Synonym(e)
Definition
Beremagen geperpavec (Vyjuvek) ist ein nicht-integrierender und nicht-replizierender Herpes-simplex-Virus-Vektor, der in Wundzellen funktionsfähiges Kollagen Typ V- II exprimiert und so die Wundheilung fördert. In den mit Beremagen lokal behandelten Wunden ermöglicht das Gen COL7A1 in Keratinoyzten und Fibroblasten die Synthese von Kollagen Typ VII (Guide SV et al. 2022).
Mit Beremagen geperpavec (Vyjuvek) steht erstmals eine topische korrektive Gentherapie für Patienten mit Epidermolysis bullosa dystrophica mit COL7A1-Mutationen zur Verfügung. Die Therpaie ist ab Geburt für die wöchentliche Anwendung auf Wunden zugelassen.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Der Wirkstoff Beremagen geperpavec ist ein gentechnisch veränderter Herpes-simplex-Virus-Typ-1-(HSV-1)-Vektor, der das humane COL7A1-Gen trägt. Dieser Vektor kodiert zwei Kopien des vollständigen humanen COL7A1-Gens und stellt nach topischer Anwendung auf DEB-Wunden das COL7-Protein wieder her. In infizierten Keratinozyten und Fibroblasten wird somit wieder funktionsfähiges Kollagen Typ VII gebildet. Dieses Kollagen bildet Verankerungsfibrillen zwischen Epidermis und Dermis und trägt so zur Wiederherstellung der Hautintegrität bei.
Die Wirksamkeit von Beremagen geperpavec (Vyjuvek) wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie mit 31 Patienten (20 männlich, 11 weiblich) im Alter von 1 bis 44 Jahren untersucht. Alle Probanden wiesen eine oder mehrere genetisch bestätigte Mutationen im COL7A1-Gen auf, darunter 30 mit autosomal-rezessiver und ein Patient mit autosomal-dominanter DEB.
Bei jedem Teilnehmenden wurden zwei vergleichbare Wunden ausgewählt, randomisiert und über einen Zeitraum von 26 Wochen einmal pro Woche entweder mit Beremagen geperpavec oder mit Placebo (nur Gel) kutan behandelt. Die maximale wöchentliche Gesamtdosis richtete sich nach der Alterskategorie:
- ≥ 6 Monate bis < 3 Jahre: 1,6 × 10⁹ PFU/Woche
- ≥ 3 Jahre bis < 6 Jahre: 2,4 × 10⁹ PFU/Woche
- ≥ 6 Jahre: 3,2 × 10⁹ PFU/Woche
Der primäre Endpunkt war eine verbesserte Wundheilung, definiert als Differenz im Anteil vollständiger (100 %) Wundverschlüsse nach 24 Wochen zwischen den mit Beremagen geperpavec und den mit Placebo behandelten Wunden. Der vollständige Wundverschluss musste bei zwei aufeinanderfolgenden Studienbesuchen im Abstand von zwei Wochen in den Wochen 22 und 24 oder in den Wochen 24 und 26 bestätigt werden (Marinkovich MP et al. 2025 /Natsuga K et al. 2025).
Auch interessant
Indikation
Vyjuvek ist angezeigt zur Wundbehandlung bei Patienten ab Geburt mit dystropher Epidermolysis bullosa und nachgewiesenen Mutation(en) im Gen für die Alpha-1-Kette von Kollagen Typ VII (COL7A1).
Eingeschränkte Indikation
Vyjuvek ist kontraindiziert bei:
- Überempfindlichkeit gegen Beremagen geperpavec oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
- Schwangeren
- Vyjuvek darf nicht auf Wunden angewendet werden, bei denen ein Plattenepithelkarzinom (SCC) diagnostiziert oder vermutet wird; eine Behandlung anderer, nicht betroffener Wunden ist jedoch möglich.
Vorsichtsmaßnahmen vor der Handhabung und Anwendung:
- Vyjuvek enthält genetisch veränderte Organismen. Bei Zubereitung, Anwendung und Entsorgung sind geeignete Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Beim Umgang mit dem Präparat ist das Tragen persönlicher Schutzausrüstung, wie Handschuhe, Maske und Augenschutz, erforderlich.
- Schwangere dürfen das Arzneimittel weder zubereiten noch applizieren und sollten jeden direkten Kontakt mit behandelten Wunden oder den dazugehörigen Verbänden vermeiden.
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft: Es liegen keine Daten zur Anwendung von Beremagen geperpavec bei schwangeren Frauen vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität liegen vor, reichen jedoch nicht aus, um potenzielle Risiken zu bewerten. Aus diesem Grund wird die Anwendung von Vyjuvek während der Schwangerschaft nicht empfohlen.
Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Beremagen geperpavec in die Muttermilch des Menschen übergeht. Ein Risiko für Neugeborene und Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden. Es sollte individuell entschieden werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Vyjuvek verzichtet bzw. die Behandlung unterbrochen wird. Dabei sind der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen der Therapie für die Mutter sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Dosierung und Art der Anwendung
Bei Kindern < 3 Jahren beträgt die empfohlene maximale wöchentliche Gesamtdosis 1 ml, entsprechend 2 × 10⁹ Plaque-bildenden Einheiten (PFU).
