Immundefizienz 65 (Mutation im IRF9-Gen)

Zuletzt aktualisiert am: 29.04.2022

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Synonym(e)

IMD65; Immunschwäche 65 mit Anfälligkeit für virale Infektionen; OMIM: 618648

Definition

Die Immundefizienz 65 (IMD65) ist eine seltene, autosomal rezessiv vererbte Erkrankung die durch eine homozygote Mutation im IRF9-Gen (147574; an Chromosom 14q12 lokalisiert) verursacht wird. Die Immundefizienz kennzeichnet sich durch das Auftreten von wiederkehrenden und schweren Virusinfektionen ab dem frühen Kindesalter.

Die Betroffenen sind in ihrer Fähigkeit beeinträchtigt, Virusinfektionen regulär zu bekämpfen, was zu klinisch bedeutsamen Erkrankungen wie rekurrierenden Pneumonien, Bronchiektasien und septischem Schock führt.

Labor

Lymphopenie oder Hypogammaglobulinämie sind möglich. Beeinträchtigte zelluläre Typ-I-Interferon-Reaktion (s.u. Interferone).

Komplikation(en)

Mögliche Entwicklung eines septischen Schocks sowie schlechte Ergebnisse nach Impfungen mit abgeschwächten Lebendimpfstoffen; solche Impfstoffe sollten Patienten mit bekanntermaßen gestörter Interferonantwort nicht verabreicht werden.

Therapie

Die Behandlung mit intravenösem Immunglobulin (IVIG) ist erfolgreich.

Fallbericht(e)

Hernandez et al. (2018) berichteten über ein 5 Jahre altes Mädchen mit schweren und rekurrierenden viralen Atemwegsinfektionen. Im Alter von 16 Monaten stellte sich nach einer Masern/Mumps/Röteln (MMR)-Impfung eine Gallenperforation ein; weiterhin Gerinnungsanomalien, erhöhte Leberfunktionsenzymen und Verdacht auf einen septischen Schock. Im Alter von 23 Monaten schwere Infektion mit dem Influenza-A-Virus (IAV). In der Folgezeit rezidivierende Fieberschübe und Infektionen des Magen-Darmtraktes. Zahnfleischinfektionen. Lab: Eine ausführliche immunologische Untersuchung ergab normale Befunde, Immunglobuline normal, normaler Impfreaktionen auf die meisten Erreger und normaler Lymphozytenzahlen. Die Behandlung mit IVIG führte zu einer klinischen Besserung.

Gavo Garcia-Morato et al. (2019) betonen die rasche Entwicklung schwerer viraler Ekrankungen nach einer Impfung mit abgeschwächten Lebendimpfstoffen. Sie berichteten über zwei Geschwister, die von blutsverwandten Eltern portugiesischer Herkunft geboren wurden, mit schweren und wiederkehrenden DNA- und RNA-Virusinfektionen ab dem Säuglingsalter. Der 10-jährige Patient hatte mehrere Infektionen, darunter mehrere Pneumonien,  disseminierte Windpocken nach Impfung, H1N1-Grippe, Influenza B, Dengue-Fieber, Zika-Virus und Enterovirus-Enzephalitis; neurologische Beeinträchtigungen und Bronchiektasen. Ein älteres Geschwister war früh an schweren Virusinfektionen, einschließlich Sepsis und Meningoenzephalitis im Zusammenhang mit einer HSV-Infektion, erkrankt. Sie starb im Alter von 14 Monaten an enterohämorrhagischem Fieber nach einer Impfung gegen das Gelbfiebervirus.Laboruntersuchungen zeigten Hypogammaglobulinämie, nicht nachweisbare Antikörper gegen Tetanus und Diphtherie sowie eine beeinträchtigte lymphoproliferative Reaktion auf Mitogene.  Therapie: Die Behandlung mit IVIG führte zu einer deutlichen klinischen Verbesserung.

Literatur
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  1. Akira S et al. (2006) Pathogen recognition and innate immunity. Cell 124: 783–801.
  2. Bravo Garcia-Morato et al. (2019) Impaired control of multiple viral infections in a family with complete IRF9 deficiency. J Allergy Clin Immun 144: 309-312.
  3. Christofferson DE et al. (2010) Necroptosis as an alternative form of programmed cell death. Curr Opin Cell Biol 22: 263–268.
  4. Hernandez N et al. (2018) Life-threatening influenza pneumonitis in a child with inherited IRF9 deficiency. J Exp Med 215: 2567-2585.
  5. Michalska A et al. (2018) A Positive Feedback Amplifier Circuit That Regulates Interferon (IFN)-Stimulated Gene Expression and Controls Type I and Type II IFN Responses. Front Immunol 9:1135. 

Weiterführende Artikel (4)

Interferone; IRF9-Gen; IVIG; Lebendimpfstoffe;

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