Antimalariamittel

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 14.04.2018

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Definition

Gegen Plasmodien wirksame, die zusätzlich jedoch eine breite (unverzichtbare) Verwendung in der Behandlung entzündlicher Erkrankungen finden.

Definition

Gegen Plasmodien wirksame Medikamentengruppe, die zusätzlich eine breite (uverzichtbare) Verwendung in der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen gefunden hat.  

Hinweis(e)

Allgemeine Fragen zur  Behandlung mit Antimalariamitteln

Wann kann mit einer Wirkung gerechnet werden?

  • Die meisten Patienten merken eine Besserung erst nach 3 bis 4 Monaten. Bei einigen wenigen Patienten kann es auch bis zu ½ Jahr dauern, bis eine Wirkung zu spüren ist. Bei Rheumapatienten, bei Patienten mit Lupus erythematodes nehmen Morgensteifigkeit und Müdigkeit ab.

Wie wird die Behandlung mit Antimalariamitteln durchgeführt?

  • Antimalariamittel gibt es nur in Tablettenform. Im Allgemeinen richtet sich die Dosis nach Ihrem Körpergewicht, aber auch nach der Art Ihrer Erkrankung. Ihr Arzt wird Ihnen dies näher erklären.

Können Antimalariamittel mit anderen Medikamenten kombiniert werden?

  • Ja die Antimalariamittel lassen sich sogar sehr gut mit anderen Medikamenten kombinieren. V.a. zu Beginn der Behandlung wenn ihre Wirkung noch nicht vollständig eingetreten ist, kann man bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises die Antimalaria-Therapie mit nicht-steroidalen Antirheumatika oder auch mit Kortison-haltigen Präparaten ergänzen. Mit diesen Kombinationen lassen sich die Anlaufphase gut überbrücken.

Wie lange muss eine Behandlung durchgeführt werden?

  • Die Behandlung mit Antimalariamitteln ist eine langfristig, über viele Monate, manchmal auch über Jahre  angelegte Therapie. Wichtig: Sie führt nur dann sicher zum Erfolg, wenn Sie die Mittel regelmäßig einnehmen.

Kommt es vor, dass die Behandlung mit Antimalariamitteln nicht wirksam oder nicht ausreichend ist?

  • Diese Frage läßt sich sicher erst nach 4-6 Monaten beantworten. Ist der Behandlungseffekt nach ½ Jahr nicht ausreichend, wird Ihr Arzt die Behandlung entweder abbrechen oder sie durch ein weiteres Arzneimittel ergänzen. Wie dies erfolgt hängt aber ganz wesentlich von der Art Ihrer Erkrankung ab.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

  • Grundsätzlich lässt sich sagen: Es gibt kein wirksames Medikament ohne jegliche Nebenwirkungen. Die meisten Nebenwirkungen einer Antimalariatherapie sind jedoch ungefährlich. Übelkeit, Erbrechen, manchmal Kopfschmerzen, Müdigkeit auch Schwindelgefühl können bei einzelnen Patienten auftreten. Diese Beschwerden machen sich v.a. in den ersten Wochen der Behandlung bemerkbar.

Beeinträchtigen Antimalariamittel die Augen?

  • In den ersten Tagen kann es selten zu Sehstörungen, wie z. B. verschwommenes Sehen, Lichtempfindlichkeit oder auch Veränderungen des Farbsehens kommen. Diese Erscheinungen bilden sich nach kurzer Zeit zurück. Sie sind ungefährlich. Möglicherweise behindern sie beim Autofahren.

Gibt es gefährliche Nebenwirkungen an den Augen?

  • Vor Beginn und während der Behandlung mit Antimalariamitteln müssen Sie sich regelmäßig von einem Augenarzt untersuchen lassen. Während der Behandlung können Einlagerungen in die Hornhaut, sehr selten Netzhautveränderungen entstehen. Sie sind abhängig von der Dosis. Diese Veränderungen sind leicht erkennen. Die Dosis wird dann angepasst. Sehr selten müssen die Medikamente abgesetzt werden. Die Ursache der früher gefürchteten „irreversible Retinopathie“ (Schießscheiben-Makulopathie) war Folge einer Überdosierung.

Schwangerschaft und Antimalariamittel.

  • Antimalariamittel werden ohne bekannt gewordene Risiken in Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt. Nach Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt kann die Therapie deshalb auch in der Schwangerschaft und Stillzeit fortgesetzt werden, wenn dies erforderlich ist.

Niererkrankungen und Antimalriamittel:

  • Bei fortgeschrittener Nierenerkrankung (Niereninsuffizienz -GFR < 30 ml/min) sollte die Tagedosis entsprechend reduziert werden. Bei Dialysepatienten wird die Dosis auf 15% der Normaldosis reduziert.

Sollte Rauchen während der Behandlung abgesetzt werden?

  • Rauchen und Antimalariamittel: Rauchen setzt nach unserer Meinung und der Meinung vieler Ärzte die Wirkung der Antimalariamittel herab. Für alle Patienten mit z.B. einem SLE sollte eine Nikotinkarenz eingehalten werden. 

 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Ochsendorf FR (2010) Einsatz von Antimalariamittel in der Dermatologie. JJDG8: 929-845

Tabellen

Substanzen sowie Wirkungsspektren der Antimalariamittel

Substanz

Wirkungsspektrum

Amodiaquine

Schizontoid, gametozid gegen Pl. vivax, Pl. ovale und Pl. malariae, keine Wirkung auf die Ruheformen in der Leber

Arthemeter/Artesunat/Arteether

Wirksam gegen Pl. falciparum (auch bei Chloroquinresistenz), wirksam gegen geschlechtsreife Formen (Gametozyten); nicht zur Prophylaxe einsetzbar

Atovaquon

Nur zur Prophylaxe, nicht zur Therapie geeignet; schnelle Resistenzentwicklung bei Einsatz als Monopräparat, daher ausschließlich in Kombinationspräparaten verwendet; wirksam gegen Leberschizonten und Blutformen

Chinin

Schizontoid, gametozid gegen Pl. vivax, Pl. ovale und Pl. malariae, keine Wirkung auf die Ruheformen in der Leber

Chloroquin, Hydroxychloroquin

Schizontoid, gametozid gegen Pl. vivax, Pl. ovale und Pl. malariae, keine Wirkung auf die Ruheformen in der Leber

Halofrantin

Wirksam gegen alle Stadien sämtlicher Plasmodien

Lumefantrin

Wirksam gegen Pl. falciparum (auch bei Chloroquinresistenz), nicht zur Prophylaxe einsetzbar

Mefloquin

Wirksam gegen alle asexuellen Stadien von Pl. falciparum und Pl. vivax

Primaquin

Gametozid gegen Pl. falciparum, eliminiert extraerythrozytäre Formen von Pl. vivax und Pl. ovale in der Leber

Proguanil

Nur zur Prophylaxe, nicht zur Therapie geeignet; schnelle Resistenzentwicklung bei Einsatz als Monopräparat, daher ausschließlich in Kombinationspräparaten verwendet; wirksam gegen Leberschizonten und Blutformen

Pyrimethamin

Hemmung der Vermehrung aller Plasmodien; nur zum Einsatz in Kombinationstherapien, nicht zur Prophylaxe geeignet

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Ochsendorf FR (2010) Einsatz von Antimalariamitteln in der Dermatologie. JDDG 8: 829-845
  2. Mittal L et al. (2018) Antimalarial drug toxicities in patients with cutaneous lupus and dermatomyositis: A retrospective cohort study. J Am Acad Dermatol 78:100-106.
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Zuletzt aktualisiert am: 14.04.2018