Follikulitis superfizielle L01.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 12.01.2024

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Synonym(e)

Bockhart Impetigo; Folliculitis pustulosa; Folliculitis simplex; Folliculitis staphylogenes superficialis; Impetigo Bockhart; Impetigo follicularis Bockhart; Ostiofolliculitis Bockhart; Pickel; Staphylodermia Bockhart; Superficial folliculitis; Superfizielle Follikulitis

Erstbeschreiber

Definition

Häufige, solitäre oder multiple, an den Haarfollikel gebundene, akute oder chronische, eitrige Infektion des oberflächlichen Teils des Haarfollikels, die ganz überwiegend durch Staphylokokken hervorgerufen wird (im Volksmund Pickel oder Eiterpickel). Dieser Follikulitistypus tritt v.a. in den feuchtwarmen tropischen Zonen auf. 

Ätiopathogenese

Infektion des Haarfollikels durch Staphylococcus aureus.

Voraussetzungen:

  • Mikrotraumen, z.B. durch Rasur (Bartregion und Unterschenkel)
  • Feuchte Mazeration, feuchtwarme intertriginöse Bereiche, Schwitzen, zu fette oder zu feuchte Behandlung bestimmter Hautareale, Plastikokklusionsverband
  • Fehlerhafte okkludierende Kleidung in feuchtwarmem Klima
  • Abwehrschwäche
  • Juckende zerkratzte Hauterkrankungen

Manifestation

Auftreten in jedem Lebensalter möglich, v.a. jedoch im Säuglings-und Kleinkindesalter. Keine Geschlechtsdominanz.

Lokalisation

Vor allem Gesicht, Wangen, Nase, Achselhöhlen, Extremitäten, Unterschenkel nach Rasur. Prinzipiell am gesamten Integument möglich, wo Okklusion durch Kleidung oder durch engen Kontakt erfolgt.

Klinisches Bild

Akut auftretende, solitäre oder multiple, punktförmige (follikulär gebundene), auch gruppiert angeordnete, 0,1-0,2 cm große, flache, rote Papeln oder gelb-rote Papulo-Pusteln mit einem diskreten roten Saum. Die Follikelentzündungen werden häufig von einem zentralen Haar durchbohrt. Dieser Befund ist bei einem Befall von Terminalhaarfollikeln leicht zu erkennen (Bemerkung: nur der klare Follikelbefall definiert die Diagnose! Sind  Vellushaarregionen betroffen (z.B. Rumpf), so ist die Beziehung zum Follikel nicht immer klar ersichtlich). 

Die superfizielle Follikulitis überschreitet nicht die Follikelgrenze. Es kommt nicht zur perifollikulären Abszessbildung (Furunkel).

Es besteht leichte Schmerzhaftigkeit der Einzeleffloreszenz, ggf. auch der Region, häufiger jedoch Juckreiz. Nach ca. 5 Tagen Eintrocknung und Ausbildung einer gelb-braunen Kruste. Komplette Abheilung ohne Narbenbildung. Rezidive sind häufig, wenn die auslösende Ursache nicht beseitigt wird.

Histologie

Follikulär gebundene, neutrophile Infiltration der oberflächlichen Anteile des Follikels.

Differentialdiagnose

Folliculitis barbae candidamycetica;

follikuläre Trichophytie

akneiforme Exantheme

Gramnegative Follikulitis (Whirlpool-Dermatitis)

Acne vulgaris

Ölakne ( Akne, Öl-Akne)

Teer-Akne

pustulöses Syphilid

Follikulitiden unter der Behandlung mit Tyrosinkinaseinhibitoren (s.dort).

Externe Therapie

Nach initialer Desinfektion mit alkoholischen Lösungen (70% Isopropanol), Polihexanid (Serasept, Prontoderm), Octenidin (Octenisept) oder Polyvidon-Jod-Lösungen (z.B. Betaisodona Lösung) mechanische Eröffnung der Pusteln. Anschließend mehrfach tgl. feuchte Umschläge mit antiseptischen Zusätzen wie Polihexanid, Kaliumpermanganat (hellrosa) oder Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ). Alternativ desinfizierende Lotios oder Cremes wie 0,5-2,0% Clioquinol-Lotio R050 , Linola-Sept.

Interne Therapie

Bei ausgedehnten Infektionen Dicloxacillin (z.B. InfectoStaph) 3-4mal/Tag 2 Kps. p.o.

Hinweis(e)

Die nicht durch Staphylokokken induzierten bakteriellen oder auch nicht-bakteriellen Follikulitiden werden namentlich i.A. mit dem auslösenden Erreger gekennzeichnet: Demodex-Follikulitis, Pityrosporumfollikulitis, gramnegative Follikulitis usw.    

Literatur
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  1. Durdu M et al. (2013) First step in the differential diagnosis of folliculitis: cytology. Crit Rev Microbiol 39:9-25
  2. Edlich RF et al. (2005) Bacterial diseases of the skin. J Long Term Eff Med Implants 15:499-510
  3. Fourtillan E et al. (2013) Treatment of superficial bacterial cutaneous infections: a survey among general practitioners in France. Ann Dermatol Venereol 140: 755-762
  4. LaBerge L et al. (2012)  Actinic superficial folliculitis in a 29-year-old man. J Cutan Med Surg 16:191-193
  5. Kaimal S et al. (2009)  Dermatitis cruris pustulosa et atrophicans revisited: our experience with 37 patients in south India. Int J Dermatol 48:1082-1090
  6. Palit A et al. (2010) Current concepts in the management of bacterial skin infections in children. Indian J Dermatol Venereol Leprol 76:476-488

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