Kypho-skoliotisches Ehlers-Danlos-Syndrom Q79.6

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 25.09.2022

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Synonym(e)

Ehlers-Danlos-Syndrom Typ VI; kEDS-FKBP14; kEDS-PLODI; Kyphoscoliotic Ehlers-Danlos Syndrome; Kypho-skoliotisches EDS

Definition

Als Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) wird eine heterogene Gruppe von hereditären Bindegewebserkrankungen bezeichnet, deren klinische Hauptmerkmale durch eine  Überdehnbarkeit der Haut sowie eine Hyperreflexität der Gelenke gekennzeichnet ist. Weiterhin sind je nach Erkrankungstyp und den zugrundeliegenden Genmutationen Gefäße, Muskeln, Bänder, Sehnen und innere Organe betroffen (Brady A et al. 2017). 

Bisher sind 19 Genmutationen bekannt, die EDS auslösen. Die verschiedenen Mutationen führen zu einer Veränderung der Struktur, der Produktion oder der Verarbeitung von Kollagen oder von Proteinen, die mit Kollagen interagieren. Die Häufigkeit des Auftretens in der Bevölkerung wird mit 1:5.000 bis 1:10.000 angenommen, somit handelt es sich bei EDS um eine seltene Erkrankung (Orphan disease).

Beim dem sehr seltenen Kypho-skoliotisches Ehlers Danlos-Syndrom (kEDS, früher Ehlers Danlos-Typ VI) handelt es sich um eine autosomal-rezessiv vererbte, seltene Erkrankungsvariante des Ehlers-Danlos-Syndroms (Brady A et al. 2017)

Ätiopathogenese

Nachweisbar sind Mutationen im kEDS-PLOD1 Gen, das auf dem Chromosom 1p36.22 lokalisiert ist und für die Lysylhydroxylase PLODI kodiert. Seltener sind Mutationen im FKBP 14 Gen das auf Chromosom 7p14.3 lokalisiert ist (Shin YL et al. 2020).

Klinisches Bild

Die klinische Symptomatik wird nach Major- und Minorsymptomen klassifiziert (Brinckmann J 2018)

Major Symptome sind:

  • Neuromuskuläre Symptome: Kongenitale Muskelhypotonie
  • Skelettsystem: Kongenitale oder frühzeitig auftretende Kyphoskoliose (progressiv oder nicht progressiv), schwere generalisierte Hypermobilität der Gelenke mit Dislokalisationen oder Subluxationen (Schultern, Knie, Hüfte)

Minor Symptome:

  • Haut: Hyperelastizität, Hämatombildungen mit Risiko für subkutane Hämatome und Hämorrhagien
  • Gefäßsystem:  Ruptur oder Aneurysma mittelgroßer Arterien
  • Skelettsystem: Klumpfuß, Brustdeformität, marfanoider Habitus,. Osteopenie/Osteoporose,

Sonstiges: Hernien, Augen: blaue Skleren, Fehlsichtigkeit,

Diagnose

Bestimmung des Gendefektes; Analyse der Quervernetzungen des Kollagens im Urin

Majorkriterium kongenitale Muskelhypertonie +

Major Symptome kongenitale oder früh auftretende Kyphoskoliose + entweder

  • Major Symptom schwere generalisierte Hypermobilität der Gelenke

oder

  • drei weitere Minor Symptome

Hinweis(e)

Hinweis: Die Diagnose eines PLOD1-bedingten kyphoskoliotischen Ehlers-Danlos-Syndrom wird bei einem Probanden mit typischen klinischen Befunden und biallelischen pathogenen (oder wahrscheinlich pathogenen) PLOD1-Varianten gestellt, die durch molekulargenetische Tests identifiziert wurden. Wird nur eine oder keine pathogene Variante identifiziert, kann zur Bestätigung der Diagnose ein Test auf ein deutlich erhöhtes Verhältnis von Desoxypyridinolin- zu Pyridinolin-Crosslinks im Urin erforderlich sein, der mittels Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) gemessen wird (Yeowell HN et al. (2022).

Literatur
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  3. Brady A et al. (2017): Ehlers-Danlos Syndromes, rarer types. In: Ehlers-Danlos Society. American Journal of Medical Genetics 175C:70-115
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  5. Byers PH et al. (2019): Diagnosis, natural history and management in vascular Ehlers-Danlos Syndrome. Am Journal of Medical Genetics 175C:40-47
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  13. Yeowell HN et al. (2022) PLOD1-Related Kyphoscoliotic Ehlers-Danlos Syndrome. 2000 Feb 2 [updated 2018 Oct 18]. In: Adam MP, Everman DB, Mirzaa GM, Pagon RA, Wallace SE, Bean LJH, Gripp KW, Amemiya A, editors. GeneReviews® [Internet]. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 1993–2022.

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PLOD1-Gen;

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