Humanes T-Zell-lymphotropes Virus

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

HTLV; humanes T-Zell-Leukämievirus

Erstbeschreiber

Gallo, 1980

Definition

HTLV1 ein Retrovirus ist Verursacher einer T-Zell-Leukämie, die ausschließlich im Erwachsenenalter auftritt. Weiterhin verursacht das Virus neurologische Erkrankungen. Reservoir sind CD4-T-Lymphozyten. 

Sein nächster Verwandter HTLV2 konnte 1982 aus einem Patienten mit Haar-Zell-Leukämie isoliert werden. 

Erreger

Humanes T-Zell-lymphotropes Virus 1 und 2 (fraglich auch 3 und 4), Familie: Retroviridae, Unterfamilie: Orthoretrovirinae, Gattung: Deltaretrovirus.

Das HTL-Virus integriert sich bei Patienten in das Genom von T-Lymphozyten (CD4+). Bei der Infektion integriert das Virus wahrscheinlich in das Genom vieler T-Lymphozyten und zwar an verschiedenen Stellen der DNA (sog.polyklonale Verteilung). Während der Latenzphase der Infektion (20-30 Jahre) werden dann jedoch bestimmte Lymphozytenklone selektioniert, sodass letztlich meist nur noch T-Zellen zu finden sind, bei denen das Virus entweder immer an der gleichen Stelle (monoklonale Verteilung) oder nur an sehr wenigen verschiedenen Stellen der DNA (oligoklonal) inseriert ist.

Die Insertionsstellen sind bei den einzelnen Patienten jedoch stets unterschiedlich. Daraus läßt sich folgern, dass die Insertionsstelle in die DNA keine Rolle für die maligne Entartung der betroffenen Zellen spielt. Chromosomenabnormitäten sind in HTLV-infizierten Lymphozyten häufig zu beobachten, insbesondere dann, wenn es sich um eine akute Verlaufsform der Leukämie handelt.

Durch die HTLV-Infektion wird eine massive Zellproliferation ausgelöst, wobei das viral kodierte „tax-Protein“ eine aktivierende Wirkung auf zelluläre Promotoren hat. Diese proliferierenden Klone stellen dann die Grundlage für die sich entwickelnden malignen T-Zell-Klone dar.

Vorkommen/Epidemiologie

Vorkommen: Mittel- und Südamerika, Karibik, Japan, tropisches Afrika, USA, Mittlerer Osten.

Übertragung: konnatal, Bluttransfusionen, Muttermilch, Intimkontakte, verunreinigte Kanüle.

HTLV 2 zeigt sich westlichen Ländern (insbesondere den USA) hauptsächlich bei Drogenabhängigen. Ebenso besteht bei isoliert lebenden Eingeborenenstämme hohe Prävalenz. In Europa kommt das Virus praktisch nicht vor.

In Japan liegt die Zahl der HTLV-1-Infizierten bei rund 1,0 Mio. Menschen. Die Seropositivität für HTLV-spezifische Antikörper schwankt je nach Region zwischen 1% und 35% in endemischen Gebieten. In Europa sind HTLV-Infizierte nur selten anzutreffen (Risikogruppen, z.B. Drogenkonsumenten).

  

Ätiologie

Viren sind in den mononukleären Zellen des peripheren Blutes, Infiltraten und Nervenzellen nachweisbar, die eine chronische Entzündung verursachen. Strittig ist, ob Autoimmunprozesse eine Rolle in der Pathogenese spielen.

Die Übertragung des Virus kann auf mehreren Wegen erfolgen:

  • Vertikal: von HTLV-infizierten Müttern transplazentar auf den Säugling
  • Geschlechtsverkehr: offenbar spielt hier die Übertragung von Mann zu Frau eine entscheidende Rolle
  • Bluttransfusionen: Blutplasma ist offensichtlich nicht infektiös, da HTLV stark zellassiziiert ist. 

Klinisches Bild

HTLV-1, seltener HTLV-2 induzierte Erkrankungen:

  • Malignes Lymphom (Adulte(s) T-Zell-Lymphom/Leukämie (HTLV+). Eine akute Leukämie entwickelt sich 20-30 Jahre nach der Primärinfektion. Die Patienten weisen >5% abnorme Lymphozyten sowie eine Hyperkalzämie auf. Die mittlere Überlebenszeit beträgt 6 Monate.  
  • Spinale Myelodegeneration (HTLV-1-Myelopathie) mit begleitendem Immundefekt
  • Opportunistische Infektionen wie Skabies, Pneumocystis jiroveci-Pneumonie und Strongyloidiasis.
  • HTLV-1-assoziierte infective Dermatitis (HTLV-1 associated infective dermatitis): seltene, schwere, exsudative ekzematöse Hautveränderungem an Kopf, Axillen und der Leistengegend.  Vorwiegend zeigen sich multiple disseminierte oder konfluierte kleine Papeln, bis hin zum generalisierten Befall. Die Hautveränderungen gehen der Myelopathie voraus. Vermutlich liegt eine allergische Fernreaktion auf superinfizierende Bakterien vor ( Id-Reaktion).
  • Myelopathie: beginnt meist in der 5. Lebensdekade. Inkubationszeit: 12 Monate. Langsam progrediente spastische Paraparese, gesteigerter Muskeltonus, Hyperreflexie, lumbale Rückenschmerzen, Harndrang mit Inkontinenz und sexuelle Impotenz, Schwäche der proximalen Beinmuskulatur. Bei manchen Patienten bestehen auch paraventrikuläre Entmarkungsherde des Gehirns.
  • Autoimmunsyndrome (begleitend) wie Uveitis, Arthritis und Sjögren-Syndrom.

Es finden sich mehrheitlich gesunde HTLV-I-Träger.

Diagnose

Klinische Symptome

Lymphozytose, aktivierte Lymphozyten, erhöhter CD4/CD8-Quotient.

Polyklonale Antikörperproduktion.

Serumantikörper (ELISA, Immunblot).

Direkter Virusnachweis in Blut und Gewebe mittels PCR.

Therapie

Symptomatisch. Ggf. Behandlung opportunistischer Infektionen. Ein Impfstoff steht bis heute nicht zur Verfügung. Ebensowenig wirksame Chemotherpeutika.

Literatur
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  1. Marchetti MA et al. (2015) Cutaneous manifestations of human T-cell lymphotrophic virus type-1-associated adult T-cell leukemia/lymphoma: a single-center, retrospective study. J Am Acad Dermatol 72:293-301
  2. Murata K, Yamada Y (2007) The state of the art in the pathogenesis of ATL and new potential targets associated with HTLV-1 and ATL. Int Rev Immunol 26: 249-268
  3. Taylor G (2007) Molecular aspects of HTLV-I infection and adult T-cell leukaemia/lymphoma. J Clin Pathol 60: 1392-1396
  4. Torres-Cabala CA et al. (2015) HTLV-1-associated infective dermatitis demonstrates low frequency of FOXP3-positive T-regulatory lymphocytes. J Dermatol Sci 77:150-155
  5. Tsukasaki K et al. (2014) Human T-cell lymphotropic virus type I-associated adult T-cell leukemia-lymphoma: new directions in clinical research. Clin Cancer Res 20: 5217-5225
  6. Yoshida N et al. (2015) Incidence of adult T-cell leukemia/lymphoma in nonendemic areas. Curr Treat Options Oncol 16:321

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