Cemiplimab

Zuletzt aktualisiert am: 01.05.2025

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Synonym(e)

cSCC; Immun-Checkpoint-Inhibitor, Plattenepithelkarzinom; Karzinom der Haut; Libtayo®

Definition

Der PD-1-Antikörper Cemiplimab gehört zur pharmakologischen Klasse der Immunonkologika und wird zur Behandlung des metastasierten und lokal fortgeschrittenen kutanen Plattenepithelkarzinom angewendet, das für eine kurative Operation oder Strahlentherapie nicht mehr in Frage kommt. Cemiplimab ist gegen den Immun-Checkpoint-Rezeptor PD-1 gerichtet und verstärkt die T-Zell-Antwort.

Wirkungsspektrum

Das kutane Plattenepithelkarzinom ist nach dem Basalzellkarzinom die zweithäufigste Neoplasie der Haut bei der weißen Bevölkerung. Die Inzidenz nimmt zu, was zum einen auf die alternde Bevölkerung und zum anderen auf die zunehmenden chronische UV-Exposition in den letzten 2-3 Generationen zurückzuführen ist. Folglich tritt das cSCC am häufigsten an sonnenexponierten Stellen wie dem Gesicht, der Kopfhaut und den Handrücken auf (Rettig EM et al. 2015). Eine chirurgische Entfernung des Tumors kann bei etwa 95 Prozent der Patienten zu einer Heilung führen. Die Standardtherapie für das cSCC ist die vollständige Tunmorresektion, vorzugsweise mittels mikroskopisch kontrollierter Chirurgie (Hempel C et al.2025). Alternativ sind strahlentherapeutische Verfahren. Bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen und bei metastasiertem cSCC ist eine systemische Therapie notwendig. Seit Juni 2019 ist der monoklonale PD-1 (Programmierter Zelltod)-Antikörper Cemiplimab zugelassen als Monotherapeutikum zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem kutanem Plattenepithelkarzinom, die für eine kurative Operation oder kurative Strahlentherapie nicht mehr in Frage kommen.

Der Antikörper findet aktuell auch bei zahlreichen anderen Tummorentitäten Verwendung so beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom, beim Melanom, beim kolorektalen Karzinom, beim Prostatakarzinom, beim Zervixkarzinom, beim multiplen Myelom sowie beim Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphom.

Pharmakokinetik

Cemiplimab weist eine lineare und dosisproportionale Kinetik bei Dosierungsschemata von 1 mg/kg bis 10 mg/kg alle 2 Wochen und 350 mg alle 3 Wochen auf, was auf eine Sättigung des zielvermittelten Signalwegs hindeutet. Bei Dosen von 350 mg alle 3 Wochen bzw. 3 mg/kg alle 2 Wochen wurden ähnliche Expositionen gegenüber Cemiplimab beobachtet. Bei 350 mg alle 3 Wochen lag die mittlere Steady-State-Konzentration von Cemiplimab zwischen einer Cmax von 168 mg/l und einer Ctrough von 61 mg/l. Nach etwa 4-monatiger Behandlung wird die Steady-State-Exposition erreicht.

Resorption: Aufgrund der wird intravenösen Anwendung von Cemiplimab ist der Antikörper vollständig bioverfügbar.

Verteilung: Cemiplimab wird überwiegend im Gefäßsystem verteilt und weist ein Verteilungsvolumen im Steady State von 5,2 l auf.

Biotransformation: Es ist anzunehmen, dass Cemiplimab zu kleinen Peptiden und einzelnen Aminosäuren abgebaut wird.

Elimination: Bei Dosen von 1 mg/kg bis 10 mg/kg alle zwei Wochen wird Cemiplimab linear eliminiert. Nach der ersten Dosis liegt die Clearance von Cemiplimab bei ca. 0,33 l/Tag. Die Gesamt-Clearance scheint mit der Zeit um circa 35% abzunehmen, was zu einer Steady-State-Clearance von 0,21 l/Tag führt. Die Abnahme der Clearance wird nicht als klinisch relevant angesehen.

Die Halbwertszeit zwischen den Dosisgaben beträgt im Steady State 19,4 Tage.

Anwendungsgebiet/Verwendung

Cemiplimab wird als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 30 Minuten unter Verwendung eines sterilen, pyrogenfreien In-line- oder Add-on-Filters (0,2 μm bis 5 μm Porengröße) mit geringer Proteinbindung verabreicht.

Indikation

Das kutane Plattenepithelkarzinom ist nach dem Basalzellkarzinom die zweithäufigste Neoplasie der Haut bei der weißen Bevölkerung. Die Inzidenz nimmt zu, was zum einen auf die alternde Bevölkerung und zum anderen auf die zunehmenden chronische UV-Exposition in den letzten 2-3 Generationen zurückzuführen ist. Folglich tritt das cSCC am häufigsten an sonnenexponierten Stellen wie dem Gesicht, der Kopfhaut und den Handrücken auf (Rettig EM et al. 2015). Eine chirurgische Entfernung des Tumors kann bei etwa 95 Prozent der Patienten zu einer Heilung führen. Die Standardtherapie für das cSCC ist die vollständige Tunmorresektion, vorzugsweise mittels mikroskopisch kontrollierter Chirurgie (Hempel C et al.2025). Alternativ sind strahlentherapeutische Verfahren. Bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen und bei metastasiertem cSCC ist eine systemische Therapie notwendig.

