Calciumantagonisten

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 16.12.2020

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Synonym(e)

Ca-Antagonisten; Ca-Blocker; Ca-Kanalblocker; Calcium-blocking agent; Calcium channel blocker; Calciumkanalblocker; KA; Kalziumantagonist; Kalziumantagonisten; Kalzium-Blocker; Kalzium-Kanal-Blocker; Kalziumkanalblocker, Kalziumkanalantagonist; L-Kanalblocker

Definition

Als Calciumantagonisten werden Substanzen bezeichnet, die selektiv den spannungsabhängigen Einstrom von Calciumionen (Ca++) durch den L-Typ-Calciumkanal (L=long lasting) blockieren, andere Calciumkanäle hingegen nicht beeinflussen (s.u. Calciumkanäle). Calciumantagonisten senken den peripheren Gefäßwiderstand (Nachlast).

Der L-Typ-CalCiumkanal ist im menschlichen Organismus in der glatten Muskulatur (z.B. in den Gefäßwänden), im kardiovaskulären System und auch in Neuronen vorhanden. In glatter Muskulatur und Herzmuskulatur sind die „Long-lasting –Calciumkanäle“, die bei Depolarisation der Zellmembran einen langsamen CalCiumeinstrom in die Zelle ermöglicht, essentiell für die elektromechanische Kopplung.  

Kalziumantagonisten werden ihrer chemischen Struktur nach in 3 Gruppen unterteilt:

Phenylalkylamine und Benzothiazepine (Calciumatagonisten vom Non-Dihydropyrin-Typ) werden auch als kationisch-amphiphile Calciumantagonisten bezeichnet. Sie wirken (im Gegensatz zu den Dihydropiridinen) bereits in therapeutischen Dosen kardiodepressiv. Ursächlich sind unterschiedliche unterschiedliche Bindungsstellen am L-Typ-Calciumkanal + unterschiedliche physikalische und chemische Eigenschaften der verschiedenen Substanzgruppen. Kalziumatagonisten vom Non-Dihydropyrin-Typ zählen zu der Klasse IV-Antiarrhythmika. Sie dürfen nicht mit Betablockern kombiniert werden (Gefahr von AV-Block; Bradykardie)    

Calciumatagonisten vom Dihydropyrin-Typ sind gefäßselektiv. Sie senken den peripheren Widerstand. Dies kann zur Reflextachykardie und zu pektanginösen Beschwerden führen. Dihydropyrin-Typ-Calciumantagonisten dürfen mit Betablockern kombiniert werden wodurch die Reflextachykardie  vermieden wird.

 

Pharmakodynamik (Wirkung)

Calciumantagonisten blockieren den Calcium-Kanal und bewirken, dass Calcium nicht in die Zellen einströmen kann um dort die Calcium-abhängige Reaktionskette auszulösen.

Auf die Arterienwänden wirken die Calciumantagonisten dilatatorisch. Die Arterien bleiben weitgestellt, der Blutdruck steigt nicht an. Auch die Koronargefäße des Herzens werden erweitert. Die Sauerstoffversorgung des Herzens wird optimiert.

An der Herzmuskulatur wirken Calciumantagonisten sowohl auf die Stärke der Kontraktion als auch auf die Schnelligkeit des Herzschlags. Kommt es zu einer Blockade der Calcium-Kanäle, so kann sich die Herzmuskulatur nur noch in geringerem Maße kontrahieren. Dies führt zu einer Verminderung der Pumpleistung. Der Sauerstoffbedarf des Herzmuskel ist geringer.

Weiterhin wird die Erregungsleitung verlangsamt. Dies führt zu einer Pulsverlangsamung. Auch die Erregungsbildung im Sinusknoten des Herzens wird verlangsamt. Bestimmte Herzrhythmusstörungen werden verbessert.

Indikation

Die klassische Indikation für Calciumantagonisten ist die arterielle Hypertonie (Wright JM et al. 2018).  Durch die Erweiterung der Arterien werden die Gefäßwände wird das arteriosklerotische Risiko vermindert. Die Gefahr von Thrombosen, Schlaganfällen und Herzinfarkten sinkt.

Die kationisch-amphiphilen Calciumantagonisten (Phenylalkylamine und Benzothiazepine)  finden zusätzlich Verwendung bei der Behandlung supraventrikulärer Tachykardien.

Eine weitere Indikation ist die Angina pectoris. Calciumantagonisten reduzieren den Sauerstoffverbrauch des Herzens.

Schwangerschaft/Stillzeit

Kalziumantagonisten wirken teratogen und embryotoxisch.

Unerwünschte Wirkungen

Eine typische UAW  der Kalziumantagonisten ist ein zu starker Abfall des Blutdrucks. Häufig kombinert mit einer  „Flush“-Symptomatik und Kopfschmerzen.

Evtl. Ödeme der Unterschenkel und Knöchel.

Kutane UAWs (s.a. Calciumantagonisten, Nebenwirkungen) Schwere Hautreaktionen sind möglich, insbes. Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Toxische epidermale Nekrolyse, AGEP (Pustulose, akute generalisierte exanthematische) meist 7-10 Tage nach Therapiebeginn auftretend und 10-14 Tage nach Therapieende rückläufig).

Weitere mögliche mukokutane UAWs: Arzneimittelreaktion, fixe; Erytheme, Erythromelalgie, allergische Hautreaktionen, Hyperhidrose, Gingivahyperplasie, Photosensibilisierung.

Wechselwirkungen

Erhöhung des Dioxin-Plasmaspiegels.

Kombination von Verapamil/Diltiazem mit Betarezeptorenblockern ist kontraindiziert (s. zuvor)

Kontraindikation

Herzinsuffizienz NYHA III – NYHA IV (durch einen starken Blutdruckabfall kann es zu einer verminderten Durchblutung des Herzens kommen); instabile Angina pectoris; akuter Herzinfarkt.

Andere Herzkrankheiten wie das „Sick-Sinus-Syndrom“ oder ein AV-Block II. und III. Grades stellen eine Kontraindikation für Verapamil und Diltiazem dar.

Verapamil kann zur Obstipation führen (durch geeignete Ernährung ausgleichbar)

Präparate

Amlodipin (Generika)

Felodipin (Generika)

Isradipin (Vascal®)

Leracanipin (Generika)

Manidipin (Maminper ®)

Nifedipin (Adalat, Generika s.o.)

Nilvadipin (Nivadil®, Escor ®)

Nisoldipin (Baymycard ®)

Nitrendipin (Generika)

Verapamil (Isoptin®, Generika)

Diltiazem

 

Literatur
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  1. Gandini S et al. (2018) Anti-hypertensive drugs and skin cancer risk: a review of the literature and meta-analysis.Crit Rev Oncol Hematol 122:1-9. 
  2. Wright JM et al. (2018) First-line drugs for hypertension. Cochrane Database Syst Rev 4:CD001841. 
     
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