Auflichtmikroskopie, Gefäßmuster in Hauttumoren

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014

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Definition

Betrachtung erhabener oder eingesunkener Hauttumoren mittels Auflichtmikroskopie und Aufstellung charakteristischer Merkmale. Benachbarte Gefäße dienen als Referenz. 38% der Tumoren sind erkennbar vaskularisiert, am häufigsten Basalzellkarzinome mit 98%. Je schärfer sich ein Gefäß darstellt, desto oberflächlicher die anatomische Lage. 5 Gefäßmuster lassen sich definieren, die sich deutlich von normaler Haut unterscheiden (s. Tabelle 1).

Allgemeine Information

Weitere Merkmale erweitern die diagnostische Bedeutung (s.a. Tabelle 2): In epithelialen Tumoren, in denen Ausreifung der Keratinozyten in Hornzellen erfolgt, zeigen sich Punkt- oder Haarnadelgefäße, umgeben von weißem Keratinozytenhof, der im Zentrum des Tumors in eine gelbliche Masse übergeht, die Keratin entspricht Frühformen fast aller Tumoren weisen oft zarte Kapillaren (Durchmesser 10-20 μm) auf, Betrachtung mit 40facher Vergrößerung. Dies erleichtert die Diagnose von Basalzellkarzinomen bereits bevor ein Randsaum auftritt oder die Erkennung von Rezidiven mit Baumgefäßen im Narbengebiet möglich ist. Durchführung: Ultraschall-Kontaktgel oder Wasser zwischen Auflichtmikroskop und Tumor geben. Keinen Druck ausüben wegen Gefahr der Gefäßkompression.

Literatur
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  1. Kreusch J Koch F (1996) Auflichtmikroskopische Charakterisierung von Gefäßmustern in Hauttumoren. Hautarzt 47: 264-272
  2. Ruocco E et al. (2004) Noninvasive imaging of skin tumors. Dermatol Surg. 30(2 Pt 2): 301-310
  3. Wolf IH et al. (1997) Epilumineszenzmikroskopie zur Diagnose pigmentierter Hauttumoren. Hautarzt 48: 353-362
  4. Zalaudek I et al. (2004) Clinically equivocal melanocytic skin lesions with features of regression: a dermoscopic-pathological study. Br J Dermatol 150: 64-71

Tabellen

Gefäßmuster in der Auflichtmikroskopie

Beschreibung

Merkmale

Baumgefäße

Stark verzweigte, geschlängelte Gefäße, die dem Tumor aufgelagert sind. Spitzwinkelige (50-90%) Verweigung der dicken Hauptgefäße bis zu feinsten Kapillaren. Gelegentlich Überkreuzung von Ästen. Kaliberdurchmesser 0,18 mm der größeren bis 0,055 mm der Nebengefäße. Die größeren entsprechen makroskopisch Teleangiektasien.

Kranzgefäße

Die aufgelagerten Gefäße umfassen den Tumor und sind weniger gekrümmt und verzweigt. Durchschnittlicher Durchmesser 0,14-0,03 mm. Ausschließliches Vorkommen in Talgdrüsenhyperplasien, in denen sie die Talgdrüsen und den Ausführungsgang umfassen.

Kommagefäße

Kurze, kräftig gekrümmte, dem Tumor aufgelagerte Gefäße von etwa 0,06 mm Kaliber. Kurzer Verlauf parallel zur Hautoberfläche, dann wieder Verschwinden in Tiefe. Vereinzeltes und unregelmäßiges Vorkommen, selten Verzweigung. Gefäße typisch für dermale Naevi.

Haarnadelartige Gefäßschlingen, ausgehend vom dermalen Plexus, versorgen offenbar zahlreiche Tumoren. Je nach Länge der Schlinge entstehen unterschiedliche Gefäßmuster:

Punktgefäße

Dünne Tumoren weisen nur kurze Kapillarschlingen auf, die als rote Punkte imponieren. Diese Punkte sind nicht von einem Pigmentnetz umgeben. Durch sie entsteht bei pigmentarmen Tumoren ein rötlicher Farbton. Dicke etwa 0,03 mm. Vorkommen in malignen Melanomen und zahlreichen epithelialen Tumoren.

Haarnadelgefäße

Lange Gefäßschlingen dickerer Tumoren. Unterschiedlich starke Schlängelung und Knäuelbildung, Kaliber 0,03 mm. Gut erkennbar an Tumorrändern, denen sie meist schräg aufliegen. Im Tumorzentrum knotiger Tumoren Auftreten als Punktgefäße wegen des senkrechten Wachstums. Vorkommen häufig in dickeren malignen Melanomen, seborrhoischen Keratosen und sonstigen keratinisierenden Tumoren. Haarnadelähnliche Gefäße finden sich auch in Narben, ausgehend von den Schnitträndern, mit Verlauf parallel zur Hautoberfläche.


Hauttumoren und ihre charakteristischen auflichtmikroskopischen Merkmale

Erkrankung

Auflichtmikroskopische Merkmale

Basaliom

Baumartige Gefäßstruktur schon in Frühformen, Gefäße scharf dargestellt wegen oberflächlicher Lage.

Dermale melanozytäre Naevi

Großkalibrige Kommagefäße.

Epidermokoriale melanozytäre Naevi

Spiegeleiform mit zentralen, kleinen Flächen mit Punkt- oder Haarnadelgefäßen.

Malignes Melanom

Exzentrischer, flächenhafter Besatz mit gleichmäßig angeordneten Punkt- und Haarnadelgefäßen. Mit zunehmender Dicke Zunahme der Haarnadelgefäße gegenüber den Punktgefäßen. Ab 2 mm Tumordicke auch aufgelagerte, verzweigte Gefäße. Regressionszonen zeigen keine charakteristischen Strukturen. Amelanotische Melanome zeigen keine Keratinisierung, evtl. Pigmentreste und exzentrisch betonte Punkt- und Haargefäßanordnung.

Spitznaevus

Schießscheibenartiger Aufbau mit pigmentarmem Zentrum, in dem zahlreiche, gleichmäßig angeordnete Punktgefäße liegen und ein stärker pigmentiertem Rand.

Keratinisierende Tumoren

Weißer Hof um Haar- oder Punktgefäß mit anschließender gelblicher Keratinzone.

Talgdrüsenhyperplasien

Den Ausführungsgang umfassende Kranzgefäße.

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Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014