Gerinnungsfaktoren

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 04.11.2016

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Definition

Die Gerinnungsfaktoren sind überwiegend Enzyme, aber auch Coenzyme, die zu einer Akzeleration der Reaktion führen. Die einzelnen Gerinnungsfaktoren haben historisch bedingt mehrere Bezeichnungen, was oft zu Verwirrung Anlass bot. Man hat deshalb 1954 das "International Committee for the Standardization of the Nomenclature of the Blood Clotting Factors" gegründet und die Gerinnungsfaktoren durchnummeriert, möglichst in der Reihenfolge ihrer Entdeckung.

Die Faktoren II, VII, IX, X, XI und XII sind Serinproteasen. Die Faktoren II, VII, IX und X sind Vitamin-K-abhäging und werden ribosomal in Hepatozyten synthetisiert. Postribosomal werden sie mit Vitamin K als Coenzym zu den aktvierenden Faktoren y-carboxyliert. Die y-Carboxylgruppe ermöglicht es den Faktoren, an die Calcium-Phospholipidmatrix zu binden, besonders im Thrombokinasekomplex.
Die Aktivierung der Faktoren erfolgt durch Aufspaltung des reaktiven Zentrums. Gleichzeitig werden sie für Inhibitoren zugänglich.

Gemeinsam sind alle Serinproteasen die katalytischen Angriffspunkte Serin 195, Histidin 57 und Asparagin 102. Alle Serinkinasen wirken durch eine reversible Hydrolyse und Wasserbindung. Die katalytische Wirkung der Serinproteasen ist im Gegensatz zu anderen Enzymen nicht reversible. Ursache hierfür ist zum einen eine schnelle Trennung von Enzym und Substrat sowie eine Streckung der Proteinkette nach Bindung des Substrates an das Serin, das Histidin und die Asparaginsäure.
Die Serinkinasen werden besonders aktiv, wenn sie mit verletzten Membranen in Kontakt kommen. Durch regulatorische Untereinheiten besitzen die Serinkinasen eine hohe Spezifität im Gegensatz zu unspezifischen Proteasen, z.B. Trypsin.

Durch die Aktivierung werden die Halbwertszeiten der Enzyme deutlich verkürzt, z.B. hat der Faktor II, das Prothrombin, eine Halbwertszeit von 48 Stunden, der Faktor IIa, das Thrombin, hat nur eine Halbwertszeit von wenigen Sekunden.

 

Die Faktoren im Überblick

 
Faktoren Wirkung Konzentration im Plasma (mg/dl) Molekulargewicht (MD) Halbwertszeit Bildungsort
F-I Fibrinogen Substrat 200-400 341.000 5-6 Tage Leber
F-II Prothrombin Enzym 6-10 72.000 48 Stunden Leber, Vitamin-K-abhängig
F-III Thrombokinase Enzym Je nach Polymerisat: 53.000-425.000 29.000 sehr kurz Intermediärprodukt
F-IV Ca++ Katalysator Ionisiert und gebunden wirksam      
F-V Proakzelerin Akzelerator ca. 3 300.000 12-15 Stunden Leber
F-VII Prokonvertin Enzym ca. 0,1 56.000 2-5 Stunden
(VIIa < 2Std.)
Leber, Vitamin-K-abhängig
F-VIII antihämophiler Faktor Akzelerator 0,5-1,0 ca. 2 x 106 5-12 Stunden Leber und Megakaryozyten
F-IX Christmas-Faktor Enzym 0,5-0,7 72.000 12-30 Stunden
(IXa < 12 Std.)
Leber, Vitamin-K-abhängig
F-X Stuart Faktor Enzym ca. 0,8 72.000 32 Stunden
(Xa 4 Std.)
Leber, Vitamin-K-abhängig
F-XI Enzym ca. 0,6 180.000 < 12 Stunden Leber
F-XII Hageman-Faktor Enzym 1,4-4,7 80.000 < 12 Stunden Leber
F-XIII Enzym     2-3 d Leber
F-XIV Enzym 1,0-4,0 300.000    
HMWK   0,5-2,0 180.000    
F-XV   1,4-4,5 88.000    
Protein Z Cofaktor für Bindung von Thrombin an Lipidoberfläche 2,9 62.000 2,5 d Leber, Vitamin-K-abhängig

 

Literatur
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  1. HA Neumann (2014) Das Gerinnungssystem. ABW-Wissenschaftsverlag GmbH Berlin S. 48f.
  2. HA Neumann (2014) Das Gerinnungssystem. ABW-Wissenschaftsverlag GmbH Berlin S. 72f.
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