Adsorbatimpfstoff

Zuletzt aktualisiert am: 30.12.2020

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Definition

Totimpfstoff, bei dem Erreger bzw. Antigenbestandteile an Adsorptionsmittel/Adjuvans (z.B. an Aluminiumhydroxid, Aluminiumphosphat oder Calciumphosphat).  gebunden sind. Dies bewirkt u.a. einen Depoteffekt. Das Antigen wird über einen längeren Zeitraum kontinuierlich freigesetzt. Viele Adjuvanzien erhöhen darüberhinaus die Effektivität der aktiven Immunisierung. Grundsätzlich stellen Adjuvanzien keinen Arzneistoff dar, sondern sie sind als pharmazeutischer Hilfsstoff zu werten.

Einteilung

Folgende Adjuvanzien haben sich bewährt: 

  • Aluminiumverbindungen: Aluminiumhydroxid, Aluminiumphosphat, Aluminiumhydroxyphosphatsulfat,  Aluminiumkaliumsulfat (nach wie vor die am häufigsten gebräuchlichen Adjuvanzien).
  • AS01: Kombiniertes Adjuvans aus Liposomen, MPL und QS21.
  • AS02: Kombiniertes Adjuvans  in Form einer Öl-in-Wasser-Emulsion, bestehend aus MPL und QS21.
  • AS03: Kombiniertes Adjuvans  in Form einer Öl-in-Wasser-Emulsion, bestehend aus Squalen, Polysorbat 80, DL-α-Tocopherol.
  • AS04: Kombiniertes Adjuvans aus MPL und Aluminiumhydroxid bzw. Aluminiumphosphat.
  • CpG-Oligonukleotid: Immunstimulierende DNA-Sequenzen (ISS) aus synthetisch hergestellten Oligonukleotiden mit CpG-Motiven.
  • IC31: Kombination des Peptids KLK mit dem Oligodesoxynukleotid ODN1.
  • ISCOM: ISCOM ist das Akronym „immunstimulierende Komplexe“. Immunstimulierende Komplexe enthalten neben Phospolipiden und Cholesterol auch gereinigte Extrakte von Quillaja-Saponinen, die aus der Rinde des Seifenrindenbaumes stammen.
  • ISCOMATRIX: Besteht aus dem gereinigten Quillariasaponin QS21, Cholesterol und Phospholipiden der Zellmembran, welche unter geeigneten Bedingungen 40–50 nm große „Käfigstrukturen“ ausbilden.
  • MF59: Öl-in-Wasser-Emulsion mit den Bestandteilen Squalen, Polysorbat 80, Sorbitantrioleat (Span 85), Natriumcitrat und Citronensäure.
  • MPL: Monophosphoryl-Lipid A, ein gereinigtes Derivat von Lipopolysacchariden aus Bakterienzellwänden von Salmonella minnesota.Bestandteil von kombinierten Adjuvanzien (AS0x)
  • QS-2: Oberflächenaktiver Stoff (Saponin) aus der Rinde des südamerikanischen Seifenrindenbaums (Quillaja saponaria). Verwendung als Matrix in den sogenannten ISCOMs (immunstimulating complexes) und in den kombinierten Adjuvanzien. 
  • Virosomen: Doppelmembran aus Phospholipiden (Liposomen), in die die viralen Antigenstrukturen (z. B. Influenzavirus A-Hämagglutinin und Neuraminidase) eingebaut werden; sie wirken wie eine rekonstituierte („künstliche“) Virushülle.

Allgemeine Information

Bei Adsorbatimpfstoffen ist darauf zu achten, dass sie intramuskulär injiziert werden. Eine subkutane Applikation kann zu schmerzhaften, granulomatösen Reaktionen an der Einstichstelle führen.

Ein möglicher Grund für eine stärkere Lokalreaktion eines Adsorbatimpfstoff ist eine mit dem Impfstoff benetzte Injektionsnadel. Dies macht die Injektion schmerzhaft und kann zu Entzündungen im Bereich des Stichkanals führen. Die STIKO verweist darauf, dass die Injektionsnadeln bei Impfungen immer „trocken“ sein müssen, d. h. dass kein Impfstoff die Außenseite der Kanüle benetzen sollte. Nach Aufziehen des Impfstoffs in die Spritze und dem Entfernen evtl. vorhandener Luft sollte daher eine neue Kanüle für die Injektion aufgesetzt werden. Die geringe Luftmenge, die sich in der Kanüle selbst befindet, kann übrigens vernachlässigt werden. Dies gilt auch für Fertigspritzen. Somit sollte man auf das Ausspritzen der Luft in einer Kanüle verzichten (Hof H et al. 2019).

Hinweis(e)

Es gilt die Regel, dass zum Erzielen des erwünschten immunsteigernden Effektes die Hilfswirkung eines Adjuvans umso mehr benötigt wird, je kleiner das in Frage kommende antigenische Molekül ist. Diese Regel trifft nicht zu für Lebendimpfstoffe und Impfstoffe aus bakteriellen Ganzkeimen, da diese zum Erzielen einer entsprechenden Immunantwort keine Adjuvanzien benötigen. Die nachfolgend aufgeführten Adjuvanzien sind in Adsorbatimpfstoffen gebräuchlich, wobei Aluminiumverbindungen den höchsten Stellenwert einnehmen.  

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Einstein MH et al. (2014) HPV-010 Study Group. Comparison of long-term immunogenicity and safety of human papillomavirus (HPV)-16/18
    AS04-adjuvanted vaccine and HPV-6/11/16/18 vaccine in healthy women aged 18-45 years: end-of-study analysis of a Phase III randomized trial. Hum Vaccin
    Immunother 10:3435-3445.
  2. Gellin BG et al. (2015) Communicating the role and value of vaccine
    adjuvants. Vaccine 33 Suppl 2:B44-6. 
  3. Hof H et al. (2019). Aktive Immunisierung. In: Hof H, Schlüter D, Dörries R, Hrsg. Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie. 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme S 739-742
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