Strahleninduzierte Morphea L94.0

Autor: Dr. med. Katja König

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Zuletzt aktualisiert am: 26.04.2024

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Synonym(e)

Morphea, strahleninduzierte; Postradiogene Morphea; Radiation-induced morphea; RIM; Strahleninduzierte zirkumskripte Sklerodermie

Definition

Die Strahleninduzierte Morphea (RIM) ist eine seltene und unterschätzte Hautkomplikation der Strahlentherapie.

Ätiopathogenese

Die Pathogenese ist nach wie vor unklar, aber es gibt mehrere Theorien zur Erklärung dieses Phänomens. Die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass die abnorm hohe Sekretion einiger Zytokine (Interleukin 4, Interleukin 5, transformierender Wachstumsfaktor), die durch die Strahlung induziert wird, eine ausgedehnte Fibrose nach einer Aktivierung der Fibroblasten verursacht.

Klinisches Bild

Das klinische Erscheinungsbild umfasst eine auf das Strahlungsfeld beschränkte Sklerose der Haut und des subkutanen Fettgewebes, häufig begleitet von Schmerzen in diesem Gebiet, was die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen kann. Es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Strahlentherapie-Dosis, dem Fraktionierungsschema, der Verwendung eines Boosts, dem Alter, dem Vorliegen anderer dermatologischer Erkrankungen oder anderer Bindegewebserkrankungen und dem Auftreten von RIM (Spalek M et al. 2015) .

Differentialdiagnose

Die histologische Bestätigung ist entscheidend für die Unterscheidung der RIM von ähnlich aussehenden Krankheiten wie chronischer Strahlendermatitis, Rezdiv eines zugrundeliegenden Karzinoms; Radiation-Recall-Dermatitis.

Therapie

Es gibt kein eindeutiges Behandlungsschema für diese Erkrankung. Das klinische Ergebnis nach der Therapie ist oft unbefriedigend. Zu den häufig verwendeten Methoden und Wirkstoffen gehören: topische und systemische Steroide, Calcineurin-Inhibitoren, systemische Immunsuppressiva einschließlich Methotrexat, Tacrolimus, Heparin, Hyaluronidase, Phototherapie (UVA, UVA1, UVB, PUVA), systemische Antibiotika, Imiquimod, Mycophenolatmofetil, Photophorese.

Fallbericht(e)

Fallbeschreibung zu Bild Nr. 3

66 jährige Patientin, Medikamente: Letrozol, RR-Senker, ASS 100, mäßiger Nikotinabusus.

Zn. n. Mamma-Ca rechts, BET, ax. SLNE, adjuvante Radiatio über 6 Wochen, 5x/Woche ges. 50 Gy/58.75 Gy, danach leichtes Erythem.

Ca. drei Monate danach Beginn eines zunehmenden Hautödems, Verordnung von Lymphdrainage und Kompressions-BH.

Sieben Monate später Vollbild (s. oben): braune Hyperpigmentierung, panzerartig glänzend verhärtete Haut mit erheblicher Slerose und Schrumpfung. Sono: Gewebeödem. MMG mangels Komprimierbarkeit nicht möglich.

Punch- Biopsie: Fibrose, vaskuläre Proliferate, Hyperkeratose, geringe chron. Entzündung, Befund passt zu einer Strahlendermatitis.

Zwischenzeitlich im Rahmen einer Reha bei V.a. Mastitis Antibiose mit Clindamycin, keine Verbesserung.

Therapieversuch mit Mometasonfuroat-Creme topisch über mehrere Wochen führte zu einer deutlichen Verbesserung mit Abblassen der Hyperpigmentierung und insgesamt weicherer Haut.

Langfristig anvisiert: Ablatio und plastische Rekonstruktion.

Literatur
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  9. Spalek M et al. (2015) Radiation-induced morphea - a literature review. J Eur Acad Dermatol Venereol 29:197-202.

Weiterführende Artikel (1)

Radiation Recall Dermatitis;

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