Bei Kindern ab 3 Jahren, bei Jugendlichen und Erwachsenen beträgt die empfohlene maximale wöchentliche Gesamtdosis 2 ml, entsprechend 4 × 10⁹ PFU.
Beremagen geperpavec ist ausschließlich zur lokalen Anwendung auf offenen Läsionen bestimmt. Vor der Anwendung sind Suspension und Gel aufzutauen und in der Apotheke zu einem Gel zu mischen. Bei Zubereitung, Anwendung und Entsorgung sind besondere Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, da es sich um ein Arzneimittel mit genetisch veränderten Organismen handelt.Beremagen geperpavec wird einmal wöchentlich in kleinen Tropfen mit einem Abstand von etwa 1 cm auf die zu behandelnden Wunden appliziert. Die Behandlung wird fortgeführt, bis die Wunden geschlossen sind. Bereits behandelte und erneut geöffnete Wunden sollten bei der wöchentlichen Anwendung vorrangig behandelt werden. Eine Anwendung sollte nicht erfolgen, wenn offenen Läsionen vorhanden sind.
Beremagen geperpavec sollte von medizinischem Fachpersonal in einem medizinischen Umfeld, wie einer Klinik, oder im häuslichen Umfeld appliziert werden. Falls es medizinisch vertretbar ist, kann die Applikation auch durch Betroffene oder durch geschulte Pflegepersonen erfolgen. Das Gel wird in einem gitterförmigen Muster appliziert. Nach der Applikation wird die Wunde mit einem hydrophoben Verband abgedeckt, der anschließend mit einem Standardverband fixiert wird. Der Verband sollte für etwa 24 Stunden auf der Wunde verbleiben. Danach kann die übliche Standardpflege fortgesetzt werden.
Die Dosierung richtet sich nach der Wundfläche:
- Bei einer Wundfläche von < 20 cm² beträgt das Volumen < 0,2 ml.
- Bei einer Wundfläche von 20 bis < 40 cm² beträgt das Volumen 0,2 bis < 0,4 ml.
- Bei einer Wundfläche von 40 bis < 60 cm² beträgt das Volumen 0,4 bis < 0,6 ml.
- Bei einer Wundfläche von 60 bis < 200 cm² beträgt das Volumen 0,6 bis < 2 ml.
Die Behandlung wird wöchentlich fortgesetzt, bis zum vollständigen Wundschluss. Bei Rezdiv in loco kann eine erneute Applikation erfolgen. Liegen keine Wunden vor, darf Vyjuvek nicht angewendet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Die folgenden Angaben basieren auf den in der klinischen Zulassungsstudie beobachteten Nebenwirkungen. In dieser Studie berichteten 58 % der Patienten über mindestens eine unerwünschte Wirkung. Keine der berichteten Nebenwirkungen führte zu einem Abbruch der Behandlung.
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren:
- Schüttelfrost (9,7 %) und
- Juckreiz (9,7 %).
Weitere häufige Nebenwirkungen:
- Husten
- Rhinorrhoe
- Erythem
- Hautausschlag
Wechselwirkungen
Für Beremagen geperpavec wurden keine Studien zu Wechselwirkungen durchgeführt. Es sollten jedoch keine anderen topischen Arzneimittel gleichzeitig auf die mit Vyjuvek behandelten Wunden aufgetragen werden.
Die Sicherheit einer Impfung mit viralen Lebendimpfstoffen während oder nach der Behandlung wurde nicht untersucht. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass Vyjuvek die Immunantwort auf solche Impfstoffe beeinträchtigt.
Hinweis(e)
Zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit biologischer Arzneimittel müssen sowohl der Name des Arzneimittels als auch die Chargenbezeichnung eindeutig dokumentiert werden.
Übertragung von Infektionserregern: Obwohl Beremagen geperpavec nicht in Zellen repliziert und nicht in die DNA integriert wird, besteht trotz Sterilitätstests ein gewisses Risiko der Übertragung von Infektionserregern. Daher sollten Patienten nach der Behandlung auf Anzeichen einer Infektion überwacht und bei Bedarf behandelt werden. Personen, die Vyjuvek handhaben oder beim Verbandwechsel helfen, müssen Schutzausrüstung tragen.
Hygienemaßnahmen und Patientenschulung: Pflegepersonen oder medizinisches Fachpersonal, die das Gel applizieren, müssen sicherstellen, dass die behandelten Wunden ordnungsgemäß mit Verbänden abgedeckt werden. Patienten sollten angewiesen werden, behandelte Wundbereiche nicht zu berühren oder zu kratzen, um eine Kontamination anderer Körperbereiche oder eine Übertragung bei engem Kontakt zu vermeiden.
Langzeitnachbeobachtung: Für die Langzeitnachbeobachtung ist vorgesehen, dass Patienten an einer nicht-interventionellen, multizentrischen Studie teilnehmen, in der die Sicherheit von Vyjuvek unter realen Bedingungen untersucht wird.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
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