung sollten Patienten zu Hause bleiben und die aufgeführten Hygienemaßnahmen beachten. Für Infektionen in Krankenhäusern anderen medizinischen Einrichtungen, in Heimen, Betreuungseinrichtungen und sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen gelten bes. Hygienemaßnahmen.

Bei leichtem Verlauf: Bei einer akuten Yersinien-Infektion ohne schweren Krankheitsverlauf sollte gemäß der S2k-Leitlinie "Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple" (Hagel et al., 2015) in der Regel keine antimikrobielle Therapie durchgeführt werden, da der Verlauf nicht wesentlich beeinflusst werden kann. Es genügen eine orale Flüssigkeits- und eine Elektrolytsubstitution.

Bei schwerem Verlauf: Antibiotische Therapie mit Fluorchinolonen (z.B. Ciprofloxacin) oder Cephalosporine der 3. Generation (z.B. Ceftriaxon)

Prognose

Meist folgenlose Abheilung

Hinweis(e)

Yersinia pseudotuberculosis, ein gastrointestinales Bakterium, produziert drei eng verwandte T-Zell-Superantigene, YPMa, YPMb und YPMc, die keine signifikante Sequenzähnlichkeit zu anderen bakteriellen Superantigenen aufweisen. YPMa hat eine pathogenetische Bedeutung bei der Auslösung des Far East scarlet fever (FESLF) (Donadini R et al. 2007).

Literatur
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  1. Amphlett A (2015) Far East Scarlet-Like Fever: A Review of the Epidemiology, Symptomatology, and Role of Superantigenic Toxin: Yersinia pseudotuberculosis-Derived Mitogen A. Open Forum Infect Dis 3(1):ofv202. 
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Yersinien in Lebensmitteln: Empfehlungen zum Schutz vor Infektionen. Stellungnahme Nr. 002/2013 des BfR vom 18. Januar 2013 (www.bfr.bund.de)
  3. Donadini R et al. (2007) Yersinia pseudotuberculosis superantigens. Chem Immunol Allergy 93:77-91.
  4. Long C et al. (2010): Yersinia pseudotuberculosis and Y. enterocolitica Infections, FoodNet, 1996–2007. Emerg Infect Dis 16:566-567
  5. Lucero-Estrada C et al. (2020) An overview of Yersinia enterocolitica and related species in samples of different origin from San Luis, Argentina. Food Microbiol 86:103345. 
  6. Tauxe RV (2004) Salad and pseudoappendicitis: Yersinia pseudotuberculosis as a foodborne pathogen. J Infect Dis 189:761-3
  7. Timchenko NF et al. (2016) Far East Scarlet-Like Fever Caused by a Few Related Genotypes of Yersinia pseudotuberculosis, Russia. Emerg Infect Dis 22:503-506.
  8. Touraud JP et al. (2000) Cutaneous manifestations of Yersinia enterocolitica infection. Ann Dermatol Venereol 127(8-9):741-744.
  9. Zińczuk J et al. (2015) Mesenteric lymphadenitis caused by Yersinia enterocolitica. Prz Gastroenterol 10:118-121.

Verweisende Artikel (3)

Bakterien; Far East scarlet fever; Yersinia ;

Weiterführende Artikel (1)

Yersinia enterocolitica;
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