Pleuraplaques J92.9

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 04.12.2018

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Erstbeschreiber

Pleuraplaques wurden erstmalig am Ende des 19. Jahrhunderts bei Talkarbeitern beobachtet. Inzwischen vermutet man, dass der Talk mit Asbest kontaminiert war.

Erst um 1950 herum erkannten Jakob und Bohlig den Zusammenhang zwischen Pleuraplaques und Asbest.

 

Definition

Pleuraplaques sind umschriebene, durch Asbestexposition hervorgerufene,  ca. 5 bis 10 mm dicke, inselartig erhabene Verbreiterungen, die überwiegend im Bereich der parietalen Pleura nachweisbar sind. Sie stehen aus kollagenreichem Bindegewebe und zeigen häufig eine Verkalkung. Im Laufe der Zeit nehmen sie an Umfang zu.

Vorkommen/Epidemiologie

20 Jahre nach einer Asbestexposition lassen sich bei ca. 1,1 % der Betroffenen Pleuraplaques radiologisch nachweisen. 40 Jahre nach der Exposition findet man diese Plaques bereits bei 58 % der Betroffenen.

Das Vorhandensein der Plaques lässt nicht unbedingt eine Schlussfolgerung auf die Dauer und das Ausmaß der Asbestbelastung zu. Genauso ist es bei der Entwicklung eines asbestbedingten Malignoms der Lunge bzw. Pleura, auch hierbei spielt das Ausmaß der Exposition keine Rolle.

Selbst nach geringem und einmaligem Kontakt mit faserförmigen Stäuben können diese Plaques auftreten. Sie sind bei den exponierten Arbeitern zu finden, aber auch bei nicht-exponierten Familienmitgliedern (besonders bei weiblichen Ehepartnern – vermutlich durch Wäschekontakt der Arbeitsbekleidung) und auch bei Personen, die in der Nachbarschaft asbestemittierender Fabriken leben.

Ätiopathogenese

Plaques entstehen in erster Linie durch eine Asbestexposition. Sie treten frühestens ca. 20 Jahre nach der Exposition auf (es sind aber auch Fälle von 40 Jahren postexpositionell beschreiben). Die Plaques lassen keinen Rückschluss auf eine etwaige pulmonale Schädigungen zu.

Es gibt neben Asbest auch noch andere faserförmige Stäube, wie z.B. Erionit oder künstliche Mineralfasern, die in der Lage sind, Plaques auslösen. Außerdem kommen Pleuraplaques bei Zustand nach Empyem, Tuberkulose, Rippenfrakturen, Hämatothorax, Bestrahlung und Tumorleiden vor.

Klinisches Bild

Pleuraplaques verursachen keinerlei Beschwerden.

Die mitunter beschriebene Belastungsdyspnoe lässt sich nicht durch die Plaques erklären. Sie ist am ehesten auf eine Lungenasbestose und die damit verbundene „Lungenstarre“ zurückzuführen.

Diagnose

Röntgen

Im Frühstadium ist die Diagnose radiologisch schwierig zu stellen, da sich oftmals die Pleura ausschließlich mit milchig diffusen Verdickungen darstellt. Sobald die Plaques eine Größe von mindestens 5 mm erreicht haben, sind sie radiologisch darstellbar. Verkalkungen in den Plaques lassen sich generell besser darstellen.

Entlang der parietalen Pleura sind Plaques durch Verschwartungen oder Verkalkungen besonders im Bereich der unteren Lungenfelder, des Zwerchfells und des Mediastinums nachweisbar. Ihre Verteilung ist irregulär und kann ein- oder beidseitig vorkommen.

Charakteristisch sind Veränderungen im Bereich des Diaphragmas. Der Sinus ist jedoch nie betroffen.

Die Sensitivität des konventionellen Röntgenbildes ist allerdings recht niedrig (ca. 28 %). Die Spezifität liegt mit 80 % bis 100 % deutlich höher. Falsch-positive Ergebnisse fanden sich zu 20 %, da radiologisch Plaques nicht so leicht von subpleuralen Fettansammlungen zu unterscheiden sind.

 

HRCT

Die HRCT (High-Resolution-CT) ist die empfindlichste Untersuchungsmethode zum Nachweis von Plaques. Außerdem ist hierbei die Differenzierung zwischen Plaques und subpleuraler Fettansammlung möglich.

 

Lungenfunktion

In der Lungenfunktion ist i.d.R. eine leichte Reduktion der Vitalkapazität zu verzeichnen.

Störungen des Gasaustausches und der Diffusionskapazität finden sich nicht.

 

Labor

Die üblichen Laborwerte zeigen keine Auffälligkeiten, insbesondere keine Entzündungszeichen. Vereinzelt findet man eine verminderte Aktivität der T-Lymphozyten und eine Erhöhung antinukleärer Antikörper (ANA).

 

Thorakoskopie

Sie ist mit Abstand die sensitivste aller Untersuchungstechniken. Die Indikation zur Thorakoskopie sollte aber erst dann gestellt werden, wenn trotz Ausschöpfung aller nichtinvasiven Methoden die Diagnose unklar bleibt.

Gar nicht selten sind Pleuraplaques ein Zufallsbefund bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Thorakoskopie.

 

Lavage

In der Lavage finden sich bei 50 % der Plaqueträger Asbestkörperchen. Diese sind allerdings nicht in so hoher Konzentration vorhanden wie bei der Lungenasbestose.

Differentialdiagnose

  • Subpleurale Fettansammlungen

Verlauf/Prognose

Das Risiko der Entwicklung eines Bronchialkarzinoms ist bei Personen mit Pleuraplaques und Asbestkontamination um den Faktor 2 bis 3 höher anzusetzen als bei Personen mit Asbestkontamination, aber ohne Nachweis von Plaques, gleiche Rauchgewohnheiten in beiden Gruppen vorausgesetzt.

Literatur
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  1. Herold G et al. (2017) Innere Medizin S 397
  2. Kasper DL et al. (2015) Harrison's Principles of Internal Medicine S 308e-15, 1689
  3. Kasper DL et al. (2015) Harrisons Innere Medizin S 2064
  4. Konietzko N et al. (1992) Asbest und Lunge S 91-100
  5. Loscalzo J et al. (2011) Harrisons Lungenheilkunde und intensivmedizinische Betreuung S 102

 

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