MYH9-Protein

Zuletzt aktualisiert am: 06.05.2025

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Definition

Das MYH9-Protein (Myosin Heavy Chain 9), auch bekannt als Nicht-Muskelmyosin IIA (NMIIA), ist ein wichtiger Bestandteil des zellulären Zytoskeletts. Es spielt eine zentrale Rolle in verschiedenen zellulären Prozessen. Myosine sind eine große Familie von Motorproteinen, die die gemeinsamen Merkmale ATP-Hydrolyse (ATPase-Enzymaktivität), Aktinbindung und das Potenzial zur kinetischen Energieübertragung aufweisen. Ursprünglich aus Muskelzellen isoliert, ist bekannt, dass fast alle eukaryotischen Zellen Myosine enthalten.

Allgemeine Information

Hauptfunktionen des MYH9-Proteins:

  • Zellform und -bewegung: MYH9 ist an der Bildung und Kontraktion von Aktin-Myosin-Filamenten beteiligt, die für die Aufrechterhaltung der Zellform und für Zellbewegungen (z. B. Migration) entscheidend sind (Kunishima S et al. 2010). Spielt während der Zellausbreitung eine wichtige Rolle bei der Reorganisation des Zytoskeletts, der Bildung von fokalen Kontakten (an den Rändern, aber nicht im zentralen Teil der sich ausbreitenden Zellen) und der Lamellipodien-Retraktion; diese Funktion wird mechanisch durch MYH10 antagonisiert (Betapudi V 2010).
  • Zellteilung (Zytokinese): Während der Zellteilung zieht MYH9 die kontraktile Ringstruktur zusammen, die für die Trennung der Tochterzellen notwendig ist.
  • Adhäsion und Zell-Zell-Kontakte: Das MYH9-Protein reguliert Zelladhäsionen, also die Verbindung von Zellen mit ihrer Umgebung oder untereinander – wichtig z. B. für Gewebestruktur und -integrität.
  • Mechanosensitivität: MYH9 reagiert auf mechanische Kräfte in der Umgebung und hilft der Zelle, sich daran anzupassen (z. B. bei Dehnung oder Kompression des Gewebes).
  • Signaltransduktion: MYH9 ist an Signalwegen beteiligt, die mechanische und chemische Reize in zelluläre Antworten umsetzen, z. B. bei Differenzierung oder Stressreaktionen. Dike RhoA/ROCK- und Rac/Cdc42-Signalwege modulieren die MYH9-Aktivität in Abhängigkeit von zellulären Reizen (z. B. Stress, Migration, Differenzierung).
  • Vesikeltransport und Endozytose: Es unterstützt den Transport von Vesikeln innerhalb der Zelle, insbesondere durch das Zytoskelett.
  • Interaktion mit anderen Proteinen: MYH9 interagiert mit Adhäsionskomplexen, Integrinen, und weiteren Zytoskelettkomponenten zur Koordination von Zellstruktur und -bewegung.
  • Das MYH9-Protein wirkt auch als Rezeptor für das Herpes-simplex-Virus 1/HHV-1-Hüllglykoprotein B.

Pathophysiologie

MYH9 (Nicht-muskel-Myosin IIA) besteht aus mehreren funktionellen Domänen:

Kopfdomäne (Motor-Domäne):Bindet ATP und Aktin; führt ATP-Hydrolyse durch, was mechanische Bewegung entlang von Aktinfilamenten ermöglicht.

Halsdomäne (Neck region): Bindet leichte Myosinketten (MLC), die die Aktivität des Motors regulieren.

Schwanzdomäne (Tail region): Diese ist verantwortlich für Dimerisierung (Bindung von zwei Myosinketten) und Filamentbildung. Sie dient der Verankerung an anderen Zellstrukturen oder Membranen.

Die Fähigkeit, Filamente zu bilden, unterscheidet nicht-muskelmyosin IIA von anderen Myosinen und ist essenziell für mechanische Stabilität und Kraftübertragung in der Zelle.

Klinik

Mutationen im MYH9-Gen können zu sogenannten "MYH9-assoziierten Erkrankungen" führen, wie z. B. dem May-Hegglin-Anomalie-Spektrum, das mit Thrombozytopenie, Nierenproblemen, Hörverlust und Katarakt einhergehen kann. Auch das Malta-Syndrom (MYH9 Associated Elastin Aggregation) beruht auf einer Mutation dieses Gens. 

Literatur
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  1. Betapudi V (2010) Myosin II motor proteins with different functions determine the fate of lamellipodia extension during cell spreading. PLoS One 5:e8560
  2. Fostier W et al.(2023) Squamous cell carcinoma and MYH9-associated elastin aggregation (MALTA) syndrome. Clin Exp Dermatol 49:105-107.
  3. Fewings E et al. (2019) Malta (MYH9 Associated Elastin Aggregation) Syndrome: Germline Variants in MYH9 Cause Rare Sweat Duct Proliferations and Irregular Elastin Aggregations. J Invest Dermatol 139:2238-2241.e6.
  4. Li ZH et al. (2006) The S100A4 metastasis factor regulates cellular motility via a direct interaction with myosin-IIA. Cancer Res. 2006 May 15;66(10):5173-80.
  5. Mentzel J et al. (2021) Sweat duct proliferation associated with aggregation of elastic tissue and atrophodermia vermiculata: a simulator of microcystic adnexal carcinoma - a family with MALTA-syndrome. J Dtsch Dermatol Ges 19:1052-1056.
  6. Michaëlsson G et al. (1981) The Rombo syndrome: a familial disorder with vermiculate atrophoderma, milia, hypotrichosis, trichoepitheliomas, basal cell carcinomas and peripheral vasodilation with cyanosis. Acta Derm Venereol 61:497-503
  7. Kunishima S et al. (2010) Advances in the understanding of MYH9 disorders. Curr Opin Hematol 17:405-410.
  8. Namiki T et al. (2017) Image Gallery: Microcystic adnexal carcinoma (syringomatous carcinoma and sclerosing sweat duct carcinoma) as an extensive sclerotic erythematous plaque with telangiectasia over the face. Br J Dermatol 176 :e122
  9. Verver EJ et al. (2016) Nonmuscle Myosin Heavy Chain IIA Mutation Predicts Severity and Progression of Sensorineural Hearing Loss in Patients With MYH9-Related Disease. Ear Hear 37:112-120.

Verweisende Artikel (1)

MALTA-Syndrom ;
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