Generalisiertes pustulöses figuriertes Erythem L27.0

Zuletzt aktualisiert am: 10.01.2024

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Synonym(e)

AGEP/SJS-Überschneidung; AGEP/TEN-Überschneidung und Sweet-Syndrom nach Hydroxychloroquin; Atypische AGEP, Rezidivierende AGEP, Pustulöses DRESS-Syndrom; Generalisiertes pustulöses figuratives Exanthem; Sweet-Syndrom nach Hydroxychloroquin

Definition

Das generalisierte pustulöse figurierte Erythem ist eine akute, seltene, klinisch schwer verlaufende, generalisierte Erkrankung, die in der  Vergangenheit i.A. als AGEP klassifiziert wurde. In der medizinischen Fachliteratur sind mehr als 20 Fälle von GPFE durch Hydroxychloroquin beschrieben worden.

Das generalisierte pustulöse figurierte Erythem unterscheidet sich jedoch von der AGEP durch einen verzögerte Beginn von 2 bis 3 Wochen (4-27 Tage) nach der ersten Medikamentenexposition und durch eine längere Persistenz. Es wurde bisher typischerweise auf Hydroxychloroquin zurückgeführt, und ist schwerer und schwieriger zu behandeln als AGEP. Vieles deutet daraufhin, dass wahrscheinlich ein anderer pathogener Mechanismus zugrundliegt, als bei der klassischen Form der AGEP (Sidoroff A et al. 2007).

Bemerkung: Dieser für eine AGEP untypische Verlauf führte in der Vergangenheit zu unterschiedlichen Benennungen: atypische AGEP, rezidivierende AGEP, pustulöses DRESS-Syndrom, AGEP/SJS-Überschneidung,16 AGEP/TEN-Überschneidung und Sweet-Syndrom nach Hydroxychloroquin (Pearson KC et al. 2016).

Ätiopathogenese

Das generalisierte pustulöse figurierte Erythem kann durch eine Reihe von Medikamenten ausgelöst werden. Der Zusammenhang mit Hydroxychloroquin wird jedoch hervorgehoben. Hydroxychloroquin wird üblicherweise zur Behandlung verschiedener rheumatischer und dermatologischer Erkrankungen eingesetzt, und wurde zwischenzeitlich auch als antivirales Mittel bei COVID-19-Infektionen eingesetzt (Colson P et al. 2020; Duan YJ et al. 2020).

Klinisches Bild

Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich ein abruptes Auftreten eines pruriginösen Exanthems, mit Fieber und neutrophiler Leukozytose. GPFE kann sich zunächst mit erythematösen Papeln und Plaques im Gesicht mit Gesichtsödem und ausgedehnten urtikariellen oder ödematösen Plaques zeigen, die über den gesamten Körper verstreut sind, wobei sich nichtfollikuläre Pusteln entwickeln, die sich zu erythematösen und manchmal atypischen, zielgerichteten, "Erythema-multiforme-ähnlichen" Plaques entwickeln, die zu ring- und bogenförmigen Mustern am Rumpf und an den Extremitäten zusammenlaufen. Pustulöse, erythematöse Plaques können sich unregelmäßig entlang der aktiven Ränder entwickeln. Seltener sind Blasen oder Erosionen. Die Schleimhäute sind meist nur gering oder gar nicht betroffen.

Histologie

Hautbiopsieproben zeigen anfänglich ödematöse Dermis, entwickeln sich aber weiter zu subkornealen und/oder intraepidermalen neutrophilen Pusteln, manchmal mit leichter fokaler Akantholyse, Exozytose, Spongiose und einer ödematösen papillären Dermis mit einem perivaskulären lymphozytären Infiltrat, gelegentlich vermischt mit Neutrophilen, Eosinophilen und Mastzellen. Später beherrscht eine neutrophile Dermatitis das Bild. Eine Vaskulitis ist nicht nachweisbar.

Therapie

Die Behandlungen sind vielfältig. Die Erstlinientherapie besteht aus topischen und systemischen Steroiden. Falls nicht ausreichend kann Cyclosporin eingesetzt werden. Andere Optionen sind orales Dapson oder Etretinat.

Literatur
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  1. Colson P et al. (2020) Chloroquine for the 2019 novel coronavirus SARS-CoV-2. Int J Antimicrob Agents 55:105923.
  2. Charfi O et al.(2015) Hydroxychloroquine-induced acute generalized exanthematous pustulosis with positive patch-testing. Indian J Pharmacol. 47:693-694.
  3. Duan YJ et al. (2020) The trial of chloroquine in the treatment of Corona Virus Disease 2019 (COVID-19) and its research progress in forensic toxicology. Fa Yi Xue Za Zhi. 36:1-1.
  4. Duman H et al. (2017) Acute generalized exanthematous pustulosis induced by hydroxychloroquine: a case with atypical clinical presentation. An Bras Dermatol 92: 404-406.
  5. Miteva L et al. (2020) Childhood acute generalized exanthematous pustulosis induced by oral ketoconazole. Acta Dermatovenerol Croat 18: 267-270.
  6. Pearson KC et al. (2016) Prolonged pustular eruption from hydroxychloroquine: an unusual case of acute generalized exanthematous pustulosis. Cutis 97: 212-216.
  7. Schwartz RA et al.(2020) Generalized pustular figurate erythema: A newly delineated severe cutaneous drug reaction linked with hydroxychloroquine. Dermatol Ther 33:e13380.
  8. Sidoroff A et al. (2007) Risk factors for acute generalized exanthematous pustulosis (AGEP)-results of a multinational case-control study (EuroSCAR). Br J Dermatol 157: 989-996.
  9. Szatkowski J et al. (2015) Acute generalized exanthematous pustulosis: a review and update. J Am Acad Dermatol 73: 843-848.

Verweisende Artikel (1)

Psoriasis pustulosa generalisata;

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