Hepatitis A B15.9

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 24.06.2022

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Synonym(e)

A-Hepatitis; HA; Hepatitis-A

Definition

Bei der Hepatitis-A handelt es sich um eine akute Leberentzündung, die durch ein magensaftresistentes RNA-Virus übertragen wird, das bei älteren Kindern und Erwachsenen die typischen Symptome einer akuten viralen Hepatitis verursacht. Junge Kinder können asymptomatisch erkranken. Fulminante Hepatitis und Tod sind selten. Eine chronische Hepatits kommt nicht vor. Die Diagnose wird durch einen Antikörpertest gestellt. Die Therapie ist symptomatisch. Eine Impfung und frühere Infektion bieten Schutz.

Namentlich zu melden ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an einer akuten Virushepatitis.

Erreger

Hepatitis-A-Virus (HAV), RNA-Enterovirus aus der Familie der Hepeviridae. Die Inkubationszeit beträgt 15-50 Tage. Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt durch Kontakt- oder Schmierinfektion (fäkal-oral: Infektionen, bei dem mit dem Stuhl (fäkal) ausgeschiedene Erreger oral aufgenommen werden, z. B. durch kontaminiertes Trinkwasser und/oder kontaminierte Lebensmittel wie rohe Meeresfrüchte, mit Fäkalien gedüngtes Gemüse und Salate). Parenterale Infektionen durch verunreinigte Injektionskanülen (intravenöse Drogenabhängige) oder durch anal-orale Kontakte sind sehr selten. 

Als unbehülltes Virus ist das Hepatitis-A-Virus stabil gegen Umwelteinflüsse. Es "überlebt" Einfrierungen, Alkholeinflüsse von bis zu 60% und das saure ilieu der Magenpassage. 

Manifestation

Gehäuft auftretend v.a. bei Kindern und jungen Erwachsenen. Die Hepatitis A gehört zu den häufigsten Reisekrankheiten. Zu den Risikogruppen zählen vor allem Reisende in (sub-) tropische Regionen (in einigen Ländern ist damit zu rechnen, dass > 75% der Erwachsenen dem HAV ausgesetzt waren), Bewohner von Gemeinschaftseinrichtungen, Kanalarbeiter sowie Homosexuelle. In Deutschland sind etwa 10% der < 30-jährigen mit dem Virus infiziert.

Klinisches Bild

Bei Kindern < 6 Jahren verlaufen etwa 70% der Hepatitis-A-Infektionen asymptomatisch. Ikterus ist selten (<10%). Bei älteren Kinder und Erwachsenen treten meist die typischen Manifestationen der Virushepatitis, einschließlich Anorexie, Unwohlsein, Fieber, Übelkeit und Erbrechen auf (s.a. Hepatitis akute); Ikterus tritt bei 6-14 Jährigen in etwa 45% der Fälle, bei Erwachsenen in etwa 75% der Fälle auf.

Eine fulminant verlaufende Hepatitis A kann sich bei Kindern bei Mutationen im IL18BP-Gen (Interleukin 18 Binding Protein) entwickeln (Belkaya S et al. 2019).

 

Labor

Benötigtes Material: Blutserum (Anti-HAV-IgG, Anti-HAV-IgM); Stuhl (HAV-Antigen). HAV-Antigen-Nachweis im Blut oder Stuhl zeigt eine frische Hepatitis A-Infektion in der Inkubationsphase an (nachweisbar: 1-3 Wochen vor bis 3-6 Wochen nach Erkrankungsbeginn)

Anti-HAV-IgM: beweisend für eine frische Hepatitis A-Infektion; Antikörper sind von Beginn der Krankheitssymptome an 3-6 Monate nachweisbar

Anti-HAV-IgG: zeigt eine frische bzw. abgelaufene Infektion oder eine durchgeführte Impfung an; Antikörper sind von Beginn der Krankheitssymptome nachweisbar, persistieren im Regelfall lebenslang; dienen als Parameter für die Durchseuchungsrate.

Sequenzierung des HAV-Genoms – wird nur in speziellen Fällen durchgeführt.

Leberparameter pathologisch erhöht:  GPT, GOT, Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (gamma-GT).  Infektiosität (HAV-Ausscheidungen) ist 2 Wochen vor bis 2 Wochen nach Krankheitsbeginn gegeben. Bei Ikterus: 1 Woche nach Auftreten des Ikterus.

Therapie allgemein

Unterstützende Behandlung; keine spezifische Behandlung notwendig da nicht wirksam. Alkohol sollte vermieden werden. Restriktionen in Diät oder körperlicher Aktivität inkl. der häufig verordneten Bettruhe basieren nicht auf einer wissenschaftlichen Grundlage.

Nach Abklingen des Ikterus sind die meisten Patienten wieder arbeitsfähig, wenn auch die Transaminasen noch erhöht sind.

