Immuntherapie, spezifische bei Kindern

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017

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Synonym(e)

Hyposensibilisierung; SIT

Definition

Die subkutane (SCIT) und sublinguale spezifische Immuntherapie (SLIT) wird bei pädiatrischen Patienten mit Allergien gegen Inhalationsallergene oder Insektengifte in der täglichen Praxis eingesetzt. Bis zu 5% der von einer allergischen Rhinitis und/oder einem AB betroffenen Kinder erhalten nach aktuellen Schätzungen eine spezifische Immuntherapie (SIT; ca. 75% SCIT, 25% SLIT).

Pharmakodynamik (Wirkung)

Der geforderte Nachweis der klinischen Wirksamkeit (engl.: „efficacy“) einer SIT sollte in placebokontrollierten, randomisierten Studien in ausreichend großen Patientenpopulationen durch die Reduktion standardisierter Symptomscores und einen verminderten Medikamentenverbrauch dokumentiert sein. Ausschließlich pädiatrische Studien mit hohem wissenschaftlichen Standard liegen jedoch bislang nur in geringer Zahl vor. So ist eine abschließende evidenzbasierte Beurteilung der Effektivität einer SIT im Kindesalter noch nicht möglich. Die 10-Jahres-Daten der Preventive Allergen Treatment (PAT)-Studie deuten jedoch darauf hin, dass sich das Risiko eines „allergischen Etagenwechsels“, d.h. die Manifestation eines Asthma bronchiale bei Patienten mit allergischer Rhinitis durch eine SIT langfristig verringern lässt.

Anwendungsgebiet/Verwendung

  • Inhalationsallergie im Kindesalter
  • Insektengiftallergie im Kindesalter

Indikation

  • Nachweis einer IgE-vermittelten Sensibilisierung mittels Haut-Prick-Testung oder In-vitro-Diagnostik
  • Eindeutiger Zusammenhang der nachgewiesenen Sensibilisierung mit klinischer Symptomatik und/oder einer entsprechenden Provokationstestung
  • Verfügbarkeit standardisierter bzw. qualitativ hochwertiger Allergenextrakte
  • Unmöglichkeit einer adäquaten Allergenkarenz
  • Wirksamkeitsnachweis der geplanten SIT für die jeweilige Indikation
  • Anwendung der SLIT bei Kindern und Jugendlichen nur, wenn eine SCIT nicht infrage kommt:
    • Phobische Ängste des Patienten vor Spritzen
    • Generelle Ablehnung der subkutanen Injektion
    • Befürchtung (seltener) systemischer anaphylaktischer Reaktionen
    • Keine Zeit für die wiederholten Injektionstermine

Unerwünschte Wirkungen

Schwere Nebenwirkungen treten unter korrekt durchgeführter und adäquat überwachter SIT nur sehr selten auf.

Kontraindikation

  • Unkontrolliertes Asthma bronchiale bzw. ein persistierendes Asthma bronchiale mit einer FEV1 <70% des Sollwertes
  • Schwere Autoimmunerkrankungen oder Immundefekte
  • Maligne Neoplasien mit aktuellem Krankheitswert
  • Mangelnde Compliance
  • Zusätzlich bei der SLIT: Entzündungen in der Mundhöhle mit schweren Symptomen

Literatur
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  1. Ott H, Bufe A, Merk HF (2011) Indikationen und Studienlage zur spezifischen Immuntherapie im Kindes- und Jugendalter. Hautarzt 62(9): 671-676
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Zuletzt aktualisiert am: 24.10.2017