Sulfit-Intoleranz T78.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 29.12.2018

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Synonym(e)

Sulfit-Allergie; Sulfit-Unverträglichkeit

Definition

Mit dem Begriff Sulfitallergie/Unverträglichkeit/Intoleranz wird eine Gruppe von Symptomen beschrieben die nach Applikation von Sulfit-haltigen Nahrungsmittel/Medikamenten auftreten.  

Ätiopathogenese

Diskutiert wird eine Defekt der Sulfitoxidase. Ein solcher defekt könnte die die Sulfiteffekte verstärken.

Echte allergische Symptome (IgE-vermittelte Reaktionen): Grundsätzlich ist ein derartiger Sensibilisierungsweg in Einzelfällen möglich.  Bei Sulfiten handelt es sich um Haptene; hier kann eine Komplettierung mit körpereigenen Bestandteilen vermutet werden. IgE-Antikörper mit entsprechender Spezifität konnten bisher nicht nachgewiesen werden (Simon RA  1994).

Bradykinin-beta2-Rezeptoren: Tierexperimentell wurde eine Aktivierung dieser Rezeptoren durch Sulfite nachgewiesen Mansour (E et al. 1992)

Cholinerge Reflexe: Durch Atropinblockade konnte bei einigen Patienten die Reaktion verhindert werden (Guninson AF et al.).

Manifestation

Mittleres Lebensalter

Manifestation

Schwefeldioxid (SO2) und Sulfite, sind u.a. enthalten in:

  • gesalzenem Trockenfisch (max. 200 mg/kg)
  • Stärke, Sago, Graupen (max. 50 bzw. 30 mg/kg)
  • Chips und andere getrocknete Kartoffelerzeugnisse (max. 50 mg/kg)
  • weiße Gemüsesorten getrocknet (max. 400 mg/kg) oder tiefgefroren (max. 50 mg/kg)
  • getrocknete Tomaten (max. 200 mg/kg)
  • Trockenfrüchte inkl. Nüssen mit Schale (je nach Fruchtart max. 500 – 2.000 mg/kg)
  • Fleisch-, Fisch- und Meerestierersatzprodukte (max. 200 mg/kg)

Der Einsatz von Schwefeldioxid und Kaliumsulfiten (E 224, E 228) ist in der Weinherstellung weit verbreitet. Schwefelgehalte von mehr als 10 mg/l im Endprodukt müssen auch auf Weinetiketten gekennzeichnet werden. Schwefeldioxid und Sulfite sind außerdem in Kosmetika und als Desinfektionsmittel in der Lebensmittelindustrie im Einsatz.

Klinisches Bild

Die Symptome einer Sulfit-Unverträglichkeit entsprechen z.T. einer akuten Lebensmittelallergie.

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Abdominale Krämpfe, Durchfall
  • Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Benommenheit
  • Im Vordergrund der klinischen Symptome stehen jedoch asthmatische Beschwerden.
  • Seltener sind Juckreiz, Urtikaria, flächige Erytheme, Schwellungen an Händen und Füßen und Angioödeme.
  • Anaphylaktische Reaktionen sind möglich aber sehr selten (v.a. nach intravenöser oder inhalativer Applikation). Die Häufigkeit asthmatischer Reaktionen liegt bei manifestem Asthma zwischen 2% und 5% (Meggs et al. 1985).

Weiterhin werden auch kontaktallergische Reaktionen auf Sulfite beobachtet. Diese spielen eine zunehmende Rolle (Ralph N et al. 2015). In einer größeren Studie (n=996) zeigten 3.68% der Patienten eine positive Patchtest-Reaktion auf 1% Natrium Metabisulfit. Klinisch zeigten sich kontaktallergische Dermatitiden an Gesicht und Händen sowie im Genito-Analbereich.

Diagnose

Klinik, Provokation mit Metabisulfit-Lösung (0,5, 1, 0; 5,0; 10;15; 25; 50; 75; 100; 150 und 200mg/20ml in einer indifferenten wässrigen Grundlage. Die auslösenden Dosen liegen meist bei 20-50mg Metabisulfit, seltener bei geringeren Dosen (Simon RA 1994).

Hinweis(e)

Sulfite müssen in Lebensmitteln durch E-Nummern gekennzeichnet werden.

Literatur
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  1. Cussans A et al. (2015) Systemic sodium metabisulfite allergy. Contact Dermatitis 73:316-317.
  2. Gunnisson AF et al. (1987) Sulofite hypersensitivity: a critical review. CRC Crit Rev Toxicol 184-214
  3. Simon RA (1994) Pulmonary reactions to sulfites in foods. Atemw-Lungenkrh 20: 155-158
  4. Mansour E et al. (1992) Mechanisms of metabisulfite-induced bronchoconstriction: Evidence for bradykinin beta2-receptor stimulation. J Appl Physiol 72: 1831-1834
  5. Ralph N et al. (2015) What is the relevance of contact allergy to sodium metabisulfite and which concentration of the allergen should we use? Dermatitis 26:162-165. 
  6. Meggs WJ et al. (1985) Failure of sulfites to produce clinical responses in patients with systemic mastocytosis or recurrent anaphylaxis: results of a single-blind study. J Allergy Clin Immunol 76:840-846.

 

Disclaimer

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