Brucella

Zuletzt aktualisiert am: 06.04.2021

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Erstbeschreiber

Marston 1861; der englische Militärarzt David Bruce isolierte 1887 die nach ihm benannten Erreger in der Milz bei einem verstorbenen Patienten.

Definition

Bruzellen sind kleine, gramnegative unbegeißelte, kokkoide, pleomorphe Stäbchenbakterien. Von humapathogener Bedeutung sind 4 Spezies, die klinisch sehr ähnliche Krankheitsbilder verursachen.

Einteilung

Folgende Spezies sind von humanpathologischer  Bedeutung:

  • Brucella abortus (Erreger des M. Bang = Febris undulans bovina): Hauptwirt ist das Rind (ruft dort eine fieberhafte Allgemeininfektion hervor).
  • Brucella melitensis (Erreger des Maltafiebers = Mittelmeerfieber, Febris mediterranea, Febris undulans melitensis, Bruce-Septikämie, Wellenfieber): Hauptwirte sind Schafe und Ziegen.
  • Brucella suis (Schweinebruzellose = Brucellosis suis): Hauptwirt ist das Schwein.
  • Brucella canis (Hundebruzellose): Hauptwirt sind Hunde

Allgemeine Information

B. abortus: Weltweit auftretend, insbesondere in gemäßigten und tropischen Gebieten, in denen Rinderzucht betrieben wird. In unpasteurisierter Milch sind sie wochenlang überlebensfähig. Ebenso in den draus hergestellten Produkten.

Vorkommen

Brucella melitensis: Mittelmeerraum, Afrika, Südamerika.

Brucella suis: Nordamerika.

Pathophysiologie

Infektion mit Bruzella spp., insbes. bei Übertragung durch rohe Milch, direkten Kontakt mit infizierten Tieren (Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine) bzw. deren Geweben sowie Einatmen infizierter Aerosole. Häufig treten die Erreger auf vorgeschädigter Haut oder Konjunktiven (Schmierinfektion) ein. Übertragung von Mensch zu Mensch nur in Ausnahmefällen.

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Brucellosen sind klassischen Anthropozoonosen. Betroffen sind in erster Linie Tiere von denen die Erreger auf den Menschen übertragen werden. Menschliche Infektionen erfolgen über den Kontakt mit den erkrankten Tieren. Je nach Eintrittspforte kommt es zu einer lokalisierten Entzündung mit uncharakteristischen Beschwerden und Störung des Allgemeinbefindens.

Die Erreger werden durch Granulozyten aufgenommen. In denen können sie unbeschadet überleben, da sie die Phagosomen/Lysosomen/Fusion hemmen. Sie werden in die regionären Lymphknoten  verschleppt(Lymphadenitis) und streuen von dort aus in alle Organe. 

Brucellen können sich speziell in Zellen des RES (Milz, Leber, Knochenmark) und der Reproduktionsorgane beider Geschlechter vermehren. Dort entwickeln sich nicht verkäsende Granulome.

Diagnose

Anamnese (Landwirte, Metzger, Veterinäre, Trinken roher Milch; Reisen in Mittelmeerländer).

Labor: Mikroskopischer und kultureller Erregernachweis aus Blut und Körperflüssigkeiten, Organpunktaten, Lymphknotenbiopsie.

Antikörpernachweis (IgG, IgM, Titeranstieg) mit ELISA, KBR oder Agglutinationsreaktion nach Widal.

Differentialdiagnose

Listeriose; Tuberkulose; Syphilis; Masern; Scharlach; Erythema exsudativum multiforme; Pityriasis rosea.

Therapie

Therapie der Wahl: Doxycyclin 200mg/Tag p.o. + Rifampicin 600-900mg/Tag p.o. über 6 Wochen

Alternativ: Kombination aus Tetracyclin (z.B. Tetracyclin Wolff) 2 g/Tag über 3-6 Wochen und Streptomycin (z.B. Strepto-Fatol) 1 g/Tag i.v. oder i.m. für 2 Wochen. Bei leichten Infektionen ist Monotherapie mit Tetracyclinen ausreichend.

Alternativ: Doxycyclin 2mal/Tag 100 mg p.o. anstelle von Tetracyclin.

Bei Kindern unter 12 Jahren: Trimethoprim/Sulfamethoxazol (z.B. Cotrimox-Wolff Saft 1/2-2 Messl. in Abhängigkeit vom Alter) über 4 Wochen. Kombination dieser Therapie mit Rifampicin (z.B. Eremfat) 10-15 mg/kg KG/Tag p.o. wird empfohlen. Die alleinige Behandlung mit Rifampicin ist wegen schneller Resistenzentwicklung nicht sinnvoll.

Prognose

Bei Therapie in der akuten Phase (Therapiebeginn während der ersten 3 Monate) sind die Heilungsaussichten 90-100%, später 60-80%.

Bei spätem Therapiebeginn gelingt es häufig nicht, die Erreger vollständig zu eliminieren; chronische, jahrelange Verläufe mit rezidivierendem Aufflammen der Erkrankung sind möglich. In ca. 5% der therapierten Fälle kommt es zu Rückfällen durch persistierende sensitive Erreger, so dass ggf. ein erneuter Therapieversuch mit dem bestehenden Regime erfolgen kann (Antibiogramm!).

Hinweis(e)

Der Nachweis von Brucella ist laut Infektionsschutzgesetz (IFSG) meldepflichtig. Isolation nicht nötig, da keine Infektion von Mensch zu Mensch erfolgt.  

Literatur
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  1. Ariza J et al. (1992) Treatment of human brucellosis with doxycycline plus rifampicin or doxycycline plus streptomycin. A randomized, double-blind study. Ann Intern Med 117: 25-30
  2. Bang B (1897) Die Aetiologie des seuchenhaften ("infectiösen") Verwerfens. Z Tiermedicin 1: 241-278
  3. Bruce D (1887) Note on the discovery of a microorganism in Malta fever. Practitioner (London) 39: 161-170
  4. Marston JA (1861) Report on fever (Malta). Royal Army Med Dept Rep 3: 486-521
  5. Mazokopakis E et al. (2003) Acute brucellosis presenting with erythema nodosum. Eur J Epidemiol 18: 913-915
  6. McLean DR et al. (1992) Neurobrucellosis: clinical and therapeutic features. Clin Infect Dis 15: 582-590
  7. Metin A et al. (2001) Cutaneous findings encountered in brucellosis and review of the literature. Int J Dermatol 40: 434-438
  8. Milionis H et al. (2000) Cutaneous manifestations in brucellosis: case report and review of the literature. Infection 28: 124-126
  9. Weil Y et al. (2003) Brucella prosthetic joint infection: a report of 3 cases and a review of the literature. Clin Infect Dis 36: e81-86
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