Buprenorphin

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2020

This article in english

Synonym(e)

(5R,6R,7R,9R,13S,14S)-17-Cyclopropylmethyl-7--6-methoxy-4,5-epoxy-6,14-ethanomorphinan-3-ol; CAS-Nummer:52485-79-7

Definition

Der Wirkstoff Buprenorphin ist halbsynthetisches  Pharmakon aus der Gruppe  der Opioidrezeptor-Agonisten (Opioide), das von dem Opium-Alkaloid Thebain abgeleitet wird. Durch sein gutes Sicherheitsprofil ist es das Mittel der ersten Wahl bei starken chronischen Schmerzen. Hochdosiert kann es auch beim Opioid Entzug helfen. 

Pharmakodynamik (Wirkung)

Buprenorphin hat eine partialagonistische Wirkung mit hoher Affinität zu den µ-Opioid-Rezeptoren (Vermittlung von Effekten wie Euphorie, Analgesie, Atemdepression und Abhängigkeit) sowie eine antagonistische Wirkung am kappa–Rezeptor (Vermittlung von Effekten wie Dysphorie und Sedierung).  Im Vergleich zu Methadon und Heroin zeigt Buprenorphin aufgrund seiner speziellen Eigenschaften an den Opioid-Rezeptoren damit wichtige Unterschiede zu anderen Opioiden: Buprenorphin hat eine höhere Rezeptoraffinität als Heroin und Methadon. Buprenorphin ist kein sogenannter voller Agonist (bei dem die Wirkung mit steigender Dosierung zunimmt), sondern ein partieller Agonist.

Es zeigt im Gegensatz zu den anderen Wirkstoffen z.B. für die Atemdämpfung einen sogenannten „Ceiling-Effekt“ (es besteht keine lineare Dosis-Wirkungsbeziehung. Bei ansteigender Dosierung kommt es zum Erreichen eines Wirkplateaus). Allerdings ist dieses Phänomen erst in sehr hohen Dosierungen, weit außerhalb des analgetischen Bereichs, zu beobachten. Dieser Effekt ist besonders für die Suchtentwöhnung wichtig, da somit effektiv die Entzugssymptome gelindert werden können, aber es nicht zu Dosissteigerungen und Überdosierungen kommt.

Im therapeutisch relevanten Dosierungsbereich (0,2 bis 7 mg) verhält sich das Opioid jedoch als reiner Agonist. Das heißt Dosissteigerungen bewirken stets eine Steigerung der Analgesie. So erreichte Buprenorphin volle Wirksamkeit nicht nur in Akutschmerzmodellen, sondern auch in Experimenten zum Entzündungsschmerz, neuropathischen und viszeralen Schmerz.

Buprenorphin wird in der Leber über Cytochrom P450 3A4 abgebaut. Bei gleichzeitiger Einnahme von Enzym-Induktoren (z.B. (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Rifampicin) kann Buprenorphin beschleunigt abgebaut werden.

Pharmakokinetik

Die Aufnahme geschieht abhängig von der Darreichungsform entweder über die Haut (Pflaster) oder die Schleimhäute (Sublingualtabletten). Über die Schleimhäute erreicht der Wirkstoff die höchsten Blutwerte nach etwa eineinhalb Stunden. Über das Pflaster gelangt der Wirkstoff Buprenorphin langsamer in den Körper und erreicht wirksame Konzentrationen im Blut nach vier bis zwölf Stunden, die Maximalwerte jedoch erst nach etwa eineinhalb Tagen. Zu etwa zwei Dritteln wird Buprenorphin unverändert mit der Galle über den Darm ausgeschieden, zu einem Drittel in der Leber abgebaut und mit dem Urin ausgeschieden. Die Wirkdauer von Buprenorphin beträgt nach sublingualer Applikation 6 bis 8 Stunden. Das Abhängigkeitspotenzial ist vergleichsweise gering.

Indikation

Buprenorphin wird einerseits zur Schmerztherapie verwendet, andererseits zur Entwöhnung bei der Behandlung von Opioid-Abhängigkeit. Verglichen mit dem Opiat Morphin hat der Wirkstoff Buprenorphin eine etwa 25- bis 50-fache größere Wirkstärke. Buprenorphin  gilt im höheren Alter aufgrund seines guten Sicherheitsprofils als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung starker chronischer Schmerzen. Buprenorphin steht als  transdermales Pflaster und als sublinguales Präparat zur Verfügung.

Schwangerschaft/Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Buprenorphin nicht eingenommen werden, da besonders bei der Einnahme kurz vor der Geburt und während des Stillens der Wirkstoff verstärkt in den Kreislauf des Kindes gelangen kann. Das kann zum „floppy infant syndrome“ führen, wobei das Neugeborene beziehungsweise der Säugling kaum Körperspannung aufweist, wenig auf seine Umwelt reagiert und nur flach atmet, was mitunter lebensbedrohlich sein kann.

Dosierung und Art der Anwendung

Die üblichen Dosierungen liegen zwischen 0,2 bis 0,4 mg Buprenorphin alle sechs bis acht Stunden. Buprenorphin-Pflaster werden für mehrere Tage (unterschiedlich je nach Hersteller, meist drei bis vier Tage) aufgeklebt und geben laufend Buprenorphin durch die Haut in den Körper ab. Diese Darreichungsform wird häufig für eine längerfristige Therapie gewählt.

Unerwünschte Wirkungen

Müdigkeit, Schwindel, Hyperhidrose, Übelkeit, Blutdruckabfall, Atemdepression.

Präparate

Temgesic®; : Bunalict® 2 mg/0,5 mg Sublingualtabletten; Subutex®, Buprenorphin mepha®;  TRANSTEC®;

Hinweis(e)

Antidot bei Überdosierung: Naloxon.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Elkader A et al. (2005) Buprenorphine: clinical pharmacokinetics in the treatment of opioid dependence. Clin Pharmacokinet 44:661-680.
  2. Fishman MA et al. (2018) Buprenorphine for Chronic Pain: a Systemic Review. Curr Pain Headache Rep 22:83.
  3. Imoto H et al. (1996) Transdermal prodrug concepts: permeation of buprenorphine and its alkyl esters through hairless mouse skin and influence of vehicles. Biol Pharm Bull 19:263-267.
  4. Kelty E et al. (2018) Buprenorphine alone or with naloxone: Which is safer? J Psychopharmacol 32:344-352
  5. Shulman M et al. (2019) Buprenorphine Treatment for Opioid Use Disorder: An Overview. CNS Drugs 33:567-580.
Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2020