Sgargossa-Kriterien

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 13.04.2020

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Erstbeschreiber

Sgarbossa beschrieb im Jahre 1996 die nach ihm benannten Sgarbossa- Kriterien mit deren Hilfe man einen Myokardinfarkt auch bei einem anamnestisch vorliegenden Linksschenkelblock erkennen kann. Diese Kriterien wurden im Jahre 2012 von Smith modifiziert (Sgarbossa 1996 / Smith 2012). 

Definition

Ein Myokardinfarkt (MI) mit ST- Hebungen (STEMI) ist schwierig bei einem zuvor bestehendem Linksschenkelblock oder beim ventrikulär stimulierten Rhythmus zu erkennen. Sgarbossa et al. untersuchten deshalb in einer retrospektiven Studie 262 Patienten mit Linksschenkelblock, bei denen in jeweils 131 Fällen ein MI stattgefunden hatte bzw. kein MI bestanden hatte (Simon 2017).

Die gefundenen Kriterien werden zu einem jeweiligen Score addiert:

  • Sgarbossa A: Hierbei besteht eine konkordante (gleiche Richtung wie der QRS- Komplex bei positivem QRS) ST- Hebung von ≥ 1 mm in mindestens einer Ableitung (5 Punkte)
  • Sgarbossa B: Es findet sich eine konkordante ST- Senkung von mindestens 1 mm in ≥ 1 Ableitung von V1, V2 oder V3 (3 Punkte)
  • Sgarbossa C: Eine Hebung der ST- Strecke von ≥ 5 mm in einer Ableitung mit gleichzeitig diskordanter Ausschlagsrichtung im Bereich des QRS- Komplexes (2 Punkte) (Jahn 2019)

Eine einigermaßen zuverlässige Aussage lässt sich ab einem Wert von ≥ 3 Punkten treffen. Eine Metaanalyse von 10 Studien zeigte eine Spezifität von 98 % und eine Sensitivität von 20 % (Simon 2017).

Etwas exaktere Aussagen lassen sich mit den modifizierten Sgarbossa- Kriterien nach Smith machen. Hierbei wurden die Kriterien Sgarbossa A und B beibehalten, Sgarbossa C modifiziert:

Es findet sich mindestens eine Hebung der diskordanten ST- Strecke von ≥ 1 mm, sofern diese ≥ 25 % der vorausgehenden S- Welle misst (Gotthardt 2018).

Hinweis: Allerdings lässt sich bei einem Nicht- Vorliegen der Sgarbossa- Kriterien ein Infarkt nicht ausschließen.

Literatur
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  1. Gotthardt P et al. (2018) Correction: STEMI-Äquivalente und High-risk-NSTEMIs . Notfall und Rettungsmedizin. (21) 142 Springer Link https://doi.org/10.1007/s10049-018-0412-0
  2. Jahn M et al. (2019) EKG Für Rettungsdienst Und Notfallmedizin. Elsevier 129
  3. Sgarbossa E B et al. (1996) Electrocardiographic diagnosis of evolving acute myocardial infarction in the presence of left bundle-branch block. GUSTO-1 (Global Utilization of Streptokinase and Tissue Plasminogen Activator for Occluded Coronary Arteries) Investigators. N Engl J Med. 334 (8): 481 – 487
  4. Simon A et al. (2017) Rechtsschenkelblock, Linksschenkelblock, Schrittmacher bei akutem Koronarsyndrom – kann man das EKG hier vergessen? Das ischämische EKG: Häufiges Dilemma auf der Notfallstation: Myokardinfarkt bei Linksschenkelblock. Dtsch med Wochenschr 142 (17) 1324 - 1325
  5. Smith S W et al. (2012) Diagnosis of ST-Elevation Myocardial Infarction in the Presence of Left Bundle Branch Block With the ST-Elevation to S-Wave Ratio in a Modified Sgarbossa Rule. Annals of Emergency Medicine 60 (6) 766 – 776

Weiterführende Artikel (1)

STEMI;
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