Tsutsugamushifieber A75.3

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor: Dr. med. Conrad Hempel

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Zuletzt aktualisiert am: 27.01.2021

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Synonym(e)

Bush-typhus; Flussfieber japanisches; japanisches Flussfieber; Kedami-Fieber; Milben-Fleckfieber; River fever; Scrub typhus

Definition

Das Tsutsugamushifieber ist eine von Milben übertragene, u.U. schwer verlaufende Rickettsiose. Überträger sind die Larven von Milben übertragen, die in freier Natur im Boden leben. Die Erkrankung ist in Teilen Südost- und Fernostasiens sowie im Norden Australiens weit verbreitet und  ist dort ein ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit (Xu G et al. 2017). Verursacht durch Orientia tsutsugamushi, kann Scrub-Typhus ohne entsprechende Behandlung zu schwerem Multiorganversagen mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 70 % führen.

Erreger

Orientia tsutsugamushi (früher: Rickettsia tsutsugamushi)

Vorkommen/Epidemiologie

Endemisch auftretend in einigen Ländern Asiens, Südamerika (Chile) und im Südwest-Pazifik einschließlich Australiens. In diesen  Regionen liegt die jährliche Inzidenz bei etwa 1/4.000.  Scrub-Typhus tritt bevorzugt im Frühjahr und Herbst in ländlichen Gebieten auf und wurde häufig bei Personen beobachtet, die in endemische Regionen gereist sind. Genaue Prävalenz- und Inzidenzraten der Erkrankung sind nicht bekannt. Weltweit sind schätzungsweise 1 Milliarde Menschen einem Risiko für Scrub-Typhus ausgesetzt, und jedes Jahr treten schätzungsweise 1 Million Fälle auf (Xu G et al. 2017). 

Ätiopathogenese

Befall durch Orientia tsutsugamuschi infizierte Larvenstadien von Trombiculid-Milben, vor allem von Leptotrombidium deliense u. Leptotrombidium (Trombicula) acamushi (überwiegend in niedrigen Sträuchern lebend). 

Die antigene Heterogenität von O. tsutsugamushi schließt eine generische Immunität aus und ermöglicht eine Reinfektion. Da es sich um eine vernachlässigte Krankheit handelt, gibt es immer noch eine große Wissenslücke über diese Krankheit, was durch die sporadischen epidemiologischen Daten und andere damit zusammenhängende Informationen zur öffentlichen Gesundheit bezüglich Scrub-Typhus in den endemischen Gebieten belegt wird (Xu G et al. 2017).

Lokalisation

Vor allem Inguinalregion, Oberschenkel, Axillen und Stamm werden befallen.

Klinisches Bild

An der Primärläsion (= Eschar): Hartes entzündliches Knötchen bei etwa der Hälfte der Patienten. Regionale oder generalisierte Lymphknotenschwellung. Umwandlung der Primärläsion in ein multilokuläres Bläschen, später Ulzeration mit Krustenbildung. Bei Generalisierung des Erregers können Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Konjunktivitis und Splenomegalie auftreten. Makulopapulöses Exanthem am 6. bis 10. Krankheitstag, ggf. Enantheme am weichen Gaumen, ZNS-Symptomatik (Nackensteifigkeit, Benommenheit, Sprachstörung).

In einigen Fällen führt Scrub Typhus zu einer schweren Krankheitssymptomatik, die zu einer Beteiligung mehrerer Organe und zum Tod führen kannt. Es wird angenommen, dass diese Verlaufsform aus einer systemischen Vaskulitis resultiert, die sowohl durch direkte Auswirkungen der Organismen als auch durch eine überschießende Immunreaktion (Zytokinsturm) verursacht wird (Rajapakse S et al. 2017). 

Diagnostik

Die Diagnose basiert auf klinischen Symptomen (Fieber, Kopfschmerzen, Schorf an der Bissstelle, Ausschlag) in einem endemischen ländlichen Gebiet. Zu den unspezifischen Labortestergebnissen gehören erhöhte Transaminasewerte, Thrombozytopenie, Leukopenie und eine Inversion des CD4/CD8-Lymphozytenverhältnisses. Eine definitive Diagnose kann durch Kultur von O. tsutsugamushi erfolgen oder durch molekularbiologische Analyse von Proben (Haut, Lymphknoten, EDTA-Blut) mittels PCR-Amplifikation.

Die Organismen sind mittels Giemsa-Färbung gut anfärbbar.

Die Immunhistochemie von Hautläsionen kann eine O. tsutsugamushi-Infektion aufzeigen. Eine spätere serologische Bestätigung ist durch indirekte Immunfluoreszenz möglich.

Diagnose

Serologie, Erregernachweis mittels PCR oder Anzucht.

Komplikation(en)

Atypische Pneumonien mit schwerer Atemnot, Myokarditis, disseminierte intravaskuläre Koagulation.

Therapie

Die Behandlung umfasst in der Regel eine medikamentöse Therapie mit Doxycyclin und Chloramphenicol. Doxycyclin wird für kurze Zeit (3-7 Tage) bei Erwachsenen (200 mg/Tag) und Kindern (2,2 mg/kg, zweimal täglich) verabreicht. Alle Patienten mit einer vermuteten Infektion sollten behandelt werden. Patienten mit schlechtem Ansprechen auf Doxycyclin und Chloramphenicol sowie schwangere Frauen können mit Rifampicin (600-900 mg/Tag) oder Azithromycin (500 mg am ersten Tag, dann 250 mg/Tag) behandelt werden.

Verlauf/Prognose

Der Krankheitsverlauf kann schwerwiegend sein. Die Sterblichkeitsrate hängt jedoch von den geografischen Gebieten ab und variiert von 3 % in Taiwan bis zu 30 % in Nordjapan. Die genauen Gründe für die unterschiedliche Sterblichkeit in diesen Regionen sind nicht bekannt, aber es ist wahrscheinlich, dass verschiedene Serotypen für die unterschiedlichen Ausprägungen der Krankheit verantwortlich sind.

Literatur
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  1. Rajapakse S et al. (2017) Clinical manifestations of scrub typhus. Trans R Soc Trop Med Hyg 111:43-54.
  2. Weitzel T et al. (2019) Scrub Typhus in Continental Chile, 2016-20181. Emerg Infect Dis 25:1214-1217
  3. Xu G et al. (2017) A review of the global epidemiology of scrub typhus. PLoS Negl Trop Dis 11:e0006062.

Weiterführende Artikel (2)

Enanthem; Rickettsiosen (Übersicht);

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Zuletzt aktualisiert am: 27.01.2021