Bei der cholestatischen Hepatitis kann die Gabe von Colestyramin 8 g p.o. 1- bis 2-mal/Tag den Juckreiz vermindern.

Verlauf/Prognose

Die klinischen Symptome klingen typischerweise nach etwa 2 Monaten komplett ab; nur bei wenigen Patienten, persistieren die Symptome über längere Zeit oder wiederholen sich bis zu 6 Monate. Selten tritt eine fulminantes Hepatitis auf (0,2% der Fälle); bei HBV-Träger bis zu 10%. Bei Patienten >50 Jahre beträgt die Letalität etwa 3%. Keine chronische Hepatitis. Keine dauerhaften Virusträger.   

Prophylaxe

Eine gute persönliche Hygiene hilft, die fäkal-orale Übertragung von Hepatits A zu vermeiden. Schutzmaßnahmen werden empfohlen, eine Isolation des Patienten ist jedoch wenig hilfreich. Kontaminierte Oberflächen in der Umgebung des Patienten können mit viruziden Desinfektionsmitteln gereinigt werden.

Impfungen: Der Hepatitis A-Impfstoff wird für alle Kinder beginnend mit dem 1. Lebensjahr empfohlen, mit einer zweiten Dosis 6 bis 18 Monate nach der ersten.

Eine Präexpositions-HAV Impfung sollte vorgesehen werden für:

  • Reisende mit hoher oder mittlerer HAV- Endemizität. Als Indikation für Reisen gilt: "südlich der Alpen und östlich der Oder". 
  • Diagnostische Laborarbeiter
  • Männer, die Sex mit Männern haben
  • Menschen, die illegale Drogen mit oder ohne Injektion verwenden
  • Menschen mit chronischen Lebererkrankungen (einschließlich chronischer Hepatitis C), da sie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von fulminanter Hepatitis aufgrund von HAV haben.
  • Personen, die Blutgerinnungsfaktorkonzentrate erhalten
  • Eine Präexpositions-HAV-Prophylaxe kann für Kindergartenangestellte in Betracht gezogen werden.

Hinweis: HAV-Vakzine sind sicher und verleihen eine Schutzwirkung innerhalb von ca. 4 Wochen und haben darüber hinaus eine Langzeitschutzwirkung (wahrscheinlich > 20 Jahre).

Zur Grundimmunisierung mit monovalentem Hepatitis-A-Impfstoffen sind 2 Dosen im Abstand von 6-12 Monaten notwendig. Je nach Hersteller sind nach der Grundimmunsierung Boosterimpfungen erst nach 20-30 Jahren notwendig.   

Ältere Reisende ohne Impfschutz die eine Hepatitis-A-Impfung ≥ 2 Wochen vor Reiseantritt in Endemiegebiete erhalten haben sollten Standard-Immunglobuline erhalten.

Eine Postexpositionsprophylaxe sollte bei Familienmitgliedern und engen Kontakten von Patienten mit Hepatitis A. durchgeführt werden

Bei Patienten > 75 Jahre mit einer chronischen Lebererkrankung und Patienten mit geschwächtem Immunsystem, verhindert ein Standard- Immunglobulin Hepatitis-A-Infektion oder sie verringert die Schwere der Erkrankung (Dosierung: 0,02 ml/kg i.m.). Die Immunglobuline können bis zu 2 Wochen nach der Exposition gegeben werden.

Literatur
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  1. Batts W et al. (2011) A novel member of the family Hepeviridae from cutthroat trout (Oncorhynchus clarkii). Virus Res 158: 116–123
  2. Belkaya S et al. (2019) Inherited IL-18BP deficiency in human fulminant viral hepatitis. J Exp Med 216: 1777-1790.

  3. Bilic I et al. (2009). Sequence analysis and comparison of avian hepatitis E viruses from Australia and Europe indicate the existence of different genotypes. J Gen Virol 90: 863–873.
  4. Fan J (2009). Open reading frame structure analysis as a novel genotyping tool for hepatitis E virus and the subsequent discovery of an inter-genotype recombinant. J Gen Virol 90: 1353–1358
  5. Hsu I W-Y et al. (2014). Avian hepatitis E virus in chickens, Taiwan Emerg Infect Dis 20: 149–151
  6. Lu L et al. (2006). Phylogenetic analysis of global hepatitis E virus sequences: genetic diversity, subtypes and zoonosis. Rev Med Virol 16: 5–36
  7. Smith DB et al. (2014) Consensus proposals for classification of the family Hepeviridae. J Gen Virol. 95: 2223–2232.
  8. Takahashi M et al. (2011). Analysis of the full-length genome of a hepatitis E virus isolate obtained from a wild boar in Japan that is classifiable into a novel genotype. J Gen Virol 92: 902–908
  9. Zhao C et al. (2009). A novel genotype of hepatitis E virus prevalent among farmed rabbits in China. J Med Virol 81: 1371–1379

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