Kussmaul-Atmung

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 15.03.2019

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Synonym(e)

Azidose Atmung; Große Atmung

Erstbeschreiber

Adolf Kußmaul (1822-1902) hat 1874 erstmals die besondere Atmung beim Coma diabeticum beschrieben, die dann später nach ihm benannt wurde und als Kußmaulsche Atmung benannt ist (Kluge 2003).

Definition

Als sog. Kußmaul-Atmung wird eine besondere Form der Atmung bezeichnet, bei der es sich nicht um eine primäre Störung des Atemzentrums handelt, sondern vielmehr um den Versuch, eine bestehende metabolische Azidose respiratorisch zu kompensieren (Leps 2003). Es findet sich dabei eine stark vertiefte, meistens normofrequente oder leicht beschleunigte Atmung. Typisch ist die nach Aceton (fruchtiger Geschmack) riechende Ausatemluft (Kasper 2015).

 

Ätiologie

Die Kußmaulsche Atmung tritt im Rahmen einer metabolischen Azidose auf und dient der respiratorischen Kompensation, indem der Körper durch die verstärkte Abatmung von CO2 den niedrigen pH-Wert zu korrigieren versucht (Leps 2003).

Dies kann nach Schoenenberger (Schoenenberger 2009) der Fall sein:

  • durch vermehrte H+-Produktion ( z. B. beim diabetischen Koma)
  • durch verminderte renale H+-Ausscheidung (z. B. beim urämischen Koma)
  • durch schwere Bikarbonatverluste (z. B. bei starken Diarrhoen)

 

Klinisches Bild

  • Dyspnoe (kann aber auch fehlen)
  • zunehmende Somnolenz
  • Agitiertheit
  • zunehmende Desorientierung

Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt durch:

  • klinische Beobachtung
  • Blutgasanalyse

 

Therapie

Umgehende Behandlung der der metabolischen Azidose zugrunde liegenden Erkrankung (Schoenenberger 2009).

Prognose

Die Prognose wird bestimmt durch die Grunderkrankung.

Literatur
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  1. Herold G et al. (2018) Innere Medizin Herold Verlag S 594
  2. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education S 317, 2418
  3. Kluge F J et al. (2003) Klar denken, warm fühlen, ruhig handeln: Adolf Kußmaul (1822-1902) und seine Bedeutung für die Medizin im 21. Jahrhundert. Z Rheumatol 62:  484-490
  4. Leps W et al (2003) Innere Medizin: GK 3 Originalprüfungsfragen mit Kommentar. Georg Thieme Verlag S 350
  5. Müller-Wieland D et al. (2018) S3-Leitlinie: Therapie des Typ-1-Diabetes. Deutsche Diabetes Gesellschaft AWMF-Registernummer: (057-013) 72
  6. Schoenenberger R A et al. (2009) Internistische Notfälle: Sicher durch die Akutsituation und die nachfolgenden 48 Stunden. Georg Thieme Verlag SS 207-208
  7. van Gestel A et al. (2010) Physiotherapie bei chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen. Springer Verlag 128

Weiterführende Artikel (1)

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