Argininbernsteinsäure-Syndrom E72.2

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 11.02.2019

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Synonym(e)

Allan Dent-disease; Argininbernsteinsäure-Schwachsinn; Argininosuccinic aciduria; Argininosuccino-Azidurie; Argininsuccinaturie; ASA-Mangel; ASL-Mangel; OMIM 207900

Erstbeschreiber

Allen, 1958

Definition

Seltene, autosomal-rezessiv vererbte  Stoffwechselstörung des Harnstoffzyklus durch Argininsuccinatlyase-Mangel mit pathologischen Erscheinungen an Nervensystem, Haaren (häufig Trichorrhexis nodosa) und Leber.

Vorkommen/Epidemiologie

Die Inzidenz beträgt 1:70.000.   

Ätiopathogenese

Autosomal-rezessiv vererbte Mutationen des Argininosuccinatlyase Gens (ASL Gen; Genlokus 7cen-q11.2) mit konsekutiver Stoffwechselstörung des Harnstoffzyklus, die bei Argininsuccinatlyase-Mangel zur Anhäufung von Argininbernsteinsäure in Plasma und Urin und zur Hyperammonämie führt.

Manifestation

Meist ab Geburt.

Klinisches Bild

Sprödes, brüchiges, glanzloses, schwer frisierbares Haar, vor allem am Hinterkopf; verzögertes Haarwachstum. Neurologische Symptome: Krämpfe, Ataxie, Verzögerung der geistigen Entwicklung; Leberbeteiligung. Man unterscheidet nach Erstmanifestation drei verschiedene klinische Formen:
  • Neonatale Form: Beginn in den ersten Lebenstagen; zunehmende Apathie, Trinkschwäche, muskuläre Hypotonie und Krämpfe. Prognose: Ohne Therapie letal.
  • Infantile Form: Beginn im 1. Lebensjahr; Episoden von rezidivierendem Erbrechen, Tremor und Krampfanfällen bis zum Koma; führt meist zu körperlicher und geistiger Retardierung.
  • Chronische Form: Beginn nach dem 1. Lebensjahr; die Kinder fallen erst durch die Entwicklungsverzögerung auf; häufig sind Krampfanfälle, intermittierende Ataxie und Lethargie, die durch Proteinzufuhr oder Infektionen ausgelöst werden. Bei eiweißreduzierter Diät können sich diese Patienten aber auch völlig normal entwickeln. Deutliche Argininsuccinatämie, in Abhängigkeit von der Proteinzufuhr auch Hyperammonämie, Citrullinämie.

Histologie

Trichorrhexis nodosa, umschriebene, borstenpinselartige Aufsplittungen der Haarkutikula.

Diagnose

Argininbernsteinsäurenachweis im Urin mittels Papierchromatographie.

Differentialdiagnose

Trichorrhexis nodosa; Kinky hair disease; Monilethrix-Syndrom.

Therapie

Restriktion der Eiweißzufuhr. Substitution von Arginin (z.B. 1 M L-Argininhydrochlorid Lösung Pfrimmer) 3 mmol/kg KG/Tag. Sofortige symptomatische Therapie der Hyperammonämie; Langzeittherapie mit proteinarmer Diät und Arginin-Substitution (evtl. Citrat-Gabe bei erhöhten Citrullinwerten!). Pränatale Diagnostik aus Amnionzellen und Chorionbiopsat möglich.

Literatur
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  1. Allan JD, Cusworth DC, Dent CE, Wilson VK (1958) Disease, probably hereditary, characterized by severe mental deficiency and constant gross abnormality of amino acid metabolism. Lancet I: 182–187
  2. Gieselmann V (2003) Metachromatic leukodystrophy: recent research developments. J Child Neurol 18: 591-594
  3. Kleijer WJ et al. (2002 Clinical, enzymatic, and molecular genetic characterization of a biochemical variant type of argininosuccinic aciduria: prenatal and postnatal diagnosis in five unrelated families. J Inherit Metab Dis 25: 399-410
  4. Linnebank M et al. (2002) Argininosuccinate lyase (ASL) deficiency: mutation analysis in 27 patients and a completed structure of the human ASL gene. Hum Genet 111: 350-359

Weiterführende Artikel (3)

Menkes-Syndrom; Monilethrix; Trichorrhexis nodosa;

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