Arning, Eduard

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 15.05.2014

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Biographische Angaben

  • (¤ 1855, † 1936) In Manchester geboren, erhielt er seine schulische Ausbildung am Johanneum in Hamburg; dort Abitur. Seine medizinischen Studien absolvierte er in Heidelberg und Straßburg. In Berlin lernte er den Dermatologen Oskar Lassar, einen gebürtigen Hamburger, kennen, der ihn für das Fach begeisterte. Erste dermatologische Ausbildung bei Oskar Simon in Breslau. Unter Albert Neisser wurde Arning erster Assistent. Die Preußische Akademie der Wissenschaften beauftragte ihn die Lepra auf Hawaii zu erforschen.
  • Nach seinem Ausscheiden aus der Breslauer Klinik ging er von 1883-1886 als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung der Preußischen Akademie der Wissenschaften zur Erforschung der Lepra auf die Sandwich-Inseln nach Hawaii. Arning experimentierte hier mit Menschen, indem er sie mit Leprabakterien infizierte und die Entwicklung der Krankheit beobachtete (Inokulationsexperimente). Für seine Forschungen wurde ihm ein Etat von 10.000 Mark zur Verfügung gestellt. In seinem Forschungsantrag benannte Arning die "günstigen Experimentierbedingungen". Zunächst standen Experimente mit Tieren auf seiner Agenda, die er mit Lepraknötchen von Patienten des Leprahospitals in Kakako infizierte.
  • Anschließend (1884) folgten die ethisch verwerflichen Impfexperimente an gesunden Menschen mit bewusst in Kauf genommenem tödlichem Ausgang, deren Ergebnisse Arning 1889 in Prag bei der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (!) vorstellte. Sein Experiment betraf den von ihm als "Material" bezeichneten 48-jährigen Polynesier Keanu. Keanu war verheiratet und Vater von zwei Kindern. Analog zu seinen Tierexperimenten entnahm Arning einem Mädchen, das "seit Jahren das Bild einer tuberösen Lepra bot", ein Lepraknötchen und pflanzte es Keanu ein und beobachtete den Krankheitsverlauf. 1888 konnte Arning sein Experiment auswerten: "Ohren knotig verdickt und beträchtlich vergrößert, ebenso Haut der Stirn; Wangen, Nase und Kinn zeigen flache knotige Infiltrationen, Gesicht zeigt im Allgemeinen die charakteristische Facies leonina, Hände gedunsen." Damit konnte Arning zum ersten Mal den Nachweis erbringen, dass Lepra ansteckend ist. Für sein "Material" verlief das Experiment allerdings tödlich. Keanu wurde im Februar 1889 auf die Aussätzigeninsel Molokai verbannt und starb im März des Jahres 1889.
  • J. Jadassohn bemerkte noch 1925, anlässlich des 70. Geburtstages von Arning: "Es war tief in Ihrem ganzen Wesen und Ihrer Laufbahn begründet, dass Ihnen immer das rein Ärztliche, das Helfen und Heilen, in erster Linie stand". Offenbar war zu dieser Zeit die Fragwürdigkeit der menschenverachtenden Arning`schen Experimente kein ärztliches Gedankengut. Nach seinem Aufenthalt in Hawaii ließ sich Arning als Dermatologe in Hamburg nieder. 1906 übernahm er eine Oberarztstelle am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg in Hamburg. 1914 Ernennung zum Professor. 1923 nach Ausscheiden von P.G. Unna wurde er an der Hamburger Universität dessen Nachfolger. Seine bekanntesten Schüler waren Felix Lewandowsky und sein Nachfolger in Hamburg, Hans Ritter.

Verweisende Artikel (2)

Jordan, Paul; Ruete, Alfred;