Ecstasy

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 03.07.2020

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Synonym(e)

1-(Benzo[d][1,3]dioxol-5-yl)-N-methyl-propan-2-amin; 3,4-Methylenedioxymethamphetamine; CAS Nummer: 42542-10-9 (Racemat, freie Base); CAS Nummer: 64057-70-1 (Racemat·Hydrochlorid); CAS Nummer: 81262-70-6 [(R)-Form, freie Base]; Extasy; MDMA; Methylsafrylamin; N-Methyl-1-(3,4-methylenedioxyphenyl)-2-aminopropan; XTC

Definition

MDMA ist der Inhaltsstoff von Ectasy. MDMA ist das Akronym für „3,4-Methylenedioxymethamphetamin“ einem synthetischen Amphetaminanalogon das strukturell zur Gruppe der Methylendioxyamphetamine gehört (Indirektes Sympathomimetikum).

Die Verwendung von MDMA als Rausch- oder Freizeitdroge (Partydroge; recreational drug) erfolgte zuerst in den USA um sich schließlich weltweit auszubreiten. Die amerikanische Drug Enforcement Administration (DEA) verbot die Droge 1985 in den USA; ein Jahr später folgte ein weltweites Verbot durch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Seit den 1990er Jahren gehört MDMA neben Cannabis, Kokain und Amphetamin zu den meistverbreiteten illegalen Drogen.

Allgemeine Information

Ecstasy wird in Pillenform, in kristalliner Form oder als Pulver, auch in Kapseln abgefüllt angeboten. MDMA wird meist geschluckt, seltener geschnupft oder rektal eingeführt. Grundsätzlich werden Amphetamine von allen Schleimhäuten gut resorbiert. Sie sind gut fettlöslich und überwinden leicht die Bluthirnschranke. Amphetamine werden in der Leber entweder an der Seitenkette deaminiert oder am aromatischen Ring hydroxyliert und so mit dem Urin ausgeschieden. Der Wirkungseintritt erfolgt bei oraler Aufnahme nach ca. 30 Min., geschnupft nach wenigen Minuten, bei rektaler Applikation nach ca. 30 Minuten. Die Wirkdauer beträgt nach oraler Applikation 4−6 Stunden.

MDMA wirkt im ZNS als Releaser der endogenen Monoamin-Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin, und mit etwas schwächerer Wirkung auch Dopamin. Amphetamine ähneln in ihrer chemischen Struktur dem Dopamin und verdrängen es in den Speichervesikeln des präsynaptischen Neurons. So diffundiert Dopamin in den synaptischen Spalt und stimuliert das postsynaptische Neuron. Die Folgen sind: Hunger- und Durstgefühl sowie Müdigkeit sind nach Einnahme deutlich reduziert, die Aufmerksamkeit ist gesteigert. MDMA verdrängt einerseits die Wahrnehmung negativer Gefühle und steigert andererseits die Fähigkeit zur Wahrnehmung positiver Gefühle. Hemmungen werden abgebaut und das Kontaktbedürfnis wird gesteigert. Berührungen und akustische Reize (z.B. Musik) werden intensiver empfunden. Die Wirkung wird als empathogen und entaktogen (Entaktogene sind Stoffe, die eine Berührung des eigenen Inneren zulassen) beschrieben.

Komplikation(en)

MDMA ist neurotoxisch und hat signifikant schädliche Auswirkungen auf das Zentralnervensystem. Experimentelle Ergebnisse deuten auf eine selektive Schädigung serotonerger Neurone durch MDMA hin. Weitere UAW äußern sich klinisch u.a. in Erektions- und Orgasmusstörungen, in der Abschwächung des Geschmackssinns in Kieferkrämpfen, Muskelzittern, Nystagmus, Harnverhalt, Kopfschmerzen Übelkeit/Brechreiz, Tachykardie und Hypertonie. Als besondere Risikofaktoren sind Kombinationen mit Alkohol oder anderen Drogen (Polyintoxikation) anzusehen sowie die Dehydrierung durch zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und Überhitzung. Es kann zur Rhabdomyolyse mit Nierenversagen, Verbrauchskoagulopathien und hepatotoxischen Wirkungen bis hin zum fulminanten Leberausfall kommen.

Als psychiatrische Störungen werden remittierende (Series H et al. 1994) und anhaltende (McKenna DJ et al. 1990) paranoide Syndrome, depressive Syndrome, Panikstörungen und Depersonalisationssyndrome (McKenna DJ et al. 1990) beschrieben (Boot BP et al. 2000). Inzwischen liegen zahlreiche Ergebnisse über neurotoxischen Folgeerscheinungen des chronischen MDMA –Konsums vor. Diese dürften, neben den prädisponierenden Persönlichkeitsmerkmalen (Schifano F (2000), die neuronale Grundlage der psychopathologischen Phänomene darstellen.

Typische dermatologische Begleiterscheinungen eines langzeitigen Missbrauchs mit MDMA sind akneiforme Erscheinungen im Gesichtsbereich "Ecstasy-Pickel" (Gómez-Fernández C et al. 2010). Bei gehäuftem Schnupfen von MDMA können die Nasenschleimhäute und die Nasenwand geschädigt werden.

 

Hinweis(e)

Es sind nur wenige Todesfälle auf eine alleinige Überdosis mit MDMA zurückzuführen. Häufig findet Mischkonsum mit anderen Drogen statt, die dann lebensbedrohliche Wechselwirkungen auslösen können.  Die Angaben für eine tödliche Dosis schwanken zwischen 5-facher und 20-facher Einzeldosis (50-100mg).

Literatur
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  1. Boot BP et al. (2000) MDMA (Ecstasy) neurotoxicity: assessing and communicating the risks. Lancet 355: 1818–1821.
  2. Gómez-Fernández C et al. (2010) Facial eruption related to snorting Ecstasy Eur J Dermatol 2010
  3. El-Mallakh RS et al. (2007) MDMA (Ecstasy) Ann Clin Psychiatry 19: 45-52
  4. Hellmann DB (2017) Giant-Cell Arteritis - More Ecstasy, Less Agony  N Engl J Med 377: 385-386
  5. McKenna DJ et al. (1990) Neurochemistry and neurotoxicity of 3,4-methylenedioxymethamphetamine (MDMA,“ecstasy“). J Neurochem 54: 14–22
  6. Schifano F (2000): Potential human neurotoxicity of MDMA („ecstasy“): subjektive self-reports, evidence from an italian drug addiction centre and clinical case studies. Neuropsychobiology 42: 25–33.
  7. Series H et al. (1994) Psychiatric complications of „ecstasy“ use. J Psychopharmacol 8: 60–61.

Verweisende Artikel (1)

Indirekt wirkende Sympathomimetika;
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