Pretomanid ist ein Prodrug, das im Körper aktiviert wird und die Bildung von Mykolsäure hemmt, einer wichtigen Komponente der Tuberkulose-Bakterien. Pretomanidwurde gegen resistente Tuberkulose (TB) entwickel. Es wurde im Jahre 2020 in Europa zugelassen. Trotz Zulassung und positiver Empfehlungen durch die WHO bleibt der Zugang für Patienten in Europa (und somit auch in Deutschland) begrenzt. Es gibt Bestrebungen, die Zulassung zu erweitern und den Zugang zu erleichtern, da das Medikament eine wichtige Option für die Behandlung von multiresistenter TB (MDR-TB) darstellt.
Pretomanid
Definition
Anwendungsgebiet/Verwendung
Pretomanid wird in Kombination mit anderen Medikamenten (Bedaquilin und Linezolid) zur Behandlung von MDR-TB eingesetzt, insbesondere wenn andere Therapien nicht anschlagen oder vertragen werden.
Hinweis(e)
Obwohl Pretomanid in Europa zugelassen ist, wird Pretomanid in Deutschland nicht kommerziell angeboten. Pretomanid ist derzeit von der EMA nur in Kombination mit Bedaquilin und Linezolid (BPaL-Regime) zugelassen und auf extensiv arzneimittelresistente (XDR) und ausgewählte MDR-TB-Patienten beschränkt.
Bei Patienten mit unkomplizierter Rifampicin-resistenter Tuberkulose unter Pretomanid-Moxifloxacin-Pyrazinamid-Behandlung hatten 91 % (95 % KI 59–100) günstige Behandlungsergebnisse am Ende der Behandlung. Bei Patienten mit hochresistenter Tuberkulose zeigten 90 % (95 % CI 83–95) unter Pretomanid-Bedaquilin-Linezolid sechs Monate nach der Behandlung günstige Ergebnisse, jedoch traten häufig Linezolid-bedingte Toxizitäten auf. Es wurde keine erworbene Resistenz gegen Pretomanid berichtet (Gils T et al. 2022).
Daten aus neueren klinischen Studien zeigen jedoch die Wirksamkeit eines erweiterten Regimes bestehend aus BPaL plus Moxifloxacin (BPaLM) als neuen Behandlungsstandard für MDR/RR-TB (Conradie F et al. 2022). Dieses geht zum Beispiel aus der Studie „TB-PRACTECAL“ hervor, die 2024 in The Lancet Respiratory Medicine erschienen ist (Nyang'wa BT et al. 2024).
Kosten und Erstattung: Das deutsche Krankenhausfinanzierungssystem (G-DRG) und das Fehlen eines entsprechenden Kodex erschweren die Integration und Erstattung des Medikaments, da die Fallzahlen zu gering sind, um aussagekräftige Kostendaten zu sammeln.
Aktuelle Entwicklungen(WHO-Empfehlungen): Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Einsatz verkürzter Therapie-Regime, die Pretomanid beinhalten, ab 2022 empfohlen.
Änderungen der WHO-Richtlinien: Im April 2025 wurden die WHO-Empfehlungen aktualisiert und beinhalten nun auch Therapieoptionen ohne Pretomanid, die aber ebenfalls kostspielig sind.
DZK-Initiative (Deutsche Zentrale Tuberkulose-Hilfe):Die Deutsche Zentrale Tuberkulose-Hilfe (DZK) arbeitet an Positionspapieren, um die neuen Empfehlungen zu kommentieren und den Zugang zu den verschiedenen verfügbaren Regimen zu unterstützen.
Literatur
- Conradie F et al. (2022) Bedaquiline-Pretomanid-Linezolid Regimens for Drug-Resistant Tuberculosis. N Engl J Med 387:810-823.
- Gils T et al. (2022) Pretomanid for tuberculosis: a systematic review. Clin Microbiol Infect 28:31-42.
- Kadura S et al. (2020) Systematic review of mutations associated with resistance to the new and repurposed Mycobacterium tuberculosis drugs bedaquiline, clofazimine, linezolid, delamanid and pretomanid. J Antimicrob Chemother 75:2031-2043.
- Nyang'wa BT et al. (2024) Short oral regimens for pulmonary rifampicin-resistant tuberculosis (TB-PRACTECAL): an open-label, randomised, controlled, phase 2B-3, multi-arm, multicentre, non-inferiority trial. Lancet Respir Med 12:117-128.