Vene

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 04.11.2016

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Definition

Venen sind Blutgefäße, die das sauerstoffarme Blut aus den Kapillarnetzen zum Herzen transportieren. Pro Tag fließen etwa 7000 Liter Blut aus der Körperperipherie zum Herzen zurück.   Dabei besitzt das Venensystem neben seiner Widerstandsfunktion auch eine große Speicherfunktion. Das venöse System hat eine deutlich höhere Aufnahmekapazität als das arterielle System. Die extrathorakalen Venen enthalten mit 50-60% mehr als die Hälfte des gesamten Blutvolumens. Auf die arterien entfallen nur etwa 15%. Die Venen verlaufen im großen Kreislauf parallel zu den Arterien (und Nerven).

 

Einteilung

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem epifaszialen (superfizielles), dem tiefen Venensystem und den verbindenden perforierenden Venen, den Perforansvenen.

Epifasziales Venensystem:

  • Das epifasziale Venensystem liegt im superfiziellen Kompartment. Es wird zur Tiefe durch die Muskelfaszie (deswegen epifaszial) und zur Oberfläche durch die Dermis begrenzt.

Tiefes Venensystem:

  • Intermuskuläre Venen: diese tiefen Venen verlaufen als Begleitvenen der Arterien zwischen den Muskeln. Sie sind überwiegend paarig oder mehrzählig angelegt und strickleiterartig miteinander verbunden. Sie können die Arterien als venöses Geflecht umgeben  
  • Intramuskuläre Venen: diese verlaufen als Drainagesysteme innerhalb der Muskulatur. Das intramuskuläre Venensystem ist für die Muskelpumpenfunktion von entscheidender Bedeutung.

Perforansvenen:

  • Die perforierenden Venen verbinden das epifasziale mit dem tiefen Venensystem. In der gesamten unteren Extremität sind bis zu 150 Perforansvenen ausgebildet. Perforansvenen sind mit Venenklappen ausgestattet und spielen für die venöse Drainage der unteren Extremität eine wichtige Rolle. Sie leiten das Blut aus dem oberflächlichen epifaszialen in das tiefe Venensystem.  Durch ihr Klappensystem verhindern sie bei Muskelkontraktionen einen Reflux aus dem tiefen Venensystem in das epifasziale Venensystem. Die Perforansvenen des Unterschenkels werden in 4 Hauptgruppen eingeteilt: mediale, vordere, laterale, hintere.

 

Allgemeine Information

Der Blutdruck in den Venen ist deutlich  niedriger als in den Arterien. Venen gehören mit den Kapillaren und den Venolen zum Niederdrucksystem des Blutkreislaufs. Während im Liegen der Venendruck der Extremitäten bei etwa 10mmHG leigt, steigt er an den Unterschenkeln im Stehen auf 90-100mmHg an. 

Der Blutfluss in den Venen wird durch Fuß- und Beinmuskulatur (Muskelpumpe) sowie durch die abdominothorakale Zweiphasenpumpe gewährleistet. Durch die ständigen Anspannungen der Extremitätenmuskeln sowie durch die Atemtätigkeit wird das Blut aus der Gefäßperipherie gegen die Schwerkraft in Richtung Herz gepumpt. Hierbei wird die Richtung des Blutflusses durch Ventilsysteme in den Venen, den sog. Venenklappen definiert. Eine Muskelkontraktion wie z.B. durch einen Zehenspitzenstand ausgelöst, hat das Verschieben von etwa 200ml Blut zur Folge.  

Venenklappen: Im Unterschied zu Arterien sind viele kleine und mittelgroße Venen mit Venenklappen ausgestattet. Venenklappen sorgen dafür, dass das Blut bei der Entspannung des Muskels nicht wieder, der Schwerkraft folgend, nach unten zurückfließt.  Bei einer Erweiterung der Venen (Varikose) ist die Ventilfunktion der Venen nicht mehr  oder nur noch ungenügend gewährleistet. Es kommt zu einer Klappeninsuffizienz mit einem bidirektionalen Blutfluss. Die Folgen sind Veränderungen des Wandaufbaus der Venen, Ödembildungen und sonstige Zeichen der chronischen venösen Insuffizienz.

Aufbau der Venen: Venen sind auf Grund einer geringer entwickelten Muskulatur dünnwandiger als Arterien. Der grundsätzliche Aufbau beider Gefäßsysteme ist jedoch mit einer charakteristischen Dreischichtung der Wand weitgehend identisch.

Die innerste Schicht der Vene wird als Tunica interna (Intima) bezeichnet. Nach außen folgt die Tunica media (Media) und letztlich die Außenschicht der Vene die Adventitia.

Intima: Die Intima der Vene besteht aus einem einschichtigen Endothel mit unterschiedlich dicker Basalmembran. Das Endothel erfüllt mehrere wichtige Aufgaben:

  • Barrierefunktion zwischen Blut und Interstitium
  • Antithrombosefunktion (Produktion und Exkretion von Prostaglandinen)
  • Ausbildung von Venenklappen bei mittelgroßen peripheren Venen
  • Regulierung des Gefäßtonus (Abgabe von sog. Vasokininen wie Endothelinin-1, PAF, Prostazykline)
  • Reparation von Endothelschäden

Die Reparation von Endothelschäden erfolgt durch Abgabe des von-Willebrand-Faktors (vWF) und des Faktors VIII aus den sog. Weibel-Palade-Körperchen. Hierbei handelt es sich um  besondere Organellen der Endothelien. Der von-Willebrand-Faktor initiiert die Aggregation von aktivierten Thrombozyten durch Anheftung an die GPllb-/GPIIIa-Rezeptoren der Thrombozyten. In einem weiteren Schritt vermittelt der von-Willebrand-Faktor die Adhäsion der Thrombozyten an die freiliegenden Kollagenfibrillen des verletzten Endothels.

Media: Die Muskulatur der Media ist bei den Venen im Verhältnis zu den Arterien nur schwach ausgebildet. Es fehlt die zirkuläre  Schichtung. Ihre Dicke ist von der anatomischen Örtlichkeit bestimmt. Die Media der unteren Beinvenen ist muskelzellreicher als die der Armvenen.

Adventitia: Die Media der Venen geht ohne scharfe Angrenzung in die Adventitia über, über das die Venen mit ihrer Umgebung verankert sind. In der Adventitia verlaufen reichlich sensible und vegetative Nerven sowie die versorgenden Vasa vasorum.

Literatur
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  1. Lopes da Silva M et al. (2016) Type II PI4-kinases control Weibel-Palade body biogenesis and von Willebrand factor structure in human endothelial cells. J Cell Sci 129:2096-2105.
  2. HA Neumann (2014) Das Gerinnungssystem. ABW-Wissenschaftsverlag GmbH Berlin S.59.
  3. Randi AM (2016) Endothelial dysfunction in von Willebrand disease: angiogenesis and angiodysplasia. Thromb Res 141 Suppl 2:55-58.
  4. Ströbel P (2010) Anatomie und pathologische Anatomie des epifaszialen Venensystems. In: T Noppeney, H Nüllen Diagnostik und Therapie der Varikose. Springer Medizin Verlag Heidelberg S 10 -31
  5. Wagner A  (2010) Physiologie und Pathophysiologie der venösen Hämodynamik. In: T Noppeney, H Nüllen Diagnostik und Therapie der Varikose. Springer Medizin Verlag Heidelberg S 52 -60

Verweisende Artikel (1)

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