Mevalonazidurie E 85.-

Zuletzt aktualisiert am: 07.11.2023

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Synonym(e)

MEVA; Mevalonic aciduria; OMIM: 610377

Definition

Die Mevalonsäureurie (MEVA) wird durch eine homozygote oder compound heterozygote Mutation im Mevalonatkinase-Gen (MVK; 251170) auf Chromosom 12q24 verursacht. Die MVK ist das erste Schlüsselenzym im Biosyntheseweg des Cholesterins. Weltweit wurden bisher mindestens 30 Patienten mit MVA und 180 Patienten mit HIDS (Hyper-IgD-Syndrom) beschrieben.

Manifestation

Bei den meisten Patienten wird der erste Anfall durch eine Impfung ausgelöst. Die Erkrankung tritt in der Regel in jungen Jahren auf, bei 78 % im ersten Lebensjahr, bei allen in der Kindheit. Bei Patienten, bei denen die MVK vollständig fehlt, ist der Phänotyp schwerer und umfasst neben den oben beschriebenen Merkmalen auch Gesichtsdysmorphismus, zerebellare Ataxie, ausgeprägte psychomotorische Retardierung und frühen Tod.

Klinisches Bild

Psychomotorische Retardierung, Gedeihstörungen, progrediente zerebelläre Ataxie, Dysmorphien, progredienter Verlust des Sehvermögens und rezidivierende Fieberschübe. Während der Fieberepisoden kommt es zu Hepatosplenomegalie, Lymphknotenschwellungen, abdominale Symptome, Gelenkschmerzen und urtikariellen Exantheme. Die Lebenserwartung ist oft eingeschränkt. Beim HIDS (Hyper-IgD-Syndrom) das ebenfalls auf einer Mutation im Mevalonatkinase-Gen mit verminderter MVK-Aktivität beruht, treten meist nur rezidivierende Fieberschübe auf (Zhang S 2016).

Dermatologisch werden bei der MEVA morbilliforme oder urtikarielle Exantheme beschrieben sowie eine aphthöse Stomatitis. Vereinzelt wurden Erysipel-artige Plaques (s. Abb.), ein Erythema elevatum diutinum, eine IgA-Vaskulitis sowie ein Sweet-Syndrom beschrieben (Esfandiari N et al. 2023).

Diagnose

Die Diagnose der MVA basiert auf dem Nachweis einer stark erhöhten Ausscheidung der Mevalonsäure im Urin. Vermehrte Plasmaspiegel von Immunglobulin D (IgD) und meist auch von Immunglobulin A (IgA), zusammen mit vermehrter Ausscheidung von Mevalonsäure im Urin sind gewichtige Hinweise auf das Vorliegen der Mevalonazidurie und eines HIDS. Die Diagnose wird durch den Nachweis einer erniedrigte MVK-Aktivität oder von pathogenen MVK-Genmutationen gesichert.

Therapie

Der Interleukin-1-Antagonist Canakinumab ist die einzige gut untersuchte und wirksame Behandlung für MVA-Patienten. In einer großen randomisierten kontrollierten Studie erreichten 35 % der Patienten eine vollständige Remission. Zu den weiteren therapeutischen Optionen gehören Glukokortikoide und der IL-1-Antagonist Anakinra, obwohl die Evidenzlage für diese Behandlungen schwächer ist. Wenn Patienten auf diese Behandlungen nicht ansprechen, können die Biologika Etanercept oder Tocilizumab eingesetzt werden. Leicht betroffene Patienten können von kostengünstigeren, weniger invasiven Behandlungen wie Paracetamol und NSAIDs profitieren (Jeyaratnam J et al. 2020).

Verlauf/Prognose

MVA geht mit seltenen Langzeitkomplikationen wie Amyloidose vom Typ AA, Gelenkkontrakturen, abdominellen Adhäsionen, renalen Angiomyolipomen und schweren Pneumokokkeninfektionen einher. Häufige Fieberschübe beeinträchtigen die Lebensqualität von Patienten und Pflegepersonal in mehrfacher Hinsicht und wirken sich nachteilig auf die täglichen Aktivitäten, die Ausbildung und den Beruf der Patienten aus. Die Lebenserwartung ist bei HIDS im Allgemeinen normal, während MVA in der frühen Kindheit tödlich verlaufen kann (Ter Haar NM et al. 2016).

Literatur
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  1. Berger R et al. (1985) Mevalonic aciduria: an inborn error of cholesterol biosynthesis? Clin Chim Acta 152: 219-222.
  2. Elhani I et al. (2022) Neurological manifestations in mevalonate kinase deficiency: a systematic review. Molec Genet Metab 136: 85-93.
  3. Esfandiari N et al. (2023) A case of mevalonate kinase deficiency, neonatal Sweet syndrome, and inflammatory bowel disease. Pediatr Dermatol doi: 10.1111/pde.15432.
  4. Gibson KM et al. (1988) Mevalonate kinase deficiency in a child with cerebellar ataxia hypotonia and mevalonic aciduria. Europ. J Pediat 148: 250-252.
  5. Hoffmann GF et al. (1993) Clinical and biochemical phenotype in 11 patients with mevalonic aciduria. Pediatrics 91: 915-921.
  6. Jeyaratnam J et al. (2020) Management of Mevalonate Kinase Deficiency: A Pediatric Perspective. Front Immunol 11:1150.
  7. Moreira A et al. (2017) Skin symptoms as diagnostic clue for autoinflammatory diseases. An Bras Dermatol 92:72-80.
  8. Pace S et al. (2015) Histopathologic features in a case of hyperimmunoglobulinemia D syndrome. Indian Dermatol Online J 6(Suppl 1):33-36.
  9. Ter Haar NM et al. (2016) The Phenotype and Genotype of Mevalonate Kinase Deficiency: A Series of 114 Cases From the Eurofever Registry. Arthritis Rheumatol 68:2795-2805.
  10. Zhang S (2016) Natural history of mevalonate kinase deficiency: a literature review. Pediatr Rheumatol Online J 14:30.

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