Herpes simplex recidivansB00.8

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2019

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Synonym(e)

Cold sore; Ekelbläschen; Fieberbläschen; Herpes febrilis; Herpesfollikulitis; Herpes labialis, Herpes facialis; Herpes simpex genitalis; Herpes simplex labialis; Herpetische Paronychie; Hidroa febrilis; Labialer Herpes; Recurrent herpes simplex virus infection; Reizbläschen; Rezidivierender Herpes simplex

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Definition

Häufigste klinische Manifestation einer Herpes-simplex-Virus-Infektion (die Erstinfektionen verlaufen häufig klinisch inapparent. Dies betrifft v.a. die HSV-2-Erstinfektion im Genitalbereich) an Haut oder Schleimhaut in Form von meist chronisch-rezidivierenden Eruptionen gruppiert stehender, stecknadelkopfgroßer Bläschen.

Erreger

Herpes-simplex-Virus. HSV-1; HSV-2; der Anteil an HSV-2-positiver Virusträger hat in letzten Jahren deutlich zugenommen. Er beträgt in Westeuropa etwa 20%.

Ätiopathogenese

Provozierende Faktoren der Rezidive von Herpes simplex-Infektionen sind fieberhafte Infekte, UV-Exposition, psychische und physische Stresssituationen, lokale Traumen, Menstruation. 

Lokalisation

  • Lokalisiert:
    • Lippe (häufigste Lokalisation): Herpes labialis
    • Gesicht:Herpes facialis
    • Auge: Keratokonjunktivitis herpetica 
    • Genitalbereich: Herpes simplex genitalis (Herpes simplex progenitalis)
    • Andere Lokalisationen: Wange, Gesäß; Perianalbereich; Finger.  In seltenen Fällen v.a.  bei Immunsupprimierten viszerale Organe (Ösophagus, Lunge, Leber, ZNS).
  • Generalisierter Hautbefall:

Klinisches Bild

  • Prodromi in Form von Juckreiz, Spannungsgefühl, evtl. Schmerzen und unterschiedlich stark ausgeprägter, lokaler Schwellung, z.B. Lippenschwellung bei Herpes labialis.
  • Aufschießen gruppiert stehender, teilweise konfluierender, praller, stecknadelkopfgroßer Bläschen auf gerötetem Grund.
  • Die Größe der gesamten Hautveränderung beträgt meist 0,5-2,0 cm, die Begrenzung ist polyzyklisch.
  • Eitrige Eintrübung der Bläschen innerhalb von 2-4 Tagen, nach Platzen bleiben honiggelbe Krusten zurück. Abheilung nach ca. 1 Woche, meist narbenlos.
  • Nach schweren Infektionen bleiben evtl. kleine, eingezogene Narben.
  • Nicht selten begleitende, schmerzhafte regionale Lymphadenopathie.
  • Rezidive treten in individuellen, sehr unterschiedlichen Perioden häufig an der selben oder einer benachbarten Stelle der selben Region auf (Herpes recidivans in loco).
  • In seltenen Fällen (beschrieben bei Immunsupprimierten) kann eine Herpes simplex Infektion der Haut auch als klinisch uncharakteristische follikuläre Entzündung "Herpesfollikulitis" auftreten.
  • Immunsuppression: eine HSV-Reaktivierung kann in dieser Konstellation zu ausgedehnten, schlecht heilenden Haut - und Schleimhautinfektionen führen, möglicher extrakutaner Organbefall (viszerale Herpes-Infektionen: Leber, Ösophagus, Lunge, Gehirn)     

Histologie

Ballonierende Degeneration der Keratinozyten mit Ausbildung großer Kerne. Intraepidermale, suprabasale Bläschenbildung mit Leukozyten im Blasenlumen und multinukleären Riesenzellen am Blasengrund. Evtl. eosinophile virale Kerneinschlüsse.

Differentialdiagnose

Komplikation(en)

  • aufgepfropfte Pyodermie in loco.
  • Ausbildung von schlecht heilenden Ulzera oder Hämorrhagien bei zugrunde liegendem Immundefekt.
  • bei schwerer Immundefizienz extrakutaner Organbefall möglich. Selten ist die potenziell letal verlaufende Herpes-Enzephalitis. 
  • Nach häufigen jahrelangen Rezidiven ist die Ausbildung eines sekundären Lymphödems möglich ( Elephantiasis nostras).

Therapie

Interne Therapie

  • Bei ausgedehntem kompliziertem Herpes simplex empfiehlt sich eine interne Behandlung mit Aciclovir i.v. (5 mg/kg KG/Tag) bis zur Abheilung der Bläschen (ca. 5 Tage).
  • Bei HIV-Infizierten Aciclovir-Dosierung erhöhen (10 (max. 20) mg/kg KG/Tag).
  • Alternativ Famciclovir p.o. (z.B. Famvir Filmtbl.) 3mal/Tag 250 mg oder Valaciclovir (Valtrex Filmtbl.) 3mal/Tag 1000 mg p.o.
  • Bei Therapieversagen Foscarnet (Foscavir Astra) 3mal/Tag 40-60 mg/kg KG/Tag i.v. in 500 NaCl über 2 Std.

Verlauf/Prognose

Im Gegensatz zu der häufig unbemerkt verlaufenden Primärinfektion ist die rezidivierende HSV-Infektion ein häufiges, meist wenig spektakuläres klinisches Ereignis (Hinweis: die Erstinfektion kann auch, meist im Kindesalter als klinisch schwer verlaufende Gingivostomatitis herpetica in Erscheinung treten!). Die Zahl der Rezidive schwankt intraindividuell erheblich, von wenigen Infektionsperioden im Leben, 3-4 im Jahr (dies ist die am häufigsten vorkommende  Periodik), bis zu monatlichen oder halbmonatlichen Episoden.     

Prophylaxe

  • Vermeidung der bekannten Triggerfaktoren (z.B. übermäßige UV-Exposition; beim Skifahren im Hochgebirge empfiehlt sich die Anwendung eines physikalischen Lichtschutzes mit höchstem Lichtschutzfaktor)
  • Bei Auftreten eines Rezidivs sind die allg. Hygienmaßnahmen (Händedesinfektion) zu beachten
  • Direkter Hautkontakt mit einer Herpesläsion sollte vermieden werden
  • Bei den ersten Zeichen eines Rezidivs konsequente "antiherpetische" Lokatherapie
  • Allg. gebräuchliche Verfahren wie Zahnpasta, Alkohol oder Essig sind wenig hilfreich.  
  • Bei engmaschiger  Rezidivhäufung ist an eine systemische Dauertherpaie zu denken.
  • Zur Prophylaxe eines rezidivierenden Herpes simplex eignet sich Lysin in niedrigerer Dosierung. Erhältlich als Lysin-Kapseln  (500 mg) oder aber Lyranda® als Fertigpräparat. 

Naturheilkunde

Lokaltherapie: Gute Erfolge wurden in einer randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten klinischen Studie an 66 Patienten mit einer Melissencreme (4mal/Tag über 5 Tage) beschrieben (s.u. Phytotherapie, s.u. Zitronenmelisse).

 

Phytotherapie extern

Gute Erfolge wurden in einer randomisierten, doppelblinden, plazebokontrollierten klinischen Studie an 66 Patienten mit einer Melissencreme (4mal/Tag über 5 Tage) beschrieben (s.u. Phytotherapie, s.u. Zitronenmelisse).

Phytotherapie intern

Phytotherapeutisch kann bei rezidivierendem Herpes simplex eine fixe Kombination aus Färberhülsenwurzel, Lebensbaumspitzen, Sonnenhutwurzeln wie sie in Esberitox N (Dosierung: 3-3-3Tbl/Tag) vorliegt eingesetzt werden.    

Literatur

  1. Griffith RS et al. (1987)  Success of L-lysine therapy in frequently recurrent herpes simplex infection. Treatment and prophylaxis. Dermatologica 175: 183-190.

  2. Kimmig W (1989) Herpes-simplex-Infektionen. Z Hautkr 64: 266-271

  3. Klammer M et al. (2003) Acyclovir-resistant herpes exulcerans et persistens. Type II. Hautarzt 54: 362-364
  4. Koytchev R et al. (1999) Balm mint extract (Lo-701) for topical treatment of recurring herpes labialis. Phytomedicine 6: 225-230
  5. Lautenschläger S (2018) Humane Herpesviren. In: G.Plewig et al. (Hrsg.) Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Springer Reference Medizin S.103
  6. Long D et al. (2014) Identification of novel virus-specific antigens by CD4⁺ and CD8⁺ T cells from asymptomatic HSV-2 seropositive and seronegative donors. Virology 464-465:296-311

  7. McCarthy KJ et al. (2019) Hormonal Contraceptives and the Acquisition of Sexually Transmitted Infections: An Updated Systematic Review. Sex Transm Dis 46:290-296

  8. Simmons A (2002) Clinical manifestations and treatment considerations of herpes simplex virus infection. J Infect Dis 186: S71-77

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