Benzafibrat

Zuletzt aktualisiert am: 26.06.2025

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Definition

Benzafibrat ist ein Lipidsenker und gehört zur Substanzklasse der Fibrate.

Bedeutung: Im Gegensatz zu Statinen haben Fibrate eine nur geringe Wirkung auf den LDL-C Wert, der für das kardiovaskuläre Risiko eine entscheidende Rolle spielt, sowie keine nachgewiesene Prognoseverbesseung.

Fibrate kommen daher nur noch in sehr wenigen Indikationen, vorwiegend bei erhöhten Triglyzeridwerten, nachrangig zu Satinen und anderen Lipidsenkern zur Anwendung. Daneben lassen sich Fibrate aufgrund des komplexen WW Profiles nur sehr schwer mit anderen Lipidsenkern wie Statinen kombinieren, was ihre Anwendbarkeit weiter einschränkt.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Wirkmechanismus: Benzafibrat steigert die Aktivität der am Abbau triglyzeridreicher Lipoproteine beteiligten Triglyzeridlipasen  (Lipoproteinlipase und hepatische Lipoproteinlipase).
Im Verlauf des beschleunigten Abbaus triglyzeridreicher Lipoproteine (Chylomikronen, VLDL) entstehen HDL-Vorstufen, wodurch der Anstieg der HDL-Konzentration erklärt werden kann. Darüber hinaus reduziert Benzafibrat die Cholesterol-Biosynthese, parallel dazu erfolgt eine Stimulierung des LDL-Rezeptor vermittelten Lipoproteinabbaus.

Benzafribrat senkt Triglyzeride (VLDL und in geringerem Umfang auch LDL-C) und erhöht HDL.

Bezafibrat soll daneben auch eine Wirkung auf thrombogene Faktoren haben und Thrombozytenaggregation, sowie erhöhte Fibrinogenspiegel und Blutviskosität verringern.

Es liegen Belege dafür vor, dass die Behandlung mit Fibraten die Häufigkeit von Ereignissen bei koronaren Herzerkrankungen reduziert. Es liegen jedoch keine Hinweise für einen positiven Effekt im Hinblick auf die Gesamtmortalität in der primären oder sekundären Vorbeugung kardiovaskulärer Erkrankungen vor.

Pharmakokinetik

Resorption und Verteilung:Bezafibrat wird schnell und nahezu vollständig resorbiert. Bioverfügbarkeit der retardierten Form ist ca. 70% und damit geringer als bei der nicht retardierten Form. Plasmaspitzenspiegel nach 1 – 2 Stunden erreicht. Plasmaeiweisbindung ca. 94 – 96 % 

Metabolisierung und Elimination: schnelle und nahezu ausschließlich Elimination über die Niere (nur teilweise metabolisiert);  ca.95% innerhalb von 48 Stunden eliminiert über die Niere und nur ca. 3 % über den Darm.

Ca. 50 % der verabreichten Dosis erscheinen im Harn als unverändertes Bezafibrat, 20 % in Form von Glukuroniden. Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit beträgt 1 – 2 Stunden.

Die Elimination ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz verzögert. Um Akkumulation und toxische Effekte zu vermeiden ist Dosisverminderung notwendig! Mit abnehmender GFR verlängert sich auch die Eliminationshalbwertszeit.
Ebenso kann im Alter bei beeinträchtigter Leberfunktion die Elimination verzögert sein. Bei Lebererkrankungen (mit Ausnahme der Fettleber) ist die Anwendung kontraindiziert.
Bezafibrat ist nicht dialysierbar (Cuprophan-Filter).

Indikation

Therapie entspr. Leitlinien immer in Verbindung mit Lebensstilveränderungen.

bei Hyperlipidämie nur Zweitlinientherapie, da Erstlinientherapie Statine aufgrund besserer nachgewiesener Wirksamkeit und nachgewiesener Prognoseverbesserung! insb. bei gleichzeitig bestehender Hypercholesterinämie!

bei Hypetriglyzeridämie: auch in diesem Fall nur Zweitlinientherapie; nur bei sehr hohen Triglyzeridwerten mit Gefahr der Pankreatitis zu erwägen.

Erstlinientherapie für Hypertriglyzeridämie ist Therapie der Grundkrankeit, da häufig sekundär z.B. bei Diabetes mellitus, sonst Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung mit Verzicht auf gesättigte Fette (tierische Fette), Bewegung, ggf. Alkoholreduktion oder Abstinenz und ggf. Statine zur Primär- bzw. Sekundärprävention entspr. Risikoprofil und LDL-C Zielwert.

Problematisch ist, daß sich Fibrate nur schlecht mit Statinen kombinieren lassen, da Risiko für gefährliche schwere Myopathien und Rhabdomyolyse erhöht wird; Kontraindikationen und WW der einzelnen Statine und anderer Begleitmedikation beachten!

nur anzuwenden bei Erwachsenen; es liegen keine Untersuchungen/Daten zu Kindern und Jugendlichen vor

Weitere Hinweise siehe Fachinfo des jeweiligen Präparates!

Weitere Informationen zur Indikation siehe geltende Leitlinien!

Schwangerschaft/Stillzeit

kontraindiziert in Schwangerschaft und Stillzeit!

Dosierung und Art der Anwendung

oral; 

übliche Tagesdosis 600mg (3x200mg) tägl. zur Mahlzeit 

Retardpräparat auch nur 1x tägl.

Bei magenempfindlichen Patienten kann einschleichend dosiert werden:
Beginn 1 x täglich, nach 3 – 4 Tagen 2 x tägl.
nach weiteren 3 – 4 Tagen auf 
3 x tägl. steigern.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion muß die Dosis entsprechend GFR reduziert werden. Dosierschema siehe Fachinfo! Dosisreduktion streng befolgen, da Risiko von Nierenversagen! Strenge Indikationsstellung und Überwachung!

zusätzliche Dosisreduktion bei nephrotischem Syndrom mit Hypoalbuminämie notwendig (1x alle drei Tage) ggf. Plasmaspiegelbestimmung zur Vermeidung von Überdosierung und schweren NW (Rhabdomyolyse).

Anwendung bei GFR ≤15ml/min kontraindiziert 

Zur Dosifindung bei âlteren Patienten sollte die GFR ermittelt werden!

Dosis kann je nach individueller Indikation ggf. abweichen!

weitere Hinweise siehe Fachinfo!

Unerwünschte Wirkungen

häufig od. gelegentlich: Appetitlosigkeit, Völlegefühl;

generell sind Anstieg der Transaminasen, sowie Cholestase und Gallensteinbildung möglich;

bei Transaminasenanstieg ≥3 fach Norm, sowie Zeichen von Cholestase (Gelbsucht, Braunfärbung des Urins) absetzen!

selten: Pankreatitis

gelegentlich: Kopfschmerzen, Schwindel, Überempfindlichkeitsreaktionen, Pruritus, Urtikaria, photoallergische oder phototoxische Reaktionen mit Erythem, Pruritus, Bläschenbildung oder lichenoiden Veränderungen, Thrombozytopenische Purpura, Haarausfall

gelegentlich: Myotoxizität mit Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Muskelkrämpfen (Be-
stimmung der CK!)

sehr selten: erheblicher CK-Anstieg mit klinischem Bild einer medikamentös bedingten Rhabdomyolyse auftreten (häufig durch zu hohe Dosierung, WW oder durch Kumulation bei Niereninsuffizienz) bei Verdacht auf Rhabdomyolyse Therapie mit Bezafibrat sofort abbrechen und Nierenfunktion sorgfältig überwachen!

sehr selten: Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse.
(sofort absetzen und entsprechende Behandlungsmaßnahmen einleiten!)

 

Wechselwirkungen

Wirkung von Antidibetika (oral und Insulin) kann verstärkt werden (Hypoglykämiegefahr!)

Wirkung von Cumarinen kann verstärkt werden (Blutungsgefahr!)

Bezafibrat soll, wie andere Fibrate wegen der Gefahr einer Rhabdomyolyse nicht mit Statinen (HMG-CoA-Reduktas-Hemmern) kombiniert werden (siehe auch Kontraindikationen).

Bezafibrat darf nicht gleichzeitig mit Perhexilinhydrogenmaleat, MAO Hemmern (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen BASG, Österreich) eingenommen werden (Gefahr von Hepatotoxizität).

Gefahr von WW auch bei Immunsuppressiva (Transplantation) und Proteasehemmern! engmaschige Kontrolle (v.a. Nierenfunktion) und ggf. Absetzen notwendig!

Colestyramin beeinträchtigt die Resorption daher mit zeitlichem Abstand von 2 Std einnehmen!

Verdrängung aus der Plasmaeiweisbindung beachten!

komplexes WW Profil weitere WW sind im jeweiligen Einzelfall vorab abzuklären. 

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Bestandteile
  • Lebererkrankungen (mit Ausnahme der Fettleber, häufiges Begleitsymptom bei Hypertriglyzeridämie)
  • Gallenblasenerkrankungen mit oder ohne Cholelithiasis (da die Möglichkeit einer  Leberbeteiligung nicht ausgeschlossen werden kann)
  • bekannte photoallergische oder phototoxische Reaktionen unter einer Behandlung mit Fibraten
  • Patienten unter Dialyse
  • schwere Nierenfunktionsstörungen mit Serumkreatininwerten über 6 mg/dl bzw. einer Kreatinin-Clearance unter 15 ml/min.
  • Bezafibrat darf nicht gleichzeitig mit Perhexilinhydrogenmaleat, MAO Hemmern (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen BASG) eingenommen werden (Gefahr von Hepatotoxizität).
  • Schwangerschaft und Stillzeit 

sehr strenge Indikationsstellung für Kombination mit Statinen; bei einigen Statinen kontraindiziert und bei anderen nur eingeschränkt anwendbar! Anwendung sollte auf Ausnahmen mit starker Hyperlipidämie, bei denen keine Alternative besteht und keine Erkrankung mit erhöhtem NW Risiko vorliegt beschränkt bleiben! Nicht gleichzeitig anwenden bei Patienten mit Erkrankungen, die das Myopathie-Risiko erhöhen, wie u.a. Nierenfunktionsstörungen, schwere Infektionen, Trauma, Operationen, Störungen im Hormon- und Elektrolythaushalt; es besteht die Gefahr einer Rhabdomyolyse!

weitere Hinweise siehe Fachinfo!

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

Fachinfo Benzafibrat

https://www.fachinfo.de/fi/pdf/003718/bezafibrat-ratiopharm-200-mg-filmtabletten

Fachinfo Benzafibrat Retard 

https://www.ratiopharm.de/assets/products/de/label/Bezafibrat-ratiopharm%20400%20mg%20-%203.pdf?pzn=3627863

https://aspregister.basg.gv.at/document/servlet?action=show&zulnr=1-23528&type=DOTC_FACH_INFO

 

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