Dallas-Kriterien

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 24.04.2019

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Erstbeschreiber

Im Jahre 1987 wurden die Dallas- Kriterien als internationale Arbeits- und Verständigungsgrundlage von Aretz et al. erstellt und publiziert (Zajonz 2016).

Definition

Die Dallas-Kriterien stellen eine bis heute gültige histopathologische Klassifikation zur Diagnostik einer Myokarditis dar. Die lichtmikroskopisch definierten Kriterien sind ein leicht anzuwendendes und simples Mittel zur Analyse endomyokardialer Biopsien durch Nachweis eines Lymphozyteninfiltrates und Nekrosen der Myozyten (Zajonz2016).

Die Dallas- Kriterien lassen jedoch nicht bzw. nur unzureichend eine Vorhersage zur Prognose des betroffenen Patienten zu (Erdmann 2000). Im Laufe der Jahre wurden diese Kriterien mehrfach von der World Health Federation (WHF) ergänzt und 1999 durch den Einschluss immunhistologischer Parameter erweitert (WHF- Klassifikation von 1999 [Michels 2010]).

Da das Myokard bei Vorliegen einer Myokarditis i. d. R. einen heterogenen Befall zeigt, kommen trotz gezielter Biopsie aus den im Kardio- MRT lokalisierten late- enhancement- Arealen, falsch negative Ergebnisse nicht selten vor. Bei Patienten mit klassischer Symptomatik kann der typische histopathologische Befund in bis zu 80 % - 90 % der Fälle nicht erhoben werden. Auch ein spezifischer Auslöser für die Myokarditis kann nur in seltenen Fällen gefunden werden. In der Immunhistochemie können jedoch eine Hochregulierung von HLA- Antigenen, aktive Lymphozytensubtypen und Komplementkomponenten, die bei der Entzündungsreaktion eine Rolle spielen, nachgewiesen werden. Zur Spezifität und zur Sensitivität liegen aber keine Zahlen vor (Kasper 2015)..

Zur Standardisierung der Untersuchungsmethoden und zum Vergleich der myokardialen Veränderungen wurden deshalb erstmals 2009 die sog. Lake- Louise- Kriterien der kardialen Magnetresonanztomographie erstellt. Diese zeigen eine Sensitivität von 67 % und eine Spezifität von 91 % (Schuler 2017).

Einteilung

Histologische Differenzierung nach der Dallas- Klassifikation von 1987 (Herold 2018):

Für die Diagnose einer akuten bzw. aktiven Myokarditis sind folgende Nachweise erforderlich:

  • entzündliches Infiltrat
  • Ödem
  • Myozytolyse

Bei der persistierenden Myokarditis zeigt sich bei der Folgebiopsie ein unverändertes Bild:

  • entzündliches Infiltrat
  • Ödem
  • Myozytolyse

Bei der abheilenden Myokarditis findet man:

  • ein rückläufiges Infiltrat
  • eine reparative Fibrose
  • eine nur noch fakultativ bestehende Myozytolyse

Die Borderline- Myokarditis ist gekennzeichnet durch:

  • eingestreute Lymphozyten (< 14 Lymphozyten / mm² [Michels 2010)]
  • eine Myozytolyse findet sich nicht

Die chronische bzw. inflammatorische Kardiomyopathie:

  • diese ist bei den Dallas- Kriterien nicht definiert

 

Die histologischen Kriterien der Biopsie entsprechend den Kriterien der WHF- Klassifikation von 1999 (Herold 2018; Michels 2010):

Die Diagnose einer akuten bzw. aktiven Myokarditis kann immunhistologisch gestellt werden, bei

  • Nachweis eines entzündlichen Infiltrates mit monoklonalen Antikörpern, Immunglobulin und Komplementfixation (IgM- Antikörper, C 3)

Bei der persistierenden Myokarditis finden sich zusätzlich im Bioptat:

  • eine Expression von HLA- I- und HLA- II- Antigen
  • Adhäsionsmoleküle (ICAM)

Hinweise einer abheilenden Myokarditis sind:

  • Nachweis eines rückläufigen Infiltrates
  • Nachweis einer rückläufigen HLA- I- und HLA_ II- Expression

Bei einer Borderline- Myokarditis sind nachweisbar:

  • 1- 13 Lymphozyten/ mm²

Eine chronische Myokarditis bzw. eine inflammatorischen Kardiomyopathie wird diagnostiziert beim Nachweis von:

  • > 14 Lymphozyten ( bis zu 4 Makrophagen inklusive) / mm² mit CD3 positiven T- Lymphozyten > 7/mm² , immunhistologischer Nachweis von viraler RNA oder DNA (fakultativ) (Herold 2018)

 

Literatur
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  1. Erdmann E et al. (2000) Klinische Kardiologie: Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße. Springer Verlag 1031
  2. Herold G et al. (2018) Innere Medizin Herold Verlag 230
  3. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1559 – 1560
  4. Kasper D L et al. (2015) Harrisons Innere Medizin. Georg Thieme Verlag 1898- 1899
  5. Michels G et al (2010) Klinikmanual Innere Medizin Springer Verlag 62- 64
  6. Pinger S (2019) Repetitorium Kardiologie: Für Klinik, Praxis, Facharztprüfung. Deutscher Ärzteverlag. 434
  7. Schuler G (2017) Körperliche Aktivität und Krankheit. de Gruyter Verlag 271 - 281
  8. Zajonz T S (2016) Lake Louise Kriterien der kardialen Magnetresonanztomographie bei akuter und chronischer Myokarditis: Korrelation mit histopathologischen Parametern. Inauguraldissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin des Fachbereichs Medizin der Justus- Liebig- Universität Gießen
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