Epidermolysis bullosa dystrophica inversa rezessive Q81.2

Zuletzt aktualisiert am: 12.01.2022

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Synonym(e)

Inverse rezessive DEB; Inverse rezessive dystrophe Epidermolysis bullosa; OMIM: 226600; RDEB-I; RDEB inversa

Definition

Die inverse Variante der dystrophen Epidermolysis bullosa (RDEB-I), ist ein seltener Subtyp der generalisierten Epidermolysis bullosa dystrophica. Sie ist gekennzeichnet durch Blasenbildungen und Erosionen, die primär in intertriginöse Hautbereichen, dem Halsansatz, den oberen Rückenpartien und dem  lumbosakralen Bereich lokalisiert sind.

Ätiopathogenese

Ursache der Erkrankung sind Mutationen im Typ VII Kollagen-Gen (COL7A1). Mutationen in diesem Gen führen zu veränderter Funktion oder zu verringerter Menge an Kollagen VII (C7)  . Dadurch wird  der Einbau des Kollagens VII in die Ankerfibrillen beeinträchtigt. Diese verankern die Basalmembran in der darunter liegenden Dermis (Chiaverini C et al. 2010).

Die Untersuchungen von Woodley DT et al. (2021) zeigten, dass C7 aus RDEB-I-Mutationen im Vergleich zu Wildtyp-C7 eine verringerte thermische Stabilität, eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Proteaseverdauung, eine verringerte Bildung von Kollagentrimeren und eine verminderte Fähigkeit zur Förderung der Keratinozytenmigration aufwies. Darüber hinaus zeigten Fibroblasten von RDEB-I-Patienten eine intrazelluläre Anhäufung von C7 und eine abnorme Zellmigration bei 37 °C. Diese Anomalien können durch eine Senkung der Temperatur auf 30 °C korrigiert werden. Diese Daten könnten erklären, warum RDEB-I-Patienten klinische Läsionen in Bereichen entwickeln, in denen ihre Haut eine höhere Temperatur aufweisen.

Manifestation

Kleinkindalter, Neugeborenenzeit

Klinisches Bild

Generalisierte Blasenbildung und oberflächliche Erosionen, die unter Bildung von atrophischen  Narben und Milien abheilen. Nach den ersten Lebensjahren bildet sich das inverse Befallsmuster aus mit Blasenbildung in den Hautfalten, vor allem in den Achseln, submammär, inguinal, sowie am Halsansatz. Weiterhin sind die oberen Rückenpartien sowie der lumbosakrale und perianale Bereich betroffen. Eine Nageldystrophie ist charakteristisch für diesen Subtyp der autosomal-rezessiven Epidermolysis bullosa dystrophica.

Mundschleimhaut: Stets vorhanden sind Läsionen der Mundhöhle. Diese können zu einer Mikroglossie (Verlust der Zungenpapillen und Verschmelzung der Zunge mit dem Mundboden) und zu einer Ankyloglossie (Verödung des Mundvorhofs und progressive Verengung der Mundöffnung) führen.

Ösophagus: Die ösophageale Beteiligung ist oft schwer und mit dem Risiko einer Ösophagus-Verengung assoziiert (10% bzw. 90% bis zum Alter von 5 bzw. 30 Jahren), die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen kann.

Urogenitaltrakt: Läsionen des untersten Abschnitts des Urogenitaltrakts sind ebenfalls häufig und können zur Entwicklung einer Vaginalverengung führen, die die normale sexuelle Funktionsfähigkeit beeinträchtigen kann.

HNO: zu den weniger häufigen extrakutanen Merkmalen gehören rezidivierende Blasenbildung in den äußeren Gehörgängen mit rezidivierender Otitis externa. Es kann zur Stenose des äußeren Gehörgangs kommen , die mit einem partiellen Hörverlust einhergehen können. Berichte über Bildung eines Cholesteatoms liegen vor (Robertson SJ et al. 2021).

Augen: Erosionen der Cornea.

Hämatologie: Anämie.

Karzinomentwicklung: Patienten können Plattenepithelkarzinome der Haut entwickeln, wobei das kumulative Risiko bis zum Alter von 50 Jahren 23% erreicht. Die Karzinomrate ist deutlich geringer als bei den beiden generalisierten Subtypen der autosomal-rezessiven Epidermolysis bullosa dystrophica (RDEB (RDEB-sev gen und RDEB-intermediär)

Literatur
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  1. Chiaverini C et al. (2010) Inversa dystrophic epidermolysis bullosa is caused by missense mutations at specific positions of the collagenic domain of collagen type VII. J Invest Dermatol130:2508-2511. 
  2. Hashimoto I et al. (1976) Epidermolysis bullosa dystrophica inversa: Bericht über zwei Geschwisterfälle Hautarzt 27: 532-537. 
  3. Robertson SJ et al. (2021) Otological complications in inversa type recessive dystrophic epidermolysis bullosa. Clin Exp Dermatol doi: 10.1111/ced.15029. 
  4. van den Akker PC et al. (2011) The inversa type of recessive dystrophic epidermolysis bullosa is caused by specific arginine and glycine substitutions in type VII collagen. J Med Genet48:160-167. 
  5. Woodley DT et al. (2021) Characterization of mutant type VII collagens underlying the inversa subtype of recessive dystrophic epidermolysis bullosa. J Dermatol Sci 104:104-111. 

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