Synonym(e)
Definition
Unter einer Kompressionssonografie versteht man die sonografische Überprüfung des Venenvolumens auf seine Komprimierbarkeit (Ludwig 2010). Sie stellt die Methode der Wahl zum Nachweis einer Thrombose der Extremitäten dar (Ludwig 2023).
Allgemeine Information
Bei der Kompressionssonografie lässt sich das Venenlumen der Extremitäten normalerweise vollständig mit der Ultraschallsonde komprimieren. Bei Vorliegen eines Thrombus hingegen ist dieses Komprimieren nicht oder nur partiell möglich. Im Bereich des Abdomens ist eine Kompressionssonografie allerdings nicht durchführbar (Ludwig 2010).
Sensitivität und Spezifität der Methode liegen bei symptomatischen Patienten mit einer Thrombose in den tiefen Abschnitten einer Vene bei 95 % bzw. 100 % (Ludwig 2010).
Wenn sich bei der Kompressionssonografie kein eindeutiges Ergebnis zeigt, empfiehlt sich die Durchführung einer Phlebografie (Ludwig 2010).
Bei hoher klinischer Wahrscheinlichkeit auf eine Thrombose und gleichzeitiger negativer Sonografie empfiehlt sich die Kontrolle der Kompressionssonografie nach 4 – 7 Tagen (Endres 2025).
- Indikationen zur Durchführung einer Kompressionssonografie:
- V. a. Thrombose, insbesondere tiefe Beinvenenthrombose
- Wahrscheinlich auch beim unklaren akuten Kompartmentsyndrom (hierzu sind jedoch noch weitere Studien erforderlich [Bloch 2018])
- Durchführung einer Kompressionssonografie:
Bei V. a. eine Thrombose der unteren Extremitäten wird der Patient wird i. d. R. in Rückenlage untersucht. Sollte es zu einer Gasüberlagerung kommen, empfiehlt sich die Rechts- bzw. Linksseitenlage. Das betroffene Bein sollte leicht außenrotiert und im Kniegelenk leicht gebeugt untersucht werden.
Die Vena poplitea lässt sich mitunter einfacher in Bauchlage sonografieren, die Unterschenkelvenen hingegen leichter am stehenden oder sitzenden Patienten, da dann die Venen besser gefüllt sind. Allerdings kann durch den erhöhten Muskeltonus die Kompression erschwert sein (Schäberle 2016).
- Segmentale Kompressionssonografie:
Zunächst erfolgt eine segmentale Kompressionssonografie, bei der die Untersuchung mit einem B- Bild- Querschnitt beginnt. Die möglichen Befundkonstellationen sind:
- Leicht und vollständig komprimierbar
- Erschwert, aber vollständig komprimierbar
- Gefäßsegment gar nicht komprimierbar (Huck 2005)
Ist die Vene leicht komprimierbar, so ist ein Thrombus proximal des Untersuchungsortes unwahrscheinlich. Bei erschwerter Komprimierbarkeit hingegen kann man von einem proximal des Untersuchungsortes gelegenen Abflusshindernisses ausgehen (Huck 2005).
- Versetzte Kompressionssonografie:
Der zweite Untersuchungsschritt besteht darin, dass ein leicht oder vollständig komprimierbarer Bereich der Vene nach proximal und distal hin untersucht wird, um eine nähere Abgrenzung des komprimierten Bereichs zu definieren (Huck 2005).
- Untersuchungsprotokoll:
Es wurden verschiedene Untersuchungsprotokolle für die Kompressionssonografie entwickelt und klinisch validiert, die sich im Wesentlichen im Ausmaß der untersuchten Venensegmente und in der Anzahl der für einen sicheren Thromboseausschluss erforderlichen Untersuchungen unterscheiden. Empfohlen wird die Duplex- unterstützte vollständige Kompressionssonografie mit
- kontinuierlicher Darstellung im Querschnitt unter intermittierender Sondenkompression der:
- Vena femoralis communis
- Mündungsregion der Vena saphena magna
- Mündungsregion der Vena femoralis profunda
- Vena femoralis
- Vena poplitea
- Mündungsregion der Vena saphena parva
- Venae fibulares
- Venae tibiales posteriores
- Muskelvenen der Soleus- und Gastrocnemiusmuskulatur
- Venendarstellung im Längsschnitt unter spontanen Flussverhältnissen und / oder Kompression- Dekompression der:
- Vena femoralis communis
- Vena poplitea (Leitlinien 2023)
In einer Notaufnahme hat sich wegen des großen Zeitaufwandes der oben beschriebenen Kompressionssonografie als akzeptable Alternative der sog. Zwei- Punkt- KUS (Kompressionsultraschall) etabliert (Fleischmann 2023).
Durch eine Farbkodierung kann zusätzlich der blutumflossene Teil des Thrombus sichtbar gemacht werden. Sollte es sich um einen kompletten Verschluss der Vene handeln, ist Doppler- sonografisch keine Strömung mehr vorhanden (Herold 2020).
Die Kompressionssonografie kann bei V. a. Thromben der V. femoralis, V. poplitea, V. tibiales posterior, V. fibulares und V. tibiales anterior erfolgen. Bei V. a. eine Thrombose der V. iliaca sollte zusätzlich noch das venöse Flusssignal in der V. femoralis überprüft und dokumentiert werden (Ludwig 2023).
Bei der Sonografie der Schulterarmvenen ist ausschließlich distal der Vena axillaris eine Kompressionssonografie möglich (Leitlinien 2023).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir
Kopernio

- Bloch A, Tomaschett C, Jakob S M, Schwinghammer A, Schmid T (2018) Compression sonography for non- invasive measurement of lower leg compartment pressure in an animal model. Injury. 49 (3) 532 - 537
- Endres S (2025) Facharztprüfung Innere Medizin in Fällen, Fragen und Antworten. Elsevier Urban und Fischer Verlag 11
- Fleischmann T (2023) Fälle klinische Notfallmedizin: Die 120 wichtigsten Diagnosen. Elsevier Urban und Fischer Verlag 20
- Herold G et al. (2020) Innere Medizin. Herold Verlag 829
- Huck K, Huck B (2005) Kursbuch Doppler- und Duplexsonographie. Nach den Richtlinien der DEGUM und der KBV. Georg Thieme Verlag Stuttgart / New York 218
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- Ludwig M (2023) Repetitorium Facharztprüfung Innere Medizin. Elsevier Urban und Fischer Verlag Deutschland 36
- Schäberle W (2016) Ultraschall in der Diagnostik. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 169 - 170