MALTA-Syndrom

Zuletzt aktualisiert am: 06.05.2025

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Synonym(e)

Atrophodermia vermiculata und Syrigome; Elastose; MYH9-assoziierte eLasTin-Aggregation; syringomatöse Hyperplasie

Erstbeschreiber/Historie

1961 beschrieben Nicolau und Balus Personen mit gutartigen Hautläsionen, darunter Atrophodermia vermiculata, multiple Syringome und Milien, die als Nicolau-Balus-Syndrom bekannt wurden und durch eine unregelmäßige Verteilung von Elastinfasern gekennzeichnet waren (Nicolau und Balus, 1961). Ein ähnlicher Phänotyp wurde später von Michaëlsson et al. (1981) als Rombo-Syndrom beschrieben, wobei die Elastinverteilung in diesen Fällen in einigen Bereichen der Dermis wie „Schwaden von Stahlwolle“ aussah (van Steensel et al., 2001).  Im Jahr 2010 beschrieben Schaller et al. mehrere Fälle mit der gleichen abnormen Elastinverteilung und dem zusätzlichen Merkmal von Schweißdrüsenwucherungen, die morphologisch denen ähneln, die bei Patienten mit mikrozystischem Adnexkarzinom gefunden werden, die sich jedoch nicht destruktiv oder bösartig verhalten und keine chirurgische Resektion erfordern.

Definition

Sehr seltenes Syndrom, das sich durch eine hsitologische und genetische Konstellation definiert. Histologisch finde sich ein gutartige, diffuse syringosquamöse Hyperplasie, durch eine schwere Elastose der Dermis sowie durch Mutationen im MYH9-Gen kennzeichnet. Das dermatologisch-klinische Korrelagt wird als Atrophodermia vermiculata beschrieben (Bertlich I et al. 2024). Das Gen kodiert für ein gleichnamiges Protein (Myosin Heavy Chain 9), einem Nicht-Muskelmyosin (NMIIA). Diese Proteine sind ein wichtiger Bestandteil des zellulären Zytoskeletts. Das MYH9-Protein spielt eine zentrale Rolle in verschiedenen zellulären Prozessen.

Ätiopathogenese

Vorliegend sind Mutationen im MYH9-Gen (Transkript ENST00000216181.9, eine Missense-Variante/ c.2012C>T), die als pathogen für die Proteinfunktion gilt. Weiterhin waren Missense-Varianten (c.706G>T und c.694_695delinsAA) nachweisbar, die ebenfalls zu diesem Phänotyp führten. Beide Varianten führen zu einer einzigen Aminosäureveränderung. Größe und Anzahl der Blutplättchen sind bei dieser Variante des MALTA-Syndroms normal. Ebenso sind keine Hörstörungen oder Blutungsunregelmäßigkeiten nachweisbar. Letztlich basiert das Syndrom auf einem pathogenen  Nicht-Muskel-Myosin. Der Zusammenhang zwischen der pathogenen Bindegewebsstrukturen und den pseudotumorösen Schweißdrüsenproliferaten ist ungeklärt. 

In Hautfibroblasten steigt die Expression von NMMIIA während dermalen Wundheilung und des Umbaus von Narbengewebe, bei dem extrazelluläre Fibroblasten extrazelluläre Matrixkomponenten einschließlich Elastin sezernieren (Bond et al.2011). Es hat sich gezeigt, dass die Expression von NMMIIA zunimmt, wenn die Elastizität der Dermis abnimmt (Bond et al., 2011), und dies könnte eine Erklärung für den Phänotyp beim MALTA-Syndrom liefern.

Differentialdiagnose

Personen  mit MALTA-Syndrom weisen Ähnlichkeiten mit dem Nicolau-Balus- und dem Rombo-Syndrom auf, wobei bei einigen Fälle auch mikrozystische Adnexkarzinom-ähnliche duktale Proliferationen nachweisbar waren (Fostier W et al. 2023).

Hinweis(e)

Pseudotumoröse Proliferata ekkriner Schweißdrüsen können auch beim Skleromyxödem gefunden werden (Bertlich I et al. 2024).

Literatur
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  1. Bertlich I et al. (2024) Unusual variant of scleromyxedema presenting with severe systemic involvement and atypical adnexal proliferations - A histological pitfall with the risk of unnecessary surgeries. J Dtsch Dermatol Ges 22:434-437.
  2. Betapudi V (2010) Myosin II motor proteins with different functions determine the fate of lamellipodia extension during cell spreading. PLoS One 5:e8560
  3. Fostier W et al.(2023) Squamous cell carcinoma and MYH9-associated elastin aggregation (MALTA) syndrome. Clin Exp Dermatol 49:105-107.
  4. Fewings E et al. (2019) Malta (MYH9 Associated Elastin Aggregation) Syndrome: Germline Variants in MYH9 Cause Rare Sweat Duct Proliferations and Irregular Elastin Aggregations. J Invest Dermatol 139:2238-2241.e6.
  5. Li ZH et al. (2006) The S100A4 metastasis factor regulates cellular motility via a direct interaction with myosin-IIA. Cancer Res. 2006 May 15;66(10):5173-80.
  6. Mentzel J et al. (2021) Sweat duct proliferation associated with aggregation of elastic tissue and atrophodermia vermiculata: a simulator of microcystic adnexal carcinoma - a family with MALTA-syndrome. J Dtsch Dermatol Ges 19:1052-1056.
  7. Michaëlsson G et al. (1981) The Rombo syndrome: a familial disorder with vermiculate atrophoderma, milia, hypotrichosis, trichoepitheliomas, basal cell carcinomas and peripheral vasodilation with cyanosis. Acta Derm Venereol 61:497-503
  8. Kunishima S et al. (2010) Advances in the understanding of MYH9 disorders. Curr Opin Hematol 17:405-410.
  9. Namiki T et al. (2017) Image Gallery: Microcystic adnexal carcinoma (syringomatous carcinoma and sclerosing sweat duct carcinoma) as an extensive sclerotic erythematous plaque with telangiectasia over the face. Br J Dermatol 176 :e122
  10. Verver EJ et al. (2016) Nonmuscle Myosin Heavy Chain IIA Mutation Predicts Severity and Progression of Sensorineural Hearing Loss in Patients With MYH9-Related Disease. Ear Hear 37:112-120.

Verweisende Artikel (1)

Atrophodermia vermiculata;

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