Typ-1-Interferonopathien

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 11.12.2023

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Synonym(e)

Interferonopahtien Typ1; Interferonopathien, Typ I; Typ1-Interferonopathien; Typ-I-Interferonopathien; TypI-Interferonopathien

Erstbeschreiber

Crow Y, 2011

Definition

Die Typ-1-Interferonopathien stellen eine Gruppe seltener, genetisch und phänotypisch heterogener Krankheitsbilder, die durch eine Fehlfunktion des angeborenen Immunsystems hervorgerufen werden (Crow YJ 2011). Mit Ausnahme des multifaktoriellen SLE handelt sich hierbei um sehr seltene Erkrankungen.

Hinweis: Durch die Aufklärung der genetischen Ursachen seltener monogener Krankheitsbilder, die mit einer chronischen Typ-1-Interferon-Aktivierung einhergehen, konnten neue Krankheitsmechanismen identifiziert werden, die mit Autoinflammation und Autoimmunität in Verbindung gebracht werden können.

So wurde die zentrale Bedeutung der Typ-I-Interferone bei der Pathogenese von Autoimmunerkrankungen zuerst beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) offensichtlich (Vallin H et al. 1999). SLE-Patienten weisen eine starke, Toll-like-Rezeptor-vermittelte Interferon-Signatur (Hochregulation Interferon-stimulierter Gene) im Blut auf  (Baechler EC et al. 2003).

Wesentliche Typ-I-Interferon-Produzenten sind plasmazytoide dendritische Zellen, die bei Patienten mit SLE besonders aktiviert sind (Vallin H et al. 1999;  Lande R et al. 2007).

Einteilung

Die nachfolgend aufgeführten monogenen und polygenen Krankheitsbilder werden unter der Bezeichnung Typ-1-Interferonopathien zusammengefasst (s.a.unter Immundefekte/autoiflammatorische Erkrankungen/Crow Y, 2011): 

 

Ätiopathogenese

Pathogenetisch liegen den Typ-1-Interferonopathien Störungen im Metabolismus und in der immunologischen Erkennung von intrazellulären Nukleinsäuren zugrunde. Die Dysregulation der Typ-1-Interferon(IFN)-Achse führt zu einer konstitutiven Typ-1-Interferon-Aktivierung die zu folgenden molekularen Konsequenzen führen kann:

  • gestörte negative Regulation von Typ-1-IFN-Signalwege.
  • erhöhte oder veränderte Sensitivität von Nukleinsäure-Sensoren
  • Liganden-unabhängige Aktivierung von Komponenten nachgeschalteter Signalkaskaden
  • unphysiologische Akkumulation oder chemische Modifikation von endogenen Nukleinsäuren

Pathophysiologie

Die Typ-1-Interferone (IFN-α und IFN-β) fungieren als wesentliche Effektorzytokine der Immunantwort auf pathogene Keime. Die Produktion von Typ-1-Interferonen (Typ-1-IFN) wird durch Rezeptoren des angeborenen Immunsystems induziert, die pathogene Gefahrensignale detektieren. Die Aktivierung der Typ-1-IFN-Signalkaskade resultiert in der transkriptionellen Induktion von hunderten durch IFN-stimulierte Gene, deren Zusammenspiel den Wirtsorganismus in einen antiviralen Zustand versetzt, mit dem Ziel, infizierte Zellen zu eliminieren und die Verbreitung einer Infektion zu limitieren. Eine unkontrollierte Aktivierung von Typ-1-IFN kann negative Folgen für den Wirtsorganismus haben, da diese inadäquate Entzündungsprozesse sowie den Verlust der immunologischen Toleranz begünstigt.

 

Therapie

Unser derzeitiges Verständnis der molekularen Pathogenese der Typ-1-Interferonopathien weist darauf hin, dass eine immunmodulatorische Intervention, die der inadäquaten Typ-1-IFN-Aktvierung entgegenwirkt, therapeutisch wirksam sein könnte (s.u. den einzelnen Krankheitsbildern)

Literatur
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  5. Crow YJ et al. (2015) Aicardi-Goutieres syndrome and the type I interferonopathies. Nat Rev Immunol 15:429–440
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  12. Yang YG, Lindahl T, Barnes DE (2007) Trex1 exonuclease degrades ssDNA to prevent chronic checkpoint activation and autoimmune disease. Cell 131:873–886

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