Konzentrische Hypertrophie

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 15.07.2025

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Definition

Unter einer konzentrischen Hypertrophie versteht man eine durch signifikante hämodynamische Obstruktion verursachte Hypertrophie der Herzwand in Richtung Cavum (Kasper 2015).

Hierbei findet sich in Folge der chronischen kardialen Druckbelastung ein anfänglich gleichbleibendes, im weiteren Verlauf verkleinertes ventrikuläres Lumen (Krause 2022).

Einteilung

Man differenziert zwischen einer linksventrikulären und einer rechtsventrikulären konzentrischen Herzhypertrophie (Wettstein 2001).

Allgemeine Information

Ab einer Septumdicke > 12 mm spricht man von einer Herzhypertrophie (Flachskampf 2011).

Durch die Druckhypertrophie des linken Ventrikels kommt es zunächst zu einer konzentrischen Hypertrophie. Im Spätstadium hingegen entwickelt sich eine linksventrikuläre Dilatation, die sog. exzentrische Hypertrophie (Mewis 2006).

Zu dieser Umwandlung von konzentrischer zu exzentrischer Hypertrophie kommt es ab einem kritischen Herzgewicht von 500 g (Herold 2025). Die exzentrische Hypertrophie schränkt die Kontraktilität des Herzens ein (Mewis 2006).

Ätiologie

 

  • Bei einer konzentrischen linksventrikulären Hypertrophie bei Säuglingen bzw. im Kindesalter sollten folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:
    • Glykogenspeicherkrankheit (GSD) mit konzentrischer LVH, aber auch extremer LVD, Hypoglykämie, Erhöhung von AST/ALT, globaler Hypokinese,
    • Friedreich Ataxie mit konzentrischer LVH, globaler Hypokinese, Ataxie, Muskelschwäche
    • Speichererkrankung Danon mit extremer LVH, Lernschwierigkeiten, geistiger Behinderung
    • Mitochondrial mit konzentrischer LVH, globaler Hypokinesie, metabolischer Azidose, Enzephalopathie, Muskelschwäche, Lernschwierigkeiten bis hin zur geistigen Behinderung, Taubheit (Arbelo, Leitlinien 2023)

 

Pathophysiologie

Zu einer konzentrischen Hypertrophie des Herzens kommt es durch vermehrte Druckarbeit. Durch diesen anhaltenden vermehrten Druck verdickt sich schließlich die Wand der Muskulatur in Richtung Cavum immer mehr und es kommt zu einer Einengung der Lichtung der Ausflussbahn (Lohr 2002). Die systolische Wandspannung steigt dadurch an (Krams 2010) und die Herzfunktion verbessert sich (Oldfield 2020). Man spricht deshalb auch von einer physiologischen Herzhypertrophie (Nakamura 2018).

Typisch für die konzentrische Hypertrophie ist die Zunahme der Wanddicke der Herzkammern auf Kosten der Lichtung. Auch die Trabekel sind oftmals verdickt und hervorspringend. Die innere Ventrikelkonfiguration Richtung Herzspitze gleicht immer mehr einem gotischen Spitzbogen (Bankl 1999).

Herzindex und Auswurffraktion sind aber i.d.R. normal (Lohr 2002).

Allerdings kommt es im weiteren Verlauf zu einer Dysbalance zwischen der Sauerstoffversorgung und dem Sauerstoffverbrauch durch die Hypertrophie (Claus 2019).

Ab einem kritischen Herzgewicht von 500 g wandelt sich die konzentrische in eine exzentrische Hypertrophie (Herold 2025). Diese exzentrische Hypertrophie schränkt die Kontraktilität des Herzens ein (Mewis 2006).

Diagnostik

EKG

- Linksventrikuläre Hypertrophie

Bei einer chronischen Linksherzbelastung kommt es zu einem Linkslagetyp, linksventrikulären Hypertrophiezeichen mit positivem Sokolow-Lyon-Index und Erregungsrückbildungsstörungen in den linkspräkordialen Ableitungen (Wettstein 2001).

- Rechtsventrikuläre Hypertrophie

Bei einer chronischen Rechtsherzbelastung können ein Steil- bis Rechtslagetyp bestehen, P-dextroatriale, positiver Sokolow-Lyon-Index und ein Rechtsschenkelblock (Wettstein 2001).

 

Echokardiogramm

Deutliche Gewichtszunahme des Herzens durch Verdickung der linksventrikulären Muskelmasse bis auf 20mm und einer enger werdenden Lichtung (Kirchner 2010). Zusätzlich können bei der Untersuchung auch die (eingeschränkte) Auswurffraktion und eine eventuell bestehende diastolische Dysfunktion nachgewiesen werden (Siegenthaler 2002).

 

Computertomografie

Die Verdickung der Herzwand lässt sich besonders gut in einer CT darstellen (Kirchner 2010).

 

Röntgen Thorax

Eine konzentrische Hypertrophie kann im Röntgenbild nicht dargestellt werden, da die Muskeldicke radiologisch nicht beurteilbar ist (Hamer 2013).

Erst wenn die konzentrische Hypertrophie durch Volumenbelastung zu einer exzentrischen Hypertrophie wird, ist diese bereits frühzeitig radiologisch nachweisbar (Herold 2025).

Differentialdiagnose

Komplikation(en)

Durch eine konzentrische Hypertrophie kann es kommen zu:

Literatur
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  1. Arbelo E, Kaski J P (2023) Kardiomyopathien: Leitlinien für das Management von Kardiomyopathien. ESC Pocket Guidelines. European Society of Cardiology (ESC), Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) e.V. DOI: https://leitlinien.dgk.org/files/33_2023_pocket_leitlinien_kardiomyopathien.pdf
  2. Bankl H, Bankl C (1999) Pathologisch-Morphologische Diagnostik: Angewandte pathologische Anatomie für die Praxis. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 275
  3. Claus J, Fechner C, Zimpfer A, Erbersdobler A (2019) Kurs Allgemeine Pathologie. Mit AMBOSS-Verknüpfung.Springer Verlag Deutschland 17
  4. Christ J, Sagmeister V (2019) Kardiologie: Basics. Elsevier Urban und Fischer Verlag 118
  5. Flachskampf F A (2011) Praxis der Echokardiografie. Georg Thieme Verlag Stuttgart 193-194
  6. Hahn J M (2002) Checkliste Innere Medizin. Georg Thieme Verlag Stuttgart 253
  7. Hamer O, Zorger N, Feuerbach S, Müller-Wille R (2013) Grundkurs Thoraxröntgen: Tipps und Tricks für die systematische Bildanalyse. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 116
  8. Herold G et al. (2025) Innere Medizin. Herold Verlag 277, 482
  9. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1524
  10. Kirchner J (2010) Trainer Thoraxdiagnostik. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 20
  11. Krause U (2022) Herzhypertrophie. Pschyrembel online. Doi: https://www.pschyrembel.de/Herzhypertrophie/K09Q7
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  13. Mewis C, Riessen R, Spyridopoulos I (2006) Kardiologie compact: Alles für Station und Facharztprüfung. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 734
  14. Möbius-Winkler M N, Laufs U, Lenk K (2024) Diagnostik und Therapie der hypertrophen Kardiomyopathie. Deutsches Ärzteblatt 805-811
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  16. Siegenthaler W (2002) Siegenthalers Differentialdiagnose: Innere Krankheiten – Vom Symptom zur Diagnose. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 646
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