Asbestpleuritis J92.0

Autor: Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 09.02.2022

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Definition

Unter einer Asbestpleuritis versteht man das Auftreten kleiner benigner (Görlitz 2010) Pleuraergüsse nach Asbestexposition (Herold 2022). Sie tritt im frühen Stadium meistens einseitig, später auch beidseitig auf (Hien 2012)

Vorkommen/Epidemiologie

Die Asbestpleuritis ist die häufigste pleuro- pulmonale Komplikation nach Asbestexposition (Herold 2022). Sie tritt bei ca. 20 % der Exponierten auf (Hien 2012).

 

 

Ätiopathogenese

Ursächlich ist die Exposition mit Asbest (Herold 2022).

Pathophysiologie

Nach der Inhalation asbestfaserhaltiger Stäube werden diese im Bereich der Pleura deponiert und lösen eine entzündliche mesotheliale Reaktion aus (Kroegel 2013).

 

 

Manifestation

Die Asbestpleuritis äußert sich in den ersten 20 Jahren nach der Exposition (Herold 2022).

 

 

Lokalisation

Sie tritt anfänglich i. d. R. einseitig auf, kann aber im weiteren Verlauf beidseitig nachweisbar sein (Hien 2012).

 

 

Klinisches Bild

Es finden sich rezidivierende kleine Pleuraergüsse, oftmals ohne weitere Symptome (Herold 2022).

Es können aber auch auftreten:

- Fieber

- Krankheitsgefühl (Hien 2012)

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt durch zytologische und biochemische Untersuchungen der Pleuraergüsse bzw. der Pleurabiopsien (Kishimoto 2014).

 

 

Bildgebung

Röntgen Thorax

Die Diagnose der Asbestpleuritis wird meistens radiologisch gestellt (Kraus 2020).

 

Sonographie

Sonographisch lassen sich die ein- oder beidseitigen Ergüsse nachweisen.

 

 

Labor

  • BSG- Anstieg (Hien 2012)

Histologie

Das Exsudat ist in den überwiegenden Fällen serös oder blutig (Kasper 2015) und mit Granulozyten (bzw. blutig) tingiert (Hien 2012).

Es können vorhanden sein und die Abgrenzung zum Mesotheliom erschweren:

  • gehäufte Mitosen
  • Reizformen
  • Zellatypien
  • proliferierende Mesothelzellen im Bindegewebe
  • Eosinophilie (spricht mehr für eine Asbestpleuritis)

(Hien 2012)

Elektronenmikroskopisch können Asbestfasern nachweisbar sein. Nur selten finden sich lichtmikroskopisch Asbestkörper (Hien 2012).

Differentialdiagnose

Die Abgrenzung zum Mesotheliom ist oftmals schwierig (Hien 2012). Erst nach 3jähriger Nachbeobachtungszeit lässt sich ein Mesotheliom ausschließen (Konietzko 2006).

  • Tuberkulose
  • Infektionen mit pleuraler Beteiligung
  • Tumorleiden (Kraus 2020)

Komplikation(en)

  • Fibrosierung

Nicht selten kommt es durch die Asbestpleuritis zu einer Pleurafibrosierung (Hien 2012).

  • Verschwartung

Die Asbestpleuritis hinterlässt nach spontaner Rückbildung eine Verschwartung des Zwerchfell- Rippenwinkels (Hien 2012). Typisch ist die Verschwartung der Pleura im Sinne einer Hyalinosis complicata (Raithel 1996).

  • Rundatelektasen

Diese sind meistens symmetrisch und finden sich nach einer Asbestpleuritis überwiegend im Bereich der dorsobasalen Unterlappen. Sie sind typisch für eine benigne Asbestschädigung, aber nicht spezifisch (Kraus 2020).

Bei zusätzlich bestehender Perikarditis besteht die Gefahr einer Perikardta

Therapie

Da die Erkrankung i. d. R. innerhalb von 6 Monaten spontan abheilt, ist in den meisten Fällen keine Therapie erforderlich (Kroegel 2013). 

Interne Therapie

Medikamentös können zur symptomatischen Behandlung Antiphlogistika wie z. B. Diclofenac eingesetzt werden (Hien 2012)

Operative Therapie

In hartnäckigen Ergüssen kann eine Pleurodese erforderlich werden (Hien 2012).

Verlauf/Prognose

Der Erguss kann sich spontan zurückbilden oder langsam progredient sein (Kasper 2015). Nicht selten besteht bei Progredienz anschließend eine schwere Defektheilung mit diffuser Pleurafibrose und schwerer Restriktion, bisweilen bis hin zur respiratorischen Insuffizienz (Konietzko 2006).

Literatur
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  1. Görlitz S (2010) Asbestbedingte benigne Pleura- und Lungenerkrankungen. Der Pneumologe (7) 7 - 18
  2. Herold G et al. (2022) Innere Medizin. Herold Verlag 399
  3. Hien P (2012) Asbestbedingte Erkrankungen. In: Praktische Pneumologie. Springer Verlag Berlin / Heidelberg 263 - 270
  4. Kasper D L et al. (2015) Harrison‘s Principles of Internal Medicine. Mc Graw Hill Education 1689
  5. Kishimoto T (2014) Asbestos- related deseases. Nihon Rinsho 72 (2) 300 - 305
  6. Konietzko N et al. (2006) Curriculum Pneumologicum 2005 Teil 2. Pneumologie 60 (2) 119 - 129
  7. Kraus T et al. (2020) Diagnostik und Begutachtung asbestbedingter Berufskrankheiten. Interdisziplinäre S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. 
  8. Kroegel C et al. (2013) Klinische Pneumologie: Das Referenzwerk für Klinik und Praxis. Thieme Verlag Kapitel 9.12
  9. Raithel J et al. (1996) Asbestbedingte Berufskrankheiten: Aktuelle arbeitsmedizinische und klinisch- diagnostische Aspekte.Dtsch Arztebl 93 (11) A – 685 / B 592 / C 541

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