Epidermolysis bullosa simplex, autosomal rezessiv, mit Mutation in EXPH5 Q82.8

Zuletzt aktualisiert am: 09.01.2022

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Synonym(e)

EBS4; Epidermolysis bullosa simplex 4, localized or generalized intermediate, autosomal recessive; Epidermolysis bullosa simplex 4, lokalisiert oder generalisiert, intermediär, autosomal rezessiv, mit Mutation in EXPH5; OMIM: 615028

Erstbeschreiber

Fine et al. (1989) berichteten über eine Familie, bei der 4 Personen einen Phänotyp aufwiesen, der mit dem lokalisierten EBS vom Weber-Cockayne-Typ übereinstimmte, aber autosomal rezessiv vererbt wurde. Abgesehen von vereinzelten oralen Erosionen bei einem Patienten gab es keine Anzeichen für assoziierte extrakutane Erkrankungen

Definition

Die autosomal rezessive, bereits bei Geburt oder im Laufe des 1. Lebensjahr auftretende, meist mild verlaufende,  monogenische Epidermolysis bullosa simplex-1D (EBS4) mit basal angelegter Spaltbildung, ist mit einer Mutation im  EXPH5-Gen (612878) auf Chromosom 11q22.3 assoziiert. EBS4 ist eine sehr seltene (bisher wurden nur wenige Familien beschrieben) Hauterkrankung, die durch traumatische Blasenbildung, die sich bei Wärme verstärkt, gekennzeichnet ist. Die Abheilung erfolgte mit leicht atrophischen, gelegentlich hyerpigmentierten aber auch hypopigmentierten Narben. Der Schweregrad ist unterschiedlich. Bei einigen Patienten tritt die Erkrankung lokalisiert mit bevorzugtem Befall an Händen und Füßen auf. Bei anderen Betroffenen kann die Blasenbildung auch am Rumpf auftreten. Bei wenigen Patienten traten blasenunabhängig difffus verteilte gesprenkelte Pigmentierungen auf. Bei den meisten Patienten bessert sich der Zustand mit zunehmendem Alter.

Ätiopathogenese

Kein Nachweis von Mutationen in den Genen KRT5 und KRT14;  Duplikationen, Depletionen und Nonsense-Mutationen in EXPH5.

Klinisches Bild

Bei der von McGrath et al. (2012) untersuchten irakischen Familie zeigten sich die klinischen Merkmale bereits in der frühen Kindheit und bestanden in erster Linie aus traumabedingten Blasen und flächigen (manchmal hämorrhagischen) Krusten der Haut. Abheilung innerhalb weniger Wochen mit leicht atrophischen Narben und einer geringen postinflammatorischen Hyperpigmentierung.

Auffällig war eine leichte diffuse, gesprenkelte Hyper- und Hypopigmentierung am Rumpf und an den proximalen Gliedmaßen. Kein Schleimhautbefall.

Pigors et al. (2014) berichteten über ein zweijähriges deutsches Mädchen mit Mutationen im EXPH5-Gen, das mit ausgedehnten Hauterosionen an den Armen, dem Thorax und den Unterschenkeln geboren wurde, die etwa 20 % der Körperoberfläche bedeckten. Die Läsionen heilten ohne Residuen ab. Kein Schleimhautbefall. Nägel und Haare waren nicht betroffen.

Bei dem 4 Jahre alten kaukasischen Jungen mit Mutationen in EXPH5 (Liu et al. 2014) begann die traumatische Blasenbildung im Laufalter. Betroffen waren untere Rückenpartien, Knie und Knöchel.

Die Größe der Blasen variierte von einigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern. Nur diskrete Narbenbildungen. Ganz vereinzelte Milien.

Bei einem 9-jährigen pakistanischen Jungen wurde die traumatische Blasenbildung an den Extremitäten und am Rumpf bereits kurz nach der Geburt beobachtet (Rashidghamat et al. 2016). Die Größe der Blasen schwankte zwischen 1 bis 2 cm.  Die Blasenbildung verschlimmerte sich bei heißem Wetter. Die einzelnen Blasen heilten innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab und hinterließen eine postinflammatorische Hypopigmentierung. Die Neigung zur Blasenbildung nahm aber mit zunehmendem Alter ab. Haare, Zähne, Nägel und Schleimhäute waren normal.

Weitere analoge Befunde wurden von  Malchin et al. (2016) und Diociaiuti et al. (2020) berichtet.

Das von Turcan et al. (2016) beschriebene marokkanisches Mädchen entwickelte im Alter von 10 Jahren eine diffuse, gesprenkelte Pigmentierung am Rumpf, an den Achseln und an den proximalen Extremitäten, die nicht mit der Blasenbildung der Haut zusammenhing. Die Hautbrüchigkeit nahm mit zunehmendem Alter ab, und es traten nur noch sporadisch traumainduzierte Blasen an den Extremitäten auf.

Histologie

Die Histologie zeigt eine intrabasale Spaltung (Malchin et al.2016; Turcan et al. 2016; Diociaiuti et al. 2020).

Literatur
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  1. Diociaiuti A et al. (2020) Autosomal recessive epidermolysis bullosa simplex due to EXPH5 mutation: neonatal diagnosis of the first Italian case and literature review. J. Europ. Acad. Derm. Venereol. 34: e694-e697.
  2. Fine JD et al. (1989) Epidermolysis bullosa simplex: identification of a kindred with autosomal recessive transmission of the Weber-Cockayne variety. Pediat. Derm 6: 1-5.
  3. LiuL et al. (201) Mutations in EXPH5 result in autosomal recessive inherited skin fragility. Brit J Derm 170: 196-199.
  4. Malchin N et al. (2016) A novel homozygous deletion in EXPH5 causes a skin fragility phenotype. Clin Exp Derm 41: 915-918.
  5. McGrath JA et al. (2012) Germline mutation in EXPH5 implicates the Rab27B effector protein Slac2-b in inherited skin fragility. Am J Hum Genet 91: 1115-1121.
  6. Pigors M et al. (2014) Molecular heterogeneity of epidermolysis bullosa simplex: contribution of EXPH5 mutations. J Invest Derm 134: 842-845.
  7. Rashidghamat E et al. (2016) Mutations in EXPH5 underlie a rare subtype of autosomal recessive epidermolysis bullosa simplex. Brit J Derm 174: 452-453.
  8. Turcan I et al. (2016) Association of epidermolysis bullosa simplex with mottled pigmentation and EXPH5 mutations. JAMA Derm 152: 1137-1141.

Weiterführende Artikel (1)

EXPH5-Gen;

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