Nephropathie vom Typ der dünnen Basalmembran N02.9

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 26.06.2022

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Synonym(e)

Benige Hämaturie; Dünne Basalmembrankrankheit; Nephropathie vom Typ der dünnen Basalmembran; OMIM: 141200 OMIM: 120131; Syndrom der dünnen Basalmembran; TBMN; Thin basement membrane disease

Definition

Die Nephropathie vom Typ der dünnen Basalmembran (TBMN), häufig auch als benigne familiäre Hämaturie bezeichnet, ist gekennzeichnet durch diffuse Ausdünnung  der glomerulären Basalmembran auf etwa 150–225 nm (Normwert: 300–400 nm), eine persistierende glomeruläre Hämaturie und eine minimale Proteinurie bei ansonsten normaler Nierenfunktion (Hashimoto H et al. 2019).

Vorkommen/Epidemiologie

Die Prävalenz ist hoch und liegt bei etwa 1% (?) der Bevölkerung. V.a. bei familiärer Hämaturie ist ein hohes Vorkommen anzunehmen (Santos S et al. 2017).  

Kinder, deren Eltern beide unter TBMN leiden und jeweils eine heterozygote Veränderung in COL4A3 oder COL4A4 tragen, können mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% beide Varianten erben und deswegen ein Alport-Syndrom entwickeln. Aus diesem Grund kann bei Vorliegen einer TBMN von einer Heterozygotie für die autosomal-rezessive Form eines Alport-Syndroms ausgegangen werden.

Ätiopathogenese

TBMN wird autosomal-dominant vererbt. Nachweislich sind Mutationen in den Genen COL4A3 und COL4A4.

Klinisches Bild

Die meisten Patienten bleiben asymptomatisch. Die mikroskopische Hämaturie wird eher zufällig im Rahmen von Routineurinuntersuchungen entdeckt; gelegentlich kommen auch eine geringe Proteinurie und eine intermittierende schwere Hämaturie vor. Die Nierenfunktion ist typischerweise normal. Einige Patienten entwickeln aber aus unbekannten Gründen ein progredientes Nierenversagen. Wiederkehrende Flankenschmerzen, ähnlich wie bei der IgA-Nephropathie, sind eine eher seltenes klinisches Symptom.

Diagnose

Die Nierenbiopsie nimmt nur zur Abgrenzung zum Alport-Syndrom einen hohen Stellenwert ein. Jedoch ist im Anfangsstadium des Alport-Syndroms eine histologische Unterscheidung zur TBMN häufig nicht möglich (Hashimoto H et al. 2019).   

Elektronenmikoskopisch kann eine verdünnte Basalmembran an den Glomerula nachgewiesen werden (<265nm).

Differentialdiagnose

Andere Blutungsquellen der ableitenden Harnwege, insbesondere Tumore und Harnsteine sind urologisch auszuschließen.

Therapie

Eine spezifische Therapie ist nicht bekannt und auch nicht notwendig. Patienten mit häufiger Makrohämaturie, mit Flankenschmerzen oder Proteinurie (z. B. Protein/Kreatinin-Verhältnis im Urin > 0,2) können von ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-II-Blockern profitieren, die den intraglomerularen Druck senken können.

Verlauf/Prognose

Gute Prognose. Patienten mit TBMN werden als Carrier für das autosomal-rezessive ATS angesehen. Einige Patienten entwicklen jedoch eine Hypertonie und eine progrediente Niereninsuffizienz.  

Hinweis(e)

Das Alport-Syndrom (ATS), das durch eine glomeruläre Hämaturie und progressive Proteinurie gekennzeichnet ist und zu terminalem Nierenversagen führt, kann zusätzlich mit extrarenalen Veränderungen wie z.B. Innenohr-Schwerhörigkeit und Augenveränderungen (Lenticonus anterior) assoziiert sein. Es wird ebenfalls durch Veränderungen in den Genen COL4A3 und COL4A4 (autosomal-rezessiver und autosomal-dominanter Erbgang) sowie COL4A5 (X-chromosomaler Erbgang) hervorgerufen. Es konnten aber auch polymorphe COL4A5-Varianten detektiert werden, die in manchen Fällen anstelle eines ATS den Phänotyp einer TBMN bedingen können.

Literatur
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  1. Hashimoto H et al. (2019) A case report of thin basement membrane nephropathy accompanied by sporadic glomerulocystic kidney disease. BMC Nephrol 20:248.
  2. Hopfer H et al. (2010) Hereditäre Nephropathien Dünne Basalmembranen, AlportGlomerulopathie, Alport-Konduktorinnen. Nephrologe 5:508–516Kajimoto Y et al. (2019) Pathologic glomerular characteristics and glomerular basement membrane alterations in biopsy-proven thin basement membrane nephropathy. Clin Exp Nephrol 23:638-649.
  3. Santos S et al. (2017) Thin Glomerular Basement Membrane in a Kidney Transplant of an Alport's Syndrome Patient: A Case Report.Transplant Proc 49:2384-2387.
  4. Savige J et al. (2013) Expert guidelines for the management of Alport syndrome and thin basement membrane nephropathy. J Am Soc Nephrol 24:364-375.

 

Weiterführende Artikel (3)

Alport-Syndrom; COL4A4-Gen; IgA-Nephropathie;

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Zuletzt aktualisiert am: 26.06.2022