Seit Juni 2019 ist der monoklonale PD-1 (Programmierter Zelltod)-Antikörper Cemiplimab zugelassen als Monotherapeutikum zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem kutanem Plattenepithelkarzinom, die für eine kurative Operation oder kurative Strahlentherapie nicht mehr in Frage kommen.

Der Antikörper findet aktuell auch bei zahlreichen anderen Tummorentitäten Verwendung so beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom, beim Melanom, beim kolorektalen Karzinom, beim Prostatakarzinom, beim Zervixkarzinom, beim multiplen Myelom sowie beim Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphom.

Dosierung und Art der Anwendung

Die empfohlene Dosis beträgt 350 mg Cemiplimab alle 3 Wochen und soll als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von 30 Minuten verabreicht werden. Die Behandlung kann bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder bis zum Auftreten einer nicht mehr akzeptablen Toxizität fortgesetzt werden. Weitere ausführliche Richtlinien zur Behandlung immunvermittelter Nebenwirkungen können der Fachinformation entnommen werden.

Unerwünschte Wirkungen

Unter der Anwendung von Cemiplimab wurden schwere und tödlich verlaufende immunvermittelte Nebenwirkungen beobachtet, die jedes Organsystem betreffen können. Die meisten dieser immunvermittelten Reaktionen treten bereits während der Behandlung mit Cemiplimab auf, können aber auch nach dem Absetzen auftreten.

Immunvermittelte Nebenwirkungen sollen durch Anpassungen der Cemiplimab-Behandlung, mit einer Hormonersatztherapie (falls klinisch indiziert) und mit Kortikosteroiden behandelt werden. Je nach Schweregrad der Nebenwirkung muss die Behandlung mit Cemiplimab vorübergehend unterbrochen oder dauerhaft abgesetzt werden.

Unter der Anwendung von Cemiplimab kam es sehr häufig (≥ 1/10) zu:

Diarrhö

Pruritus

Fatigue

Bei 20,1% der mit Cemiplimab in klinischen Studien behandelten Patienten traten immunvermittelte Nebenwirkungen auf, welche bei 4,4% der Patienten zu einem dauerhaften Absetzen von Cemiplimab führten.

Die häufigsten immunvermittelten Nebenwirkungen waren:

  • Hypothyreose (7,1%)
  • Pneumonitis (3,7%)
  • immunvermittelte Nebenwirkungen der Haut (2,0%)
  • Hyperthyreose (1,9%)
  • Hepatitis (1,9%)

Immunbedingte Kolitis (Grad3) -Einzelbeobachtung

Weiterhin sind schwere kutane Nebenwirkungen (SCARs), einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) im Zusammenhang mit der Cemiplimab-Behandlung beschrieben worden. Berichtet wurde ein Verschlimmerung der Psoriasis unter Cemiplkimab-Therapie (Hempel C et al. 2025)

Wechselwirkungen

Es wurden keine pharmakokinetischen Studien zur Erfassung von Arzneimittelwechselwirkungen mit Cemiplimab durchgeführt. Aufgrund möglicher Beeinträchtigungen der pharmakodynamischen Aktivität und der Wirksamkeit von Cemiplimab sollte eine systemische Anwendung von Kortikosteroiden oder Immunsuppressiva vor Therapiebeginn mit Cemiplimab, außer physiologische Dosen systemischer Kortikosteroide (≤ 10 mg/Tag Prednison oder Äquivalent) vermieden werden. Nach Beginn der Therapie mit Cemiplimab können systemische Kortikosteroide oder andere Immunsuppressiva jedoch zur Behandlung von immunvermittelten Nebenwirkungen angewendet werden.

Kontraindikation

Cemiplimab darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Präparate

Libtayo®

 

Hinweis(e)

Cemiplimab ist nach Pembrolizumab und Nivolumab der dritte verfügbare PD-1-Antikörper. Seine Indikation unterscheidet sich aber von denen der beiden anderen.

Literatur
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  • Hempel C et al. (2025) Clinical and histopathological features of advanced cutaneous squamous cell carcinoma with varying responses to cemiplimab. J Dtsch Dermatol Ges 23:30-37.
  • Meliante PG et al. (2023) Head and Neck Squamous Cell Carcinoma Vaccine: Current Landscape and Perspectives. Curr Issues Mol Biol 45:9215-9233.
  • Botticelli A et al.(2021) Anti–PD-1 and Anti–PD-L1 in Head and Neck Cancer: A Network Meta-Analysis. Front. Immunol 12:705096.
  • Devaraja K et al. (2023) Therapeutic Vaccination in Head and Neck Squamous Cell Carcinoma—A Review. Vaccines 11:634.
  • Gambichler T et al. (2021) Mismatch Repair Protein Expression and Microsatellite Instability in Cutaneous Squamous Cell Carcinoma. Curr Oncol 28:3316-3322.
  • Rettig EM et al.(2015) Epidemiology of Head and Neck Cancer. Surg Oncol Clin N Am 24:379–396.

Verweisende Artikel (3)

Nivolumab; PD-1-Antikörper; Pembrolizumab;
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