Gräserpollenallergie J30.- J45.-

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 20.05.2022

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Synonym(e)

Gräserpollen; Gräser- und Getreidepollenallergie

Definition

Gräserpollen gehören neben den Baumpollen zu den häufigsten Allergenquellen. Beide Pollengruppen geben bei Kontakt mit Wasser, größere Mengen an allergenisch wirksamen Porteinen und Glykoproteinen ab, die auf den exponierten Schleimhäuten allergische Symptome auslösen können. 

Unter einer Gräserpollenallergie wird i.A. eine Typ I-Sensibilisierung gegen Gräserpollen verstanden.

Die meisten in Europa ansässigen allergenen Gräser gehören zu der botanischen Familie der Süßgräser (Poaceae) und in dieser Famlie wiederum zu der Unterfamilie der Poideae (= grasartig, von Poa, griech. Gras). Diese ist weltweit vertreten, umfasst etwa 150 Gattungen mit etwa 3300 Arten. Die Süßgräser sind was ihre strukturelle Allergenität betrifft eng miteinander verwandt, sodass bei Testungen mit Allergenextrakten breite Kreuzreaktivitäten vorhanden sind. Erst die molekulare Allerdiagnostik auch "component resolved diagnostic" oder CRD genannt, erlaubt die exakte Identifikation der verantwortlichen Allergene. Damit ist der Untersucher in die Lage versetzt bei polysensibilsierten Patienten die wichtige Entscheidung zwischen echter Sensibilisierung und Kreuzreaktivität durch eine bei einer Gräserfamilie gemeinsam vorkommenden  Pollenallergene (z.B. Profiline, Polcalcine). Diese Unterscheidung ermöglicht eine optimale Auswahl bei einer spezifischen Immuntherapie zu treffen.  

Aus der Familie der Süßgräser und der untereinander strukturell eng verwandten allergierelevanten Unterfamilie der Pooideae gehören die in den gemäßigten Klimazonen vorkommenden Arten (Auswahl):

Andere Gräser aus der Gruppe der Süßgräser wie Hundsgras, Reis, Schilfgras, Bahiagras, Mais gehören zu anderen Unterfamilien und kommen eher in den heißen und tropischen Zonen vor.      

Einteilung

  • Flughafer (Windhafer): Die Pollen lösen sehr häufig Allergien aus. Flugzeit: Juni bis August. Größe: 36-44 µm. Kreuzallergien sind mit allen übrigen Gräserpollen möglich.
  • Gerste: Geringer Pollenflug. Blühzeit: Juli bis September. Allergien sind sehr selten. Die Pollen sind 34-55 µm groß. Einige Gräser-Pollen-Allergiker reagieren auch auf Gerste.
  • Glaskraut (Wandkraut): Allergien sind in Deutschland selten, in Mittelmeerländern hingegen häufig. Die Pollen fliegen zwischen Juni und September. Größe: 12-17 µm. Mögliche Kreuallergie mit Brennnessel-Pollen.
  • Glatthafer (auch: falscher Hafer, Wiesenhafer): Intensiver Pollenflug zwischen Juni und Juli. Allergien sind sehr häufig. Die Pollen sind 27-44 µm groß. Es gibt Kreuzallergien mit allen anderen Gräser-Pollen.
  • Hafer: Selbstbestäuber. Kein wesentlicher Pollenflug. Blühzeit: Juli und August. Kreuzallergien bestehen gegen Gräserpollen.
  • Honiggras: Pollen sind stark sensibilisierend. Flugzeit: Juni und Juli. Größe: 25-34 µm. Allergene der Honiggraspollen sind die Proteine Hol l 1 und l 5. Kreuzallergien: gegen Pollen aller anderen Gräser.
  • Hundszahngras (Bermudagras): Pollen sind stark sensibilisierend. Flugzeit: Mai bis August. Größe der Pollen: 18-32 µm. Das Majorallergen ist Cyn p 1 aus der Familie der Gras Gruppe 1.  
  • Knäuelgras (Wiesenknäuelgras): Die Pollen gehören zu den häufigsten Allergieauslösern unter den Gräsern. Blühzeit: Mai bis August. Größe der Pollen: 23-42 µm. Allergene der Knäuelgras-Pollen sind die Eiweiße Dac g 1 bis g 3 und g 5. Kreuzallergien: gegen Pollen aller anderen Gräser.
  • Lieschgras: s. Wiesenlieschgras
  • Lolch (Raygras): Allergien gegen Lolchpollen sind häufig. Die Pollen fliegen zwischen Mai und Juli.
  • Mais: Selten Allergien. Die Pollen fliegen nicht weit. Mais blüht zwischen Juli und September. Größe der Pollen: 52-142 µm. Kreuzallergien mit den Pollen aller anderen Gräser sind möglich.
  • Rispengras: Pollen gehören zu den häufigsten Gräser-Allergenen. Die Pollen fliegen von Mai bis Juli. Pollengröße: 20-26 µm. Das Hauptallergen ist das Protein Poa p1. Kreuzallergien kommen mit den Pollen aller anderen Gräser vor.
  • Roggen: Gehört zu den häufigsten und aggressivsten Allergieauslösern. Die Pollen fliegen im Mai und Juni. Kreuzallergien mit allen anderen Gräserpollen sind möglich.
  • Ruchgras (Goldgras, Lavendelgras): Allergien sind sehr häufig. Die Pollen fliegen zwischen April und Juni. Größe: 23-39 µm. Kreuzallergien sind mit allen anderen Gräserpollen möglich.
  • Schwingel: Pollen lösen sehr oft allergische Reaktionen aus. Blühzeit: Juni und Juli. Größe der Pollen: 25-35 µm. Kreuzallergien mit den Pollen aller anderen Gräser sind möglich.
  • Straußgras (Windhalm): Pollen lösen häufig allergische Reaktionen aus. Flugzeit: Juni und Juli. Größe: 25-35 µm.
  • Weizen: Nur geringer Pollenflug (Weizen bestäuben ihre Blüten meist selbst). Allergien sind sehr selten. Blühzeit: Juli und August.
  • Wiesenlieschgras (Timotheusgras, Löschgras): Häufige Allergien. Die Pollen fliegen zwischen Mai und September: Größe: 30-45 µm. Allergene der Wiesenlieschgras-Pollen sind die Proteine Phl p 1 bis p 13. Phl p 1 und Phl p 5 sind Majorallergene der Lieschgrasgruppe. Kreuzallergien mit allen anderen Gräserpollen sind möglich.

Vorkommen/Epidemiologie

In Europa leiden etwa 10-17% der Menschen unter einer Gräserpollenallergie.  

Hinweis(e)

Trotz botanischer Ähnlichkeit und of anders beschrieben: Gräserpollen-Allergiker haben meist keine Probleme beim Verzehr von Getriedeprodukten.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

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