Filariidae

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 13.04.2021

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Erstbeschreiber

 Jean-Nicolas Demarquay (1863); Otto Wucherer (1866); Timothy Lewis (1872); Joseph Bancroft (1876); Patrick Manson (1877)

Definition

Die Familie der Filariidae gehört zur Klasse der Nematoden (Fadenwürmer). Bei den Filariidae, den Fialrien oder Fadenwürmer (von lat. filum = Faden) handelt es sich um sehr dünne 2,0-50cm lange Parasiten, deren millionenfach produzierte Larven als Mikrofilarien bezeichnet werden. Mikrofilarien kreisen im Blut des Wirts (Mensch) und werden in der Regel von blutsaugenden Arthropoden auf andere Menschen übertragen. Hier verursachen sie wiederum die spezifischen und unspezifischen Symptome der Filariose.

Erreger

Loa loa (Zentralafrika; Überträger: Chrysops; Befall der Konjunktiven, Hautschwellungen)  

Wuchereria bancrofti (Asien, Afrika, Südamerika; Überträger: Anopheles; Elephatiasis)

Bruga malayi (Südostasien; Überträger: Anopheles; Elephantiasis)

Brugia timori (Indonesien; Überträger: Anopheles; Elephantiasis)

Onchocerca volvulus (Mittel-und Südamerika, Afrika; Überträger: Kriebelmücke; Flussblindheit, Dermatitis)

Vorkommen

Die Verbreitung der Filarien ist abhängig vom Verbreitungsgebiet der jeweiligen Vektoren. Die meisten Filariosen werden durch Insekten in tropischen Ländern übertragen. Man schätzt, dass weltweit ca. 100 bis 200 Millionen Menschen mit Filarien infiziert sind. Insbesondere die Bevölkerung in Entwicklungsländern ist betroffen.

Pathophysiologie

Vektoren übertragen während einer Blutmahlzeit infektionstüchtige Mikrofilarien (L3), die sich je nach Art im Laufe von 3-20 Monaten zu erwachsenen Würmern entwickeln. Diese leben u.a. bei Onchozerkose 10-15 Jahre, bei Wucheria bancrofti 8-9Jahre. In dieser Zeit produzieren die weiblichen Würmer ständig Millionen von Mikrofilarien, die ins Blut gelangen, wo sie von Mücken aufgenommen werden.    

Die meisten Filarien beherbergen bakterielle Endosymbionten der Gattung Wolbachia (mit Rickettsien verwandt). Diese sind für die Immunologie der Filarien selbst und für ihre Embryogenese bedeutsam und induzieren andererseits im Makrowirt Krankheitserscheinungen (z.B. werden sie für die Korneatrübungen verantwortlich gemacht). Die antibiotische Beseitigung (Doxycyclin) der Wolbachia führt zu einer kompletten Hemmung der Embryogenese und damit zur Sterilität der Würmer.

Klinisches Bild

Bei den lymphatischen Filiariosen stehen zu Beginn der Infektion immunologische Prozesse im Vordergrund um die Infektion abzuwehren. Unspezifische allergische Reaktionen, Fieber, Kopfschmerzen, Arthralgien, sowie Lymphangitis und Lymphadenitis. Später imponieren die unterschiedlichen Stadien des Lymphstaus. Die Elephantiasis kann durch bakterielle Überlagerung kompliziert werden. Onchocerca volvolus führt zu schmerzlosen Knoten in der Haut in der sich die adulten Würmer in Knäueln im subkutanen Gewebe sammeln. Bei Augenbefall kommt es zur Blindheit (Flussblindheit). Loa Loa ist eine Wanderfilarie die das subkutane Bindegewebe des Wirtes durchwandert. Die Wanderung des Wurmes führt zu hühnereigroßen entzündlichen Knoten, meist der unteren Extremität (Kamerunbeule), die nach wenigen Tagen wieder verschwindet. Wandert der Wurm ins Auge so ist er dort erkennbar (Augenwurm).     

Onchozerkose: Weltweite Prävalenz: ca.18 Mio. Infizierte. V.a. im tropischen Afrika, Jemen, Mittel- und Südamerika auftretend.

 Lymphatische Filariose: Ca.80 Mio. Infizierte, davon ca. 2/3 in China, Indien und Indonesien, des Weiteren in feuchten Regionen Afrikas.

 Loiasis: In Regenwaldzonen Afrikas auftretend. Prävalenz in den Endemiegebieten: 3-30% der Bevölkerung sind infiziert.

Diagnostik

Die Diagnose der Filariosen erfolgt durch das klinische Bild. Ein besonderes Phänomen besteht darin, dass die Mikrofilarien die Stechgewohnheiten ihrer Vektoren angenommen haben.  Sie tauchen periodisch entweder am Tag (tagesperiodisch) oder nachts (nachtperiodisch) im peripheren Blut des Infizierten auf. Während der übrigen Zeit halten sie sich in den zentralen Blutgefäßen innerer Organe auf.    

Weiterhin:

  • Serumantikörper gegen Filarien-Rohantigen
  • Blutfiltration
  • Skin Snips (Hautbiopsate, die in Kochsalzlösung gelagert werden. Aus diesen wandern innherhalb kurzer Zeit Mikrofilarien aus, die mikrokopisch nachweisbar sind)
  • Bestimmung der Bluteosinophilen, DEC-Provokationstest

Therapie

S.u. den einzelnen Krankheitsbildern

Therapie allgemein

Vorbeugemaßnahmen sind in erster Linie expositionsprophylaktischer Natur (Moskitonetze, Repellents, hautbedeckende Bekleidung).   

Literatur
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  1. Bockarie MJ et al. (2002) Mass treatment to eliminate filariasis in Papua New Guinea. N Engl J Med 347: 1841-1848
  2. Hoerauf A et al. (2001): Depletion of wolbachia enterobacteria in onchocerca vólvulus by doxcycline and microfilaridermia after ivermectin therapy. Lancet 357: 1415-1416
  3. Rajendran R et al. (2003) Mass treatment of filariasis in New Guinea. N Engl J Med 348: 1179-1181
  4. Santosh T et al. (2017) Incidental cytodiagnosis of microfilaria from subcutaneous nodule. Natl Med J India 30:241.
  5. Taylor MJ (2003) Wolbachia in the inflammatory pathogenesis of human filariasis. Ann NY Acad Sci 990: 444-449
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