Pleurapunktion

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 04.12.2018

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Synonym(e)

Thorakozenthese

Erstbeschreiber

Die Pleurapunktion wurde vom französischen Internisten Armand Trousseau (1801 – 1867) erstmals praktiziert.

Definition

Unter einer Pleurapunktion versteht man einen invasiven Eingriff, bei dem die Entnahme von pathologischer Flüssigkeit aus dem Pleuraspalt erfolgt. Die Punktion kann entweder zu diagnostischen oder zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden.

Der Eingriff bedarf der Zustimmung des Patienten!

 

Einteilung

Die Pleurapunktion kann zu folgenden diagnostischen bzw. therapeutischen Zwecken eingesetzt werden:

Die diagnostische Punktion erfolgt bei unklarem Erguss bzw. unklarer Genese eines Krankheitsbildes mit Ergussbildung. Hierfür werden ca. 20 – 50 ml Ergussflüssigkeit entnommenen, die anschließend laborchemisch, mikrobiologisch und zytologisch untersucht wird.

Die therapeutische Punktion geschieht entweder, um dem Patienten die Symptome wie Luftnot zu mildern oder um Medikamente in die Pleurahöhle einzubringen, z. B. Talkum (zur Verklebung der Pleurablätter, auch Pleurodese genannt) oder Chemotherapeutika (sog. intrakavitäre Chemotherapie)

 

Allgemeine Information

Praktische Durchführung

Eine Pleurapunktion ist bei richtiger Durchführung nicht schmerzhaft.

Der Patient sollte aufrecht mit Katzenbuckel sitzen und den Oberkörper leicht zur gesunden Seite neigen. Per Ultraschall sucht man die Stelle mit der meisten Ergussflüssigkeit auf und markiert dort die Punktionsstelle in der hinteren Axillarlinie an der Rippenoberkante des entsprechenden ICRs ( Markierung z. B. mit dem flachen Ende eines Mandrins).

Nach einer ausreichenden Desinfizierung und Abdeckung der Punktionsstelle sollte unter sterilen Bedingungen das Lokalanästhetikum gespritzt werden (zuerst als Quaddel, dann fächerförmig unter Aspiration und zuletzt, ebenfalls unter Aspiration, schrittweise senkrecht in Richtung Pleura) .

Nach dem Durchstechen der parietalen Pleura bemerkt man einen Widerstandsverlust und es lässt sich eine Flüssigkeit aspirieren. Man sollte zwei 10ml Spritzen mit dieser Flüssigkeit für die laborchemische und ggf. auch zytologische Untersuchung entnehmen.

Danach wird die Kanüle entfernt und die Punktionsstelle mit einem Skalpell um wenige Millimeter erweitert. Anschließend den Katheter, an dessen Ende zuvor der Auffangbeutel befestigt wurde, in Richtung des bereits betäubten Kanals einführen. Sobald sich der Katheter mit Flüssigkeit füllt, sollte man die Plastikkanüle ohne die Stahlkanüle so weit in den Pleuraspalt vorschieben, bis die schwarze Markierung das Hautniveau erreicht hat. Dann wird die Stahlnadel zurückgezogen. Der Katheter wird mit Nahtmaterial befestigt, die Punktionsstelle erneut desinfiziert und mit Kompressen verbunden.

Falls es bei dem Patienten zu einem starkem Hustenreiz kommen sollte, empfiehlt es sich, die Punktion abzubrechen bzw. den Katheter abzuklemmen.

Es sollten nie mehr als 1-1,5 Liter Erguss punktiert werden, da ansonsten das Risiko eines Re-Expansionsödems (potentiell lebensbedrohlich) ansteigt. Falls eine größere Menge Flüssigkeit entnommen werden sollte, muss die Entlastung deshalb immer intermittierend erfolgen.

Nach komplizierten Pleurapunktion sollte der Patient umgehend geröntgt werden, nach unkomplizierten reicht eine Röntgenaufnahme 2-4 Stunden nach dem Eingriff.

 

Komplikation(en)

Kontraindikationen

  • Einnahme von Antikoagulanzien
  • Erkrankungen, die mit einer Blutungsanomalie einhergehen
  • Thrombozytenzahl < 50.000/µl
  • Quick < 60% bzw. INR > 1,5

 

Hinweis: Einige Komplikationen lassen sich deutlich minimieren, indem die Punktion unter sonografischer Kontrolle durchgeführt wird.

Mögliche Komplikationen:

  • Pneumothorax
  • Pleuraempyem
  • Hämatothorax
  • Brustwandhämatom
  • Verletzung von Milz oder Leber
  • Interkostalneuralgie
  • Re-Expansionsödem (potentiell lebensbedrohlich; entsteht durch zu schnelle Ausdehnung der Lunge nach Abpunktieren von mehr als 1,5 l pro Punktion)

Therapie allgemein

Indikation

  • Luftnot durch die Verdrängung der betroffenen Lungenseite; kann bis hin zu lebensbedrohlicher Mediastinalverschiebung gehen
  • Unklarer Pleuraerguss

 

Kontraindikationen

  • Einnahme von Antikoagulanzien
  • Erkrankungen, die mit einer Blutungsanomalie einhergehen
  • Thrombozytenzahl < 50.000/µl
  • Quick < 60% bzw. INR > 1,5

Literatur
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  1. Cantey EP et al. (2016) Complications of thoracentesis: incidence, risk factors, and strategies for prevention. Curr Opin Pulm Med 22: 378-385
  2. Herold G et al. (2017) Innere Medizin S 431
  3. Kasper DL et al. (2015) Harrison's Principles of Internal Medicine S 1667
  4. Kasper DL (2015) Harrisons Innere Medizin S 2035
  5. Köhler D et al. (2010) Pneumologie S 325-326
  6. Ler P (2017) Pleurapunktion – Schritt für Schritt Frauenheilkunde up2date 3: 204-209
  7. Loscalzo J et al. (2011) Harrisons Lungenheilkunde und intensivmedizinische Betreuung S 44

 

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