Synonym(e)
Definition
Substanz aus der Gruppe der Statine.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Wirkprinzip: kompetitive, reversible Hemmung der HMG-CoA-Reduktase (geschwindigkeitsbestimmendes Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese; Reduktion der endogenen Cholesterinsynthese und Senkung des Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterinspiegels.
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Pharmakokinetik
Vollsynthetisch hergestelltes, lipophiles Statin.
Statin mit geringerer Wirkstärke von max. mögl. LDL Senkung dosisabhg. 30 bis 44 % und kurzer HWZ von 3 Std.
Metabolismus von Fluvastatin vorwiegend durch Leber über CYP2C9;
Elimination: nur ca. 6% über die Niere, daher auch anwendbar bei Nierenfunktionseinschränkung; leichte und mittlere Nierenfunktionseinschränkung haben keine Auswirkungen auf Pharmakokinetik; bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung Dosen ≥40mg nicht empfohlen (keine ausreichenden Daten vorhanden!).
In niedriger Dosis auch anwendbar nach Transplantation unter Ciclosporintherapie.
Indikation
Behandlung auf der Basis und in Kombination mit Lebensstilveränderung (Ernährungsumstellung, Bewegung, ggf. Rauchstopp) entspr. Leitlinien (Mach F et al 2020).
Hypercholesterinämie, (für homozygote FH liegen keine gesonderten Daten vor).
Primärprävention
Sekundärprävention, bei vorbestehender kardiovaskulärer Erkrankung (KHK, pAVK), oder stattgehabten schwerwiegendem Ereignis (MI, Schlaganfall, TIA).
FH: Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren (bei heterozygoter FH, gleichzeitige Anwendung von Nicotinsäure, Cholestyramin, Fibraten bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht!).
Bei Kindern altersabhängige Höchstdosen beachten, Behandlung und Überwachung nur vom Spezialisten (s. Leitline).
Schwangerschaft/Stillzeit
Cholesterin und andere Zwischenprodukte der Cholesterinbiosynthese sind essentiell wichtig in der embryonalen und fetalen Entwicklung und notwendig für die Synthese von Steroiden und Zellmembranen!
Statine sind daher kontraindiziert in Schwangerschaft und in der Stillzeit.
Das potentielle Risiko einer Schädigung rechtfertigt eine Therapiepause.
Frauen und junge Mädchen im gebährfähigen Alter brauchen eine effektive Empfängnisverhütung (Wechselwirkungen beachten!)
weitere Angaben siehe Fachinfo!
bei unerwarteter Schwangerschaft unter Behandlung siehe Embryotox Charité
Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung entspr. Leitlinien nach angestrebtem Zielwert mit geringster notwendiger Dosis ggf. Dosissteigerungen langsam in 4-6 Wochen Abständen; hohe Dosierungen vermeiden ggf. bereits frühzeitig Kombinationstherapie (Ezetimib) anstreben um Statine einzusparen, individuelle Patientenfaktoren mit beachten (Mach F et al 2020).
Verdopplung der Dosis bringt nur noch ca. 6% zusätzliche LDL-C Reduktion, aber höheres Risiko für NW, da NW dosisabhängig!
Einnahme: oral als Tablette, 1x täglich, nahrungsunabhängig.
Einnahmezeit bevorzugt abends, bei kurzer HWZ verbesserte Wirksamkeit, da Cholesterinsynthese tageszeitabhängig mit höchster Cholesterinsynthese nachts bzw. frühe Morgenstunden.
Wichtig: tägl. Einnahmezeit sollte immer beibehalten werden um Schwankungen in der Wirkstärke zu vermeiden.
bei gleichzeitiger Einnahme von Cholestyramin ausreichende Zeitabstände (mind. 2 Std. vor bzw. 4 Std. nach) einhalten!
Therapieadhärenz ist wichtig und sollte mit Patienten besprochen werden!
Unerwünschte Wirkungen
häufig: gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, leichte myopathische Beschwerden, geringe Erhöhung der Leberwerte möglich (reversibel).
Verschlechterung der Blutglutkose und Erstmanifestation eines Diabetes insb. bei prädisponierenden Faktoren wie Prädiabetes, Adipositas, metabolischem Syndrom. Nutzen überwiegt jedoch deutlich, insbesondere bei diesen Patienten, da hohes bis sehr hohes kardiovaskulärem Risiko.
sehr selten Myopathie; Myositis; Rhabdomyolyse Patienten sollen diffuse Myalgien, Muskelempfindlichkeit oder Muskelschwäche v.a. bei gleichzeitigem Krankheitsgefùhl oder Fieber sofort ärztlich abklären; bei CK Erhöhung ≥5fach Norm Therapie abbrechen!
sehr selten bzw. Einzelfälle: während oder nach der Behandlung mit einigen Statinen immunvermittelte nekrotisierende Myopathie (immune-mediated necrotizing myopathy; IMNM) klinische Charakteristika: persistierende proximale Muskelschwäche und erhöhte CK-Werte, die trotz Absetzen fortbestehen!
sehr selten: arzeimittelinduzierte Hepatitis/Leberfunktionsstörung; reversibel nach Absetzen. Patienten anweisen über Zeichen eines Leberversagens z.B. Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Gelbsucht, Braunfärbung des Urins u.a. zu berichten.
sehr selten: interstitielle Lungenerkrankung (insb. bei Langzeitanwendung)
sehr selten: Angioödem, lupus ähnliches Syndrom
Wechselwirkungen
Enzymsysteme/Carrier und Auswahl von Substanzen mit Potential für Interaktion (Inhibition), Wirkungsverstärkung und Risiko für schwerwiegende NW bei gleichzeitiger Behandlung mit Fluvastatin:
CYP2C9
Amiodaron, Capecitabin, Cotrimoxazol, Etravirin, Fluconazol, Fluvoxamin, Ketoconazol, Metronidazol, Oxandrolon, Voriconazol
OATP1B3
Clarithromycin, Ciclosporin, Erythromycin, Roxithromycin, Sacubitril
Daneben zu beachten:
Fibrate und Niacin (Fluvastatin nur mit Vorsicht!)
Colchizin (Fluvastatin nur mit Vorsicht anwenden)
Ciclosporin (Fluvastatin nur mit Vorsicht in niedriger Dosierung anwendbar)
nicht zeitgleich anwenden mit Fusidinsäure einschließlich bis 7 Tage nach Behandlungsende.
Warfarin u.a. (Wirkungsverstärkung möglich, Laborkontrolle, erhöhtes Blutungsrisiko nicht ausgeschlossen)
Rifampizin (Bioverfügbarkeit von Fluvastatin kann eingeschränkt und Dosiserhöhung ggf. notwendig sein).
Orale Antidiabetika (Sulfonylharnatoff) Wirkungsverstärkung durch Fluvastatin möglich.
Diese Angaben stellen nur eine Auswahl dar! Weitere Interaktionen müssen im Einzelfall individuell abgeklärt werden! (weitere Informationen siehe Fachinfo! oder Datenbanken zu Arzeimittelinteraktionen).
Beachtet werden sollte auch, daß durch Statine die Wirkung von Begleitmedikation verändert werden kann und auch hierduch sich zusätzlich Unverträglichkeiten ergeben können!
Wechselwirkungsstudien wurden nur bei Erwachsenen durchgeführt.
Kontraindikation
Nicht anwenden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Bestandteile.
- aktive Lebererkrankungen oder persistierende Erhöhung der Serum-Transaminasen unklarer Ursache.
- während der Schwangerschaft und Stillzeit.
- Muskelerkrankungen, Myasthenie, okuläre Myasthenie, ggf. durch Statin oder Fibrate induzierte Myopathie/Rhabdomyolyse in der Vorgeschichte
- Lebererkrankung in der Vorgeschichte; starker Alkoholkonsum nur mit Vorsicht anwenden!
Hypothyreose u.a. prädisponierende Faktoren für schwere Myopathie und Komplikationen (sorgfältige Risiko-Nutzenabwägung!).
Patienten mit seltener hereditärer Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses
Arzneimittel nicht einnehmen.
weitere Angaben siehe Fachinfo!
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Fluvastatin Fachinfo: Fluvastatin ratiopharm 20mg/40mg/Fluvastatin ratiopharm 80 mg Retard.
- Mach F et al (2020). 2019 ESC/EAS Guidelines for the management of dyslipidaemias: lipid modification to reduce cardiovascular risk: The Task Force for the management of dyslipidaemias of the European Society of Cardiology (ESC) and European Atherosclerosis Society (EAS) European Heart Journal 41:111-188 https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz455.