Kostmann-SyndromD70.0

Autor:Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 05.10.2025

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Synonym(e)

Agranulozytose Typ Kostmann; CN; Infantile Agranulozytose Typ Kostmann; Kongenitale Neutropenie; schwere kongenitale Neutropenie; SCN

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Erstbeschreiber/Historie

Der schwedische Kinderarzt Rolf Kostmann beschrieb als Erster im Jahre 1956 die letztlich nach ihm benannte Erkrankung mehrerer Geschwister aus skandinavischen Ländern (Witkowski 1976).

Dem deutschen Kinderarzt Christoph Klein gelang die Identifikation des mutierten Gens im Jahre 2007 (Römer 2022).

Definition

Das Kostmann-Syndrom gehört zu den schweren hereditären Neutropenien (Kasper 2015). Sie wird autosomal-rezessiv vererbt (Koletzko 2013). Es sind aber auch spontane Punktmutationen im Gen für neutrophile Elastase beschrieben (Zeidler 2002).

Einteilung

Das Kostmann-Syndrom zählt zu den angeborenen Neutropenien (CN) (Skokowa 2017). Das Syndrom stellt einen Subtyp der CN dar (Zeidler 2002).

Vorkommen/Epidemiologie

Das Kostmann-Syndrom gilt als äußerst seltene Erkrankung. Die Inzidenz liegt bei 1:300.000 Neugeborenen (Römer 2022).

Ätiopathogenese

Es handelt sich um die Mutation des HAX-1-Gen (Herold 2025). Diese führt bei der Granulopoese im Knochenmark zu einem Stillstand auf der Stufe der Myelozyten/Promyelozyten (Koletzko 2013).

Pathophysiologie

Beim Kostmann-Syndrom handelt es sich um eine Mutation der Gene, die den Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor (G-CSF)- Rezeptor kodieren und häufig auch die neutrophile Elastase (Kasper 2015).

Klinik

Bereits in den ersten Lebensmonaten treten wiederkehrend schwere, oft auch lebensbedrohliche Infektionen auf (Skokowa 2017).

Diagnostik

Die Diagnose beruht auf:

  • klinischer Manifestation
  • Neutrophilenzahl im Blut
  • Knochenmark- Untersuchung
  • Genetischen und immunologischen Analysen (Skokowa 2017)

Labor

Die absoluten Neutrophilenzahlen (ANZ) liegen bei < 200/ µl (Zeidler 2000).

Histologie

Im Knochenmarkausstrich erkennt man neben Lymphozyten und wenigen Erythroblasten auch größere Zellen, die Vorstufen der Granulopoese entsprechen (Haferlach 2020).

Komplikation(en)/Assoziierte Erkrankungen

Therapie

Es sollten frühzeitig erregerspezifische Antibiotika eingesetzt werden, ebenso eine Cotrimoxazol-Prophylaxe. Diese Maßnahmen ist man allerdings nicht in der Lage, die Kinder langfristig am Leben zu erhalten (Reinhardt 2004).

 

  • Granulozyten-Transfusionen

Bei schweren manifesten Infektionen können Granulozyten-Transfusionen eingesetzt werden. Allerdings ist hierbei die Allosensibilisierung zu beachten (Reinhardt 2004).

 

  • G-CSF-Therapie

Die Erkrankung kann kausal erfolgreich mit G-CSF (humanem Granulozyten-Wachstumsfaktor [Pschyrembel]) behandelt werden (Herold 2025). G-CSF wird täglich subkutan injiziert (Skokowa 2017).

Die initiale Dosis liegt bei 3-5 µg/kg KG/Tag. Die Dosis sollte dann entsprechend angepasst werden bis maximal 120 µg/kg KG/Tag. Das Ziel der Therapie ist es, die Zahl der absoluten Neutrophilen auf > 1.000 /µl zu erhalten (Reinhardt 2004).

 

  • Transplantation

Patienten, die nicht auf eine medikamentöse Therapie ansprechen, können durch die Transplantation hämopoetischer Stammzellen behandelt werden (Zeidler 2000).

Verlauf/Prognose

Es lassen sich inzwischen ca. 90% der betroffenen Kinder mit Erfolg behandeln (Reinhardt 2004).

Ohne eine spezifische Therapie hingegen verläuft das Kostmann-Syndrom bereits in den ersten Lebensjahren letal (Koletzko 2013).

Hinweis(e)

Es empfehlen sich regelmäßige klinische Untersuchungen mit jährlicher Knochenmarkuntersuchung (Skokowa 2017).

Literatur

  1. Haferlach T (2020) Hämatologische Erkrankungen: Atlas und diagnostisches Handbuch. Springer Verlag Berlin/Heidelberg  27
  2. Herold G et al. (2025) Innere Medizin. Herold Verlag 67
  3. Kasper D L, Fauci A S, Hauser S L, Longo D L, Jameson J L, Loscalzo J et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 418, 678
  4. Koletzko B (2013) Kinder- und Jugendmedizin. Springer Verlag Berlin/Heidelberg 247
  5. Pschyrembel online. Kostmann-Syndrom. doi https://www.pschyrembel.de/Kostmann-Syndrom/K0C79
  6. Reinhardt D (2004) Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 521
  7. Römer G, Antwerpes F (2022) Kostmann-Syndrom. DocCheck Flexikon. Doi: https://flexikon.doccheck.com/de/Kostmann-Syndrom
  8. Skokowa J, Dale D C, Touw I P, Zeidler C, Welte K (2017) Severe congenital neutropenias. Nat Rev Dis Primers. 8 (3) 17032
  9. Spiekermann K (2015) Manual: Leukämien, myelodysplastische Syndrome und myeloproliferative Neoplasien. W. Zuckschwerdt Verlag München 197
  10. Witkowski R, Prokop O (1976) Genetik erblicher Syndrome und Missbildungen. Akademie Verlag Berlin 67
  11. Zeidler C, Schwinzer B, Weite K (2000) Schwere angeborene Neutropenie: Neue Aspekte der Diagnostik und Therapie. Klein Padiatr 212 (4) 145-152
  12. Zeidler C, Welte K (2002) Kostmann syndrome and severe congenital neutropenia. Semin Hematol. 39 (2) 82-88

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