Caliciviridae

Zuletzt aktualisiert am: 22.02.2021

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Synonym(e)

Caliciviren:

Definition

Die Familie der Caliciviridae (Caliciviren) haben ihren Namen von den 32 kelchförmigen Vertiefungen (calix, lat. = Kelch), die sich an jeder der ikosaedrischen Fünffach- und Dreifach-Achsen befinden. In negativ gefärbten Viruspräparaten erscheinen einige becherförmige Vertiefungen deutlich und gut definiert, während in anderen diese Vertiefungen weniger ausgeprägt sind.

Das Kapsid selbst besteht aus 90 Dimeren eines einzigen viralen Strukturproteins, dem Hauptstrukturprotein VP1, das sich in seiner dimerisierten Form zu einem Ikosaeder aufbaut. An die lineare ss(+)RNA angelagert, finden sich in nur 1-2 Kopien ein zweites Strukturprotein (VP2), dessen Funktion nur unzureichend geklärt ist. Calicivirus-Virionen sind klein (27 bis 40 nm), ikosaedrisch und unbehüllt. Im Allgemeinen sind Caliciviren in der Umwelt stabil. Viele Stämme sind resistent gegen Inaktivierung durch Hitze und bestimmte Chemikalien wie Ether, Chloroform und milde Detergenzien (was es ihnen ermöglicht, in der sauren Magenumgebung zu überleben und Gastroenteritiden zu verursachen).

Einteilung

Zu der Familie der Caliciviridae gehören die humanpathogenen Gattungen:

  • Norovirus mit der Art Norwalkvirus (Auslöser von Gastroenteritiden) und
  • Sapovirus mit der Art Sapporovirus (Auslöser von Gastroenteritiden)
  • Weiterhin gehören zu der Familie der Caliciviridae die  nicht-humanpathogenen Gattungen:
  • Lagovirus
  • Vesivirus und
  • Nebovirus

Klinisches Bild

Die Viren werden in großen Mengen über Stuhl und Erbrochenes ausgeschieden, dementsprechend erfolgt eine Übertragung über den direkten Kontakt (orale Aufnahme virushaltiger Tröpfchen – Aerosole, die während des schwallartigen Erbrechens entstehen) oder indirekten Kontakt (fäkal-oral, z.B. über Handkontakt mit kontaminierten Flächen). Obwohl eine Virusausscheidung in der präsymptomatischen Phase möglich ist, beginnt die massive Freisetzung von infektiösen Viren mit dem Auftreten der klinischen Symptome. Dies erklärt die rasche Infektionsausbreitung zum Beispiel in stationären Einrichtungen. Durch kontaminierte Lebensmittel oder Trinkwasser kann es ebenfalls zu einer Übertragung von Noroviren kommen. Obwohl Infektionen das ganze Jahr vorkommen können, ist eine Häufung in den Wintermonaten zu beobachten („winter vomiting disease“).

Betroffen sind Kindern (ca. 30 % der Fälle) und Erwachsenen (ca. 50 % der Fälle). Infektionen mit Noroviren können das ganze Jahr über auftreten. Eine saisonale Infektionshäufung ist insbesondere in der kalten Jahreszeit (Oktober bis März) zu beobachten. Eine hohe Dunkelziffer ist anzunehmen Dauer der Ansteckungsfähigkeit: Während der akuten Erkrankung und bis mindestens 48h nach Abklingen der klinischen Symptome sind Betroffene hoch ansteckungsfähig. Das Virus wird mindestens 7-14 Tage, in einzelnen Fällen sogar über Wochen nach Sistieren der Symptome ausgeschieden. Daher sind auch nach der akuten Phase konsequente Hygienmaßnahmen einzuhalten.

Literatur
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  1. Hof H et al. (2019):Hof H (2019) Spezielle Virologie. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, eds Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7th, completely revised and expanded edition. Stuttgart: Thieme S 204-206
  2. Peñaflor-Téllez Y et al.(2019) Immune Response Modulation by Caliciviruses. Front Immunol 10:2334.
  3. Vinjé J et al. (2019) et al. ICTV Virus Taxonomy Profile: Caliciviridae. J Gen Virol 100:1469-1470.

Verweisende Artikel (1)

Norovirus;

Weiterführende Artikel (3)

Ikosaeder; Norovirus; Norovirus-Infektionen